Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Lieb mich schoener Fremder

Lieb mich schoener Fremder

Titel: Lieb mich schoener Fremder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Donna Sterling
Vom Netzwerk:
"Ich möchte dich etwas fragen, Jen."
    Sie blickte auf. "Ja?"
    "Warum hast du letzte Nacht nicht bei mir geschlafen?"
    Sie kaute auffallend lange an ihrem Bissen Brot. "Das war nicht in unserer Abmachung enthalten."
    "Das weiß ich. Glaub mir, ich hatte nicht die Absicht, mit dir zu schlafen. Aber nach gestern Abend dachte ich, du hättest nichts dagegen, mein Bett zu teilen." Er ergriff ihre Hand, fast überrascht, dass sie sie nicht fortzog.
    Ihr Blick wurde weich. "Offen gesagt hätte ich auch nichts dagegen gehabt..."
    "Aber?" Er streichelte mit dem Daumen ihre Handfläche.
    "Aber ich bin, was ich bin. In meinem Leben ist kein Raum für eine Beziehung."
    "Habe ich gesagt, dass ich eine Beziehung möchte?"
    "Möchtest du eine?" Ihre Finger streichelten seine Hand.
    "Ja, das möchte ich. Jedenfalls für die Zeit, die wir zusammen sind. Und ich will nichts mehr über deinen ,Nebenjob' hören - es sei denn, du möchtest mir die volle Wahrheit erzählen. Kein Wort mehr über Kicks und Abenteuer und lüsterne Freier und nicht-existente Zuhälter. In den nächsten beiden Tagen und Nächten hast du keine Vergangenheit und keine Zukunft. Nur die Gegenwart, hier und jetzt, mit mir."
    Jennifer biss sich auf die Lippen. Wenn er gewusst hätte, wie wundervoll das für sie klang.
    Keine Vergangenheit und keine Zukunft, für zwei Tage und zwei Nächte die Zeit anhalten.
    Und mit Trev glücklich sein. Ein allerletztes Mal. Die Versuchung war so groß.
    Konnte sie es riskieren? Was, wenn er darauf bestand, das Licht anzulassen, wenn sie sich liebten? Und dann das Problem mit ihren Kontaktlinsen, die ihre Augen bei zu langem Tragen reizten. Sie musste sie wenigstens für ein paar Stunden herausnehmen.
    Was für lächerliche Sorgen, verglichen mit der Chance, mit ihm zusammen sein zu können!
    Dennoch durfte sie die Details nicht ignorieren. Aber sie liebte Trev. Sie wollte ihn.
    Abrupt zog sie ihre Hand weg und stand auf. "Ich wasche ab. Und dann helfe ich dir beim Auspacken. Schließlich bezahlst du der Agentur ein dickes Honorar für meine Arbeit. Du willst doch dein Büro einrichten, oder?"
    Sie spürte seine Frustration, aber er war klug genug, sie nicht zu bedrängen.
    "Ja. Es wird nur ein Provisorium sein, bevor ich Büroräume in der Stadt miete. Du könntest schon mal die Kartons auspacken, am besten zuerst die mit der Aufschr ift "H", darin sind die Sachen fürs Haus. Ich stelle inzwischen die Regale für die Ordner auf."
    Jennifer hätte nie geglaubt, dass der simple Job des Auspackens sie so aufwühlen würde.
    Da waren die Küchenutensilien, die sie als frisch gebackene Ehefrau gekauft hatte. Dann die Quilts und gewebten Decken, die die Betten und Sofas in ihrem Heim geschmückt hatten.
    Und als sie sich den Kleiderkarton vornahm, dachte sie daran, wie sie Trevs Hosen und Jacketts in den Schrank gehängt, seine Pullover und T-Shirts ge faltet und in die Schubladen gelegt hatte. Das Gleiche tat sie jetzt, mit zugeschnürter Kehle.
    Am schlimmsten wurde es, als sie einen Karton mit Fotos auspackte. Als sie ein großes gerahmtes Bild in der Hand hielt, kam Trev vom Wohnzimmer herüber. "Die Regale stehen", sagte er und warf einen Blick auf das Foto. "Meine Geschwister", erklärte er und bückte sich, um einen Karton zu öffnen. "Es ist lange her."
    Ja. Es war lange her. Das Bild stammte aus der Zeit, als sie die Familie kennen gelernt hatte.
    Der kleine quirlige Frechdachs Sammy war acht gewesen. Die süße, schüchterne Veronica, mit dreizehn mitten in der Pubertät. Und der achtzehnjährige Christopher, der trotz seiner Behinderung nie aufgab und sie offen bewundert hatte. Christopher hatte Jennifer - damals noch Diana - die Gebärdensprache beigebracht, durch ihn war sie auf die Idee gekommen, mit gehörlosen Kindern zu arbeiten. Er würde stolz sein, wenn er sehen könnte, wie perfekt sie jetzt die Gebärdensprache beherrschte.
    Wie sehr Jennifer die drei geliebt hatte, die drei Jahre, bevor sie in die Familie kam, ihre Eltern durch einen Autounfall verloren hatten. Sie hatte versucht, ihnen über den Verlust hinwegzuhelfen, denn sie wusste, was es bedeutete, ohne Eltern zu sein.
    Sie griff nach dem nächsten Foto und erstarrte. Ihr Hochzeitsbild. In goldenem Kerzenlicht lächelten ein viel jüngerer Trev und eine strahlend glückliche Diana einander in tiefer Hingabe an. Für immer, hatten sie beide geglaubt. Als sie Trevs Blick bemerkte, stapelte sie die ausgepackten Fotos hastig in ihren Armen. "Wo sollen die

Weitere Kostenlose Bücher