Lichtzeit - Gibson, G: Lichtzeit - Nova War

Titel: Lichtzeit - Gibson, G: Lichtzeit - Nova War Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gary Gibson

Vom Netzwerk:

diejenige, die dieses Scheusal auf mich losgelassen hat. Wieso sollte ich Ihnen dann noch Gehör schenken?«
    »Weil wir beide letzten Endes dieselben Ziele verfolgen, Händler. Jeder von uns ist bestrebt, sein eigenes Volk zu retten.«
    Das Shoal-Mitglied driftete näher heran, und die stummelartigen Tentakel, die unter der Hauptmasse seines Körpers baumelten, wanden sich nun vor Groll. »Sicher genießen Sie das alles sehr, Miss Merrick, trotzdem muss ich Sie davon in Kenntnis setzen, dass Sie tot sind. Vor mir sehe ich nur eine leere Hülle, in der das Herz eines Navigators der Weisen schlägt. Mittlerweile sind Sie genauso wenig ein Mensch wie diese Kreatur, die sich als Hugh Moss bezeichnet.«
    »Ich brauche keinen Unterricht in Philosophie.« Dakota tat einen Schritt nach vorn und tippte mit dem Zeigefinger gegen die schwach glitzernde Oberfläche der Kraftfeldblase. Bei der Berührung spürte sie einen leichten, kribbelnden Schlag. »Ich will wissen, was passierte, als Sie sich auf die Suche nach dem Schöpfer machten.«
    »Zuerst muss ich Sie fragen, bis in welche ominösen Tiefen Ihr Wissen über meine Lebensgeschichte hineinreicht, Miss Merrick.«
    »Es geht sogar sehr tief.«
    »Rückblickend denke ich viel über die Wege nach, die ich geschwommen bin. Ich hätte mich bemühen sollen, Ihre Spezies in Einsamkeit und Finsternis zu ertränken, lange bevor ein so hoher Schaden angerichtet werden konnte.«

    Etwas glänzte im tiefen Wasser unter der Blase des Händlers, und sie sah die Umrisse der Antriebsdorne seiner Yacht, die begannen, sich mit Energie aufzuladen. Er bereitete bereits seine Flucht vor. Sie konnte sich ziemlich gut vorstellen, welche technologischen Reichtümer der Kalif zum Dank für die Überlassung dieses Schlupfwinkels erhalten hatte, aber sie fragte sich, was der Schwimmer-in-turbulenten-Strömungen mit dem Haus von Attar anstellen würde, wenn er herausfand, dass seine Beute entkommen war.
    Sie verkniff es sich, den Händler daran zu erinnern, wer diesen Nova-Krieg begonnen hatte. »Die Weisen gelangten in unsere Galaxie, weil sie nach einem Schöpfer suchten, der ihrer Überzeugung nach die Technologiehorte angelegt hatte. Nun finde ich heraus, dass Sie sich selbst auf die Suche nach dem Schöpfer begaben. Ich will wissen, was passiert ist.«
    »Ach, Dakota, früher waren wir beide uns sehr ähnlich; wir wurden getrieben von einem romantischen Drang, von dem Idealismus der Jugend. Aber Sie sind immer noch jung und tatendurstig, bereit, loszustürmen, um Abenteuer zu erleben und Ehre einzuheimsen.« Der Händler drehte sich in seiner Blase, und seine ledrigen Flossen winkten sachte. »Wie sehr ich Mutter Ozean und ihre erdrückende Umarmung vermisse; wie sehr ich es hasse, im Exil leben zu müssen. Und dennoch würde ich alles, was ich bis jetzt getan habe, wieder tun, ganz bestimmt, nur um ihre kalten, schwarzen Tiefen zu bewahren.«
    Er stieß gegen die Seite seiner Kraftfeldblase, die ihr am nächsten war. »Ich wüsste gern, wem Sie Loyalität geschworen haben, oder sprechen all jene die Wahrheit, die behaupten, Sie dienten ausschließlich Ihrer eigenen Sache?«
    »Ich fühle mich nur dem Leben gegenüber verpflichtet«, versetzte sie. »Und ich glaube, dass jeder ein Recht auf Leben hat.«
    Seine Greiftentakel kringelten sich vor Erheiterung. »Die Emissäre massieren ihre Truppen. Manchmal kann ich sie spüren
wie schwarze Segel auf einem ruhigen Meer, die man weit hinten am Horizont erblickt.«
    »Es gibt eine Möglichkeit, all dem ein Ende zu setzen, Händler. Die Bibliothekare der Weisen haben es mir versichert, und der Schöpfer – wenn diese Wesenheit immer noch irgendwo da draußen ist – kennt vielleicht die Antwort. Ich möchte gern wissen, was er Ihnen gesagt hat.« Sie hielt inne, um sich zu sammeln. »Ich möchte wissen, warum Sie scheiterten.«
    »Ah.« Die Wellen unter dem Händler zitterten, einander überlagernde Muster huschten kreuz und quer über das Wasser. »Ich wurde für unzulänglich befunden, und dasselbe Urteil wird über Sie gefällt werden.«
    »Ich verstehe nicht.«
    »Haben Sie denn keine Märchen gelesen, mein liebes Kind? Hatten Sie keine Eltern, die Sie in den Schlaf wiegten und Ihnen Geschichten über Wagemut und Tollkühnheit erzählten? Ich suchte den Drachen in seiner Höhle auf, mein törichtes Mädchen, und stellte fest, dass ich nicht reinen Herzens genug war, um Zugriff auf die von ihm gehorteten Geheimnisse zu erlangen.«
    Er verspottete