Lieb mich schoener Fremder
Gut, dass Sie da sind. Phyllis wartet auf Sie."
"Ich gehe sofort zu ihr." Jennifer durchquerte den Raum, um zum Büro der Chefin zu gehen.
Wahrscheinlich wollte Phyllis mit ihr erörtern, wie sie neue Zeitarbeitskräfte für die Agentur gewinnen konnten. Jennifer wusste, es würde ein Schock für die Chefin sein, wenn sie so überraschend kündigte. Aber besser, sie brachte es jetzt gleich hinter sich.
"Übrigens, Jennifer", rief Marlene und folgte ihr in den Korridor. "Bei Phyllis sitzt ein neuer Kunde, der Sie sprechen möchte. Ein Mister Montero."
"Montero?" Jennifer hob die Augenbrauen. "Ein neuer Kunde?"
"Ja. Er sucht eine Aushilfe. Soviel ich verstanden habe, haben Sie schon einmal für ihn gearbeitet."
"So?" Jennifers Gedanken überschlugen sich. Montero - hatte sie diesen Namen nicht schon einmal gehört in ihrem früheren Leben in New Orleans? Hatten ihre Feinde sie aufgespürt?
Bevor sie ihre konfusen Gedanken ordnen konnte, öffnete sich die Tür zu Phyllis' Büro, und ihre grauhaarige Chefin erschien.
"Da sind Sie ja, Jennifer. Ich habe einen Kunden zu Besuch, und wir haben gerade von Ihnen gesprochen." Mit einer resoluten Geste bedeutete sie Jennifer einzutreten. "Sie erinnern sich sicher an Mr. Montero. Er sagte mir, dass Sie früher schon für ihn gearbeitet hätten und
... " Der Rest ihrer Worte rauschte als ein zusammenhangloses Gemurmel an Jennifer vorbei, als sie den Besucher erblickte.
Sie starrte Trev sprachlos an. Ihr Kopf war plötzlich leer, und alles in ihrem Blickfeld verblasste und verschwamm - außer ihm.
Langsam erhob er sich aus dem Besuchersessel, bis er in seiner vollen Größe vor ihr aufragte. Sogar in seinem teuren Geschäfts-Outfit - weißes Hemd, dunkles Jackett, graue Flanellhose - strahlte er eine sinnliche Vitalität aus, die ihren Puls auf Hochtouren brachte.
Am meisten brachte sein Blick sie durcheinander, dieser bedeutungsvolle, glühende Blick, der sie unverwandt fixierte.
"Hi, Jen." Sein charmantes Lächeln hatte einen leicht spöttischen Zug. Er streckte ihr die Hand hin. "Gut, Sie wieder zu sehen."
Sie drückte kurz seine Hand und brachte mit großer Mühe eine Begrüßung zu Stande.
"Ich habe Phyllis gerade gesagt, wie sehr ich das letzte Mal von Ihnen angetan war, als Sie für mich gearbeitet haben."
Für ihn gearbeitet. Endlich dämmerte es ihr. Er spielte auf den Freitagabend an. Was hatte er Phyllis erzählt? War er gekommen, um zu veranlassen, dass sie gefeuert wurde? Und falls ja, warum?
"Tatsache ist, dass sie die beste Hilfe war, die ich je hatte." Obwohl er Phyllis ansprach, blieb sein Blick auf Jennifer geheftet. "Deshalb möchte ich sie unbedingt wieder haben."
Seine raue Stimme sandte ein heißes Prickeln über ihre Haut - trotz ihrer wachsenden Nervosität. Was meinte er mit diesen Anspielungen? Wollte er sie wirklich als Aushilfskraft anheuern, in der Hoffnung, dass sie dann wieder mit ihm ins Bett gehen würde?
"Ich muss sagen, ich bin ziemlich überrascht", erklärte Phyllis und wandte sich zu Jennifer.
"Ich wusste nicht, dass Sie auf diesem Gebiet gearbeitet haben. In der ganzen Zeit, die Sie nun schon bei uns sind, haben Sie das nie erwähnt."
"Es ist lange her", brachte Jennifer stockend heraus.
"Lange? Dann muss ich ein anderes Zeitgefühl haben als Sie", bemerkte Trev.
Jennifer warf ihm einen warnenden Blick zu.
"Natürlich freut es mich, dass Sie Jennifer in so guter Erinnerung haben, Mr. Montero. Und ich verstehe, dass Sie sie wieder anheuern möchten. Aber ...", Phyllis ließ sich auf dem Stuhl hinter ihrem wuchtigen Schreibtisch nieder, "... leider ist das nicht möglich." Ihr entschuldigendes Lächeln machte ihre strengen Züge weicher. "Jennifer vertritt unsere Agentur nach außen. Sie akquiriert neue Kunden und fungiert als Vermittlerin zwischen unseren Mädchen und unseren Auftraggebern. Das ist ihr Arbeitsfeld. Verstehen Sie?"
Er starrte Phyllis überrascht an. Dann aber veränderte sich sein Ausdruck. "Verstehe." Er sah geradezu erleichtert aus.
Aber weshalb sollte er erleichtert sein? Es machte keinen Sinn. Noch weniger Sinn machte sein falscher Name ...
"Um ganz ehrlich zu sein", sagte Phyllis lächelnd, "ich hatte keine Ahnung, dass Jennifer die Kenntnisse besitzt, die ein Bürojob erfordert. Sie wissen schon - Steno, Tippen, Arbeit am Computer - eben alles, was man heutzutage als Sekretärin können muss."
Trev runzelte verdutzt die Stirn. "Sekretärin?"
Nun endlich ging Jennifer ein Licht auf. Er hatte die
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