Lichtzeit - Gibson, G: Lichtzeit - Nova War
rechnen«, meinte sie. »Bereitet dir etwas ganz Bestimmtes Sorgen?«
»Viele der Leute, mit denen wir es zu tun haben, fürchten sich vor dir, und dieser Umstand kommt der Behörde gewaltig zugute.
Für die Generation nach der Shoal-Ära bist du so etwas wie der Schwarze Mann, fliegst in Sonnen hinein und vernichtest jeden, der dir in die Quere kommt.« Er zuckte die Achseln. »Ohne dich wird es schwerer sein, die Menschen einzuschüchtern.«
»Danke für das Kompliment.«
Corso bedachte sie mit einem versöhnlichen Grinsen.
»Bevor ich aufbreche, müssen wir noch über ein paar Dinge reden«, fuhr sie fort. »Punkt eins – ich weiß nicht, ob die Shoal jemals zurückkehren werden, aber falls sie es tun, kommen sie bestimmt nicht in freundlicher Absicht, deshalb musst du Greeley, Maknamuri und alle anderen Idioten, die eine andere Meinung vertreten, eines Besseren belehren. Für die Shoal sind wir nichts weiter als potenzielle Rivalen, besonders wenn wir anfangen, unsere eigenen Transluminal-Antriebe zu bauen. Aber solange sie sich in diesem eskalierenden Krieg mit den Emissären befinden, und solange sie nicht vergessen, was ich ihnen antun könnte, bleiben sie vielleicht auf Distanz.«
»Was könntest du ihnen denn antun?« Benommen schüttelte er den Kopf. »Außer dem, was offensichtlich ist, meine ich.«
»Ich kenne die Koordinaten ihrer Heimatwelt, und die gehören zu ihren am besten gehüteten Geheimnissen. Wenn die Emissäre nur wüssten, wo sie zu finden ist, könnten sie der Hegemonie den Todesstoß versetzen.«
Corso setzte sich gerade hin. »Sie könnten aber auch dieses ganze System zerstören und hoffen, dich mitsamt uns allen zu töten. Damit wäre ihr Problem gelöst. Ist das der wahre Grund für dein Fortgehen? Um uns andere zu schützen?«
Sie nickte. »Ocean’s Deep wird umso anfälliger für Angriffe von außen, je mehr Zeit ich hier verbringe. Aber die Shoal haben keine Sonne, Lucas. Sie befördern ihre gesamte Welt in eine Region mit nur sehr wenigen Sternen hinein, einfach um das Risiko zu vermindern, dass ihr Heimatplanet vernichtet wird. Doch sollten sie den Fehler begehen und uns attackieren, kann ich den
Emissären die Koordinaten ihrer Welt geben. Und dann können sie wirklich um ihr Überleben kämpfen.«
So viel Macht, sinnierte er. Es fiel ihm leichter, stellte er fest, Dakota als nicht mehr vollständig menschlich zu betrachten.
Corso rieb sich das Gesicht; er wollte nicht länger über galaktische Imperien und explodierende Sterne nachdenken. »Nun, ich denke, wir werden auch ohne dich zurechtkommen, während du fort bist. Es sind bereits fast ein Dutzend Navigatoren im Einsatz, und Dutzende von neuen Kandidaten werden von Langley auf ihre psychische Eignung getestet. Er schlägt ein aus drei Personen bestehendes Sicherheitssystem vor. Sollte einer der Piloten durchdrehen und versuchen, irgendeinen Stern zu sprengen, reagiert sein Schiff nur, wenn mindestens zwei weitere Piloten gleichzeitig den Befehl bestätigen.«
»Die Idee finde ich gut«, erwiderte Dakota, die in Gedanken eindeutig weit entfernt war. Doch dann schien sie sich wieder voll und ganz auf Corso zu konzentrieren.
»Du planst doch etwas«, mutmaßte er argwöhnisch. »Du hast eine Aufgabe für mich.«
Sie änderte ihre Sitzhaltung auf dem Sofa und legte eine Hand auf seine Schulter. »Es gibt da etwas, das wir beide wissen, worüber aber keiner offen spricht – nämlich, dass selbst tausend Friedensschiffe nicht genügen werden, um die Einheit des Konsortiums aufrechtzuerhalten. Dazu bedarf es mehr. Wir müssen unsere eigenen Kernschiffe bauen, aber wir verfügen nicht über die Mittel, ganze Monde auszuhöhlen, wie die Shoal es praktizieren. Aber wir besitzen mit Boostern versehene Welten wie Sant D’Arcangelo. Nichts spricht dagegen, dass wir Antriebsdorne darauf installieren und mit ihnen durch das Universum kreuzen.«
Er dachte sorgfältig über diesen Vorschlag nach, ehe er antwortete. »Eine Menge dieser Welten sind eigenständige Nationen, Dak. Du kannst nicht einfach hingehen, eine Piratenflagge darauf hissen und mit ihnen ins Blaue hineinsegeln.«
»Vielleicht bleibt uns gar nichts anderes übrig, wenn wir jemals in die Verlegenheit geraten, große Populationen befördern zu müssen. Einige dieser Welten, auf denen man die Bevölkerungen von Kernschiffen ablud, werden schon in wenigen Monaten ein Desaster erleben, wenn wir ihnen nicht helfen, ihre Not zumindest zu lindern.«
Ungläubig
Weitere Kostenlose Bücher