Lieb mich schoener Fremder
keine ..." Wieder verstummte sie mitten im Satz. Regungslos, die Decke vor ihrer Brust haltend, saß sie da.
Er blickte in ihre grünen Augen und versuchte die ungeheuerliche Wahrheit in ihrer ganzen Tragweite zu begreifen. Langsam hob er die Hände und umschloss ihr Gesicht, drehte es von einer Seite zur anderen, strich mit dem Daumen über ihre Wangen, die Jochbögen, die Lippen. Auch ihre Nase war verändert, ihr Kinn, ihre Augenlider. "Warum?" flüsterte er. "Sag mir, warum."
"Ich weiß nicht, wovon du redest."
Ärger stieg in ihm hoch. "Keine Lügen mehr. Das Spiel ist vorbei. Sag es mir, Diana.
Warum?"
"Ich heiße nicht Diana!" rief sie. "Lass mich los."
Er gab sie frei, und sie schoss aus dem Bett, schnappte sich sein Jeanshemd vom Stuhl und zog es hastig an.
"Was hast du vor?" fuhr er sie an. "In dein Zimmer rennen und die blauen Kontaktlinsen einsetzen? Schnell was anziehen, um den Schmetterling zu verdecken?"
Dabei, das Hemd zuzuknöpfen, erstarrte sie mitten in der Bewegung. "Was für ein Schmetterling?"
"Du hast versucht, ihn wegzumachen, aber die Farben sind noch da. Aber ich hab dich auch ohne die Tätowierung erkannt. Vergiss nicht, wie gut ich dich gekannt habe, als du meine Frau warst."
Sie starrte ihn stumm an.
Er stand auf, warf seinen Bademantel über, zerrte den Gürtel zu. "Du schuldest mir zumindest eine Erklärung", schäumte er, "und du wirst dieses Zimmer nicht verlassen, ehe du mir die nicht gegeben hast."
Ihre Unterlippe begann zu beben. "Es tut mir so Leid, Trev. "
Jetzt fühlte er sich noch erbärmlicher - falls das überhaupt möglich war. Ihre Entschuldigung kam einem Schuldbekenntnis gleich und machte das Undenkbare nur allzu real. "Es tut dir Leid? Weißt du, was du mich hast durchmachen lassen? Mich und meine Familie? Glaubst du, es ist mit einem ,oh, sorry' abgetan?" brüllte er. "Ich will wissen, warum du mich ohne ein Wort verlassen hast. Warum du dein Aussehen verändert hast und unter einem anderen Namen lebst. Ich will wissen, warum ich die letzten sieben Jahre in der Hölle zugebracht habe."
Sie machte ein schuldbewusstes, zerknirschtes Gesicht. "Da ist so viel, was du nicht weißt."
"Ja, offenbar. Würdest du bitte die Güte haben und endlich zur Sache kommen? Was weiß ich nicht?"
"Unsere Ehe war auf lauter Lügen begründet", fuhr sie mit angespannter Stimme fort. "Ich hab dir erzählt, ich sei in Chicago geboren, aber ich bin in New York geboren und in New Orleans aufgewachsen."
Er verstand nicht, wieso sie über eine so unbedeutende Sache gelogen hatte. Ihm war egal gewesen, woher sie stammte - außer als er nach ihr suchen ließ. Nun wurde ihm klar, warum die Detektive keine Hinweise auf ihre Herkunft gefunden hatten.
"Ich hab dir erzählt, mein Vater sei Versicherungsvertreter gewesen", sagte sie, "und dass ich nach seinem Tod keine Familie mehr hatte. Ich sagte, ich hätte während meiner Ausbildung arbeiten müssen. Das war alles gelogen. Ich habe eine riesige Familie und bin in Reichtum aufgewachsen - in einer prächtigen Villa, mit Hauspersonal, einem Chauffeur, teuren Wagen und so viel Geld, wie ich ausgeben wollte."
Das hätte er sich eigentlich denken können. Sie hatte immer einen teuren Geschmack gehabt, und ihre Eleganz schien tief verwurzelt zu sein. "Das ist mir alles ziemlich egal. Ich will nur wissen, warum du gelogen hast."
"Mein Vater war in Wirklichkeit Buchmacher. Er hat Wetten von sehr reichen Leuten aus aller Welt angenommen. Und er ist nicht tot, sondern sehr lebendig." Sie erzählte die ganze lange Geschichte. "Meine einzige Chance, am Leben zu bleiben, ist das Zeugenschutzprogramm", schloss sie.
Trev schüttelte fassungslos den Kopf. "Mein Gott, was hast du durchgemacht! Warum hast du mir von alldem nichts gesagt?"
Ihr edler Ritter in schimmernder Rüstung stieg wieder auf sein Ross. Der Gedanke machte sie verrückt vor Angst. Sosehr sie sich seine Vergebung wünschte, sein Verständnis ... seine Liebe - sie musste eine Schranke zwischen ihnen lassen. Zu seinem eigenen Besten. "Weil ich keinen Sinn darin gesehen habe."
"Keinen Sinn?" Er fasste sie bei den Schultern und sah sie stirnrunzelnd an. "Du bist meine Frau, Diana. Ich hätte bei dir sein müssen. ,In guten wie in schlechten Zeiten' - war das nicht unser Gelöbnis?"
"Ich habe dies Gelöbnis unter einem falschen Namen abgelegt. Und es später bereut."
Wieder war er sprachlos.
"Ich war noch ein Kind, als wir uns kennen lernten", flüsterte sie, "allein und ohne
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