Lichtzeit - Gibson, G: Lichtzeit - Nova War
Automat, und Moss war sich bereits ziemlich sicher, welcher der beiden umgestalteten Krieger diesen Kampf gewinnen würde. Doch dieses Wissen war durchdrungen von der Erkenntnis, dass Da’ud, vorausgesetzt, er ging als Sieger aus diesem Duell hervor, förmlich danach gierte, bei der nächsten sich bietenden Gelegenheit Moss selbst zu einem Kampf herauszufordern.
Und dazu durfte es gar nicht erst kommen.
Moss gönnte Da’ud ein flüchtiges Lächeln; Herausforderungen dieser Art hatte er früher schon erlebt und noch jedes Mal gewonnen. Wenn er die Lage richtig einschätzte, dann würde Da’ud hauptsächlich wegen seines intakten Verstandes in diesem Fall der Überlegene sein, und der ziemlich roboterhafte Victor würde aller Wahrscheinlichkeit nach verlieren.
Und sollte er sich irren, dann würde Victor Da’ud umbringen, und damit wäre für Moss ein potenzielles Problem gelöst. Wie auch immer, Moss hatte die Rivalität der beiden Männer gezielt in die Wege geleitet und ihren Hass aufeinander geschürt, in der Hoffnung, dass es eines Tages genau zu einer Konfrontation wie dieser kommen würde.
Victors Körper spannte sich in einer Weise an, die signalisierte, dass er zum Angriff bereit war. Nun zog Moss einen Dolch aus einer Innentasche seines langen Mantels und schleuderte ihn in die Grube. Mit wippendem Griff blieb die Klinge ganz in Victors Nähe in dem federnden Bodenbelag stecken.
Zwei glitzernde Augenpaare starrten mit einer Mischung aus Respekt, Angst, Entsetzen und Hass zu Victor hinauf.
»Wartet«, befahl Moss ruhig. Im nächsten Moment betrat die Stellvertreterin der Königin vom Immerwährenden Licht zusammen mit einer auserlesenen Gruppe von königlichen Ratsmitgliedern
und Beratern den Raum mit der Todesmanege. Die Ersatzkönigin war jung und bekam nur gerade so viel von den mutagenen Sekreten der Königin zugeführt, wie sie brauchte, um fett und buchstäblich unsterblich zu werden, ohne indes die ungeheure Leibesfülle ihrer Herrscherin zu erreichen.
Diese Stellvertreterin – wenn sie Glück hatte und sich als entsprechend loyal erwies – erhielt vielleicht in einem fernen, zukünftigen Jahrtausend die Gelegenheit, ihren eigenen Hive zu gründen. Bis es jedoch dazu kam, diente sie derselben Königin, die gleichzeitig ihre Mutter war und von der überdies sämtliche anderen Hive-Bewohner abstammten. Und obwohl die Stellvertreterin nicht die gewaltigen Ausmaße ihrer Königin besaß, war ihr Umfang dennoch so kolossal, dass sie eine Energiefeld-Plattform ganz für sich allein beanspruchte. Sie schien auf einer Fläche aus buntem Licht in den Raum zu schweben, wobei der Feldgenerator sich unter den überquellenden Fettfalten verbarg, aus denen ihr Körper hauptsächlich bestand. Die königlichen Ratgeber stolzierten rechts und links von ihr einher.
Kurz nachdem die Königin vom Immerwährenden Licht Hugh Moss Zuflucht im Night’s-End-System gewährte, begann er damit, seinen Körper chirurgisch so zu verändern, dass er die Duftsprache verstand, mit der die Bandati sich regelmäßig verständigten. Mühelos erfasste er die Aura von gebieterischer Distanziertheit, die von seiner Besucherin ausging.
»Die Stellvertreterin ihrer Erhabenen Herrscherin, der Königin vom Immerwährenden Licht, entbietet Ihnen ihre Grüße«, sprach einer der Ratgeber in einen matt glühenden Translator, der direkt vor seinen Mundwerkzeugen hing. Nach einem Blick auf die eingegrenzte Manege fuhr er fort: »Und sie wünscht, über die Art der Unterhaltung informiert zu werden, die Sie für uns geplant haben.«
Moss deutete eine Verbeugung an und zeigte hinunter auf Da’ud und Victor, die immer noch geduldig warteten. »Dies,
meine teure Königin-Stellvertreterin, ist die Methode, mit der ich die Ergebnisse meiner fortwährenden Forschungsarbeit teste«, erklärte er, sorgfältig auf die klickenden Geräusche achtend, mit denen der Translator seine Worte simultan in die Bandati-Sprache übersetzte. »Wie Sie bereits wissen, sind meine Erzeugnisse sehr gefragt.«
»Dann sind diese beiden da unten also Ihre neuesten Mörder?«, wandte sich die Stellvertreterin direkt an ihn, leise Knacklaute in ihren eigenen Translator sprechend.
Moss wusste, dass jedes Wort, jede Nuance, via Tach-Netz-Transmission ohne Zeitverzögerung an die Königin vom Immerwährenden Licht weitergeleitet wurden. Noch während die Stellvertreterin redete, rückte ihr Gefolge vor, bis es das Geländer über der Grube umringte.
»Jawohl,
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