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Liebe 2.0

Liebe 2.0

Titel: Liebe 2.0 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mareike Giesen
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nicht in den nächsten
Stunden nach Norman Bates zu sehnen, bemühe ich mich schließlich, ein normales
Gespräch in Gang zu bringen, was auch in Max’ Sinne sein dürfte. Immerhin hat er sich neben mich gesetzt.
    „Also – was
machst du hier?“, frage ich noch einmal, als der Zug aus dem Bahnhof rollt.
Unverfänglicher geht es kaum.
    „Ich war bis
jetzt bei meiner Familie, den ganzen Feiertagsmarathon absolvieren: Eltern,
Großeltern, noch mal Großeltern, Urgroßeltern, Tanten und Onkeln – ich sage
dir, der Iron Man ist nichts dagegen!“
    Als würde ihm
allein bei dem Gedanken an die letzten Tage wieder der Schweiß ausbrechen,
fächelt Max sich mit dem Ausschnitt seines Pullis ein wenig Luft zu, was eine
vertraute Chrome -Wolke zu mir wehen lässt. Unauffällig blähe ich die
Nüstern, und mich überkommt ein warmes Gefühl. Ich mag es, wenn Männer sich für
ihre Familie engagieren, auch wenn es anstrengend ist. Ich finde, das zeigt,
dass Mann etwas Wesentliches im Leben begriffen hat. Etwa was Dankbarkeit
bedeutet. Respekt. Und Liebe.
    Das warme Gefühl
in meinem Magen verstärkt sich und bekommt Gesellschaft. Und zwar von einer
großen Portion Entschlossenheit. Ich weiß nicht – ist es der Familiensinn oder
sind es die Feldlinien? Doch so oder so will ich es nicht mehr länger
hinnehmen, dass neben mir ein attraktiver und liebenswerter Mann sitzt, mit dem
ich nichts weiter gemein habe als ein paar Orgasmen in der Vergangenheit. Ich
will seine Gegenwart, das Hier und Jetzt. Ich will mit ihm ins Gespräch kommen,
ihn kennen lernen. So richtig. Auch wenn es für uns beide in manchen Dingen zu
spät sein mag, so will ich Max doch nicht vollständig verlieren…
    Ermutigt von
meinem Erlebnis mit Jonas und der Erfahrung, dass jede Beziehung mehr als nur
ein Level besitzt, will ich Max endlich meine Freundschaft anbieten. Falls er
sie noch haben will. Und so versuche ich, unauffällig mich selbst und jeden
meiner Muskeln zu entspannen. Dann drehe ich mich langsam zu Max um, zögere die
Ewigkeit einer Millisekunde – und lege los.
    „Familie, was?
O, ich kenne das! Ich habe zwei Geschwister, weißt du? Meinen Bruder, Tristan,
hast du ja schon kennen gelernt. Und dann gibt es da noch Clara. Sie ist gerade
zehn geworden und ein echter Satansbraten. Aber furchtbar süß. Wir haben auch
alle zusammen Weihnachten gefeiert, wie es sich gehört, in dem kleinen Kaff am
linken Niederrhein, wo ich aufgewachsen bin. Dort hocken die Clans generell
noch viel mehr beieinander als in der Stadt, schon allein aus dem Grund, weil
es gar nichts anderes gibt als Familienfeiern und Schützenfeste. Wenn wir
früher zu Konzerten wollten, mussten wir mindestens zwei Stunden mit dem Auto
fahren. – Womit wir bei meiner Lieblingsmusik wären. Hmmm. Lass mich kurz
überlegen… Die meisten Bands, die ich höre, sind nicht gerade totallokal tauglich
und eher unbekannt. Aber so ein bisschen Mainstream gibt es bei mir auch: Wenn
ich betrunken genug bin, tanze ich sogar zu Lady Gaga , wie du seit der
Lady’s Night im Shakers weißt. Und dieses Lied von dem Grafen da, der
immer so schicke Klamotten trägt, das mag ich auch total gerne. Es ist toll,
wenn Musik dir etwas sagen will… Geht es in Liedern dagegen um Fast-Food-Marken
oder nackte Friseusen, krieg ich das Kotzen. Genau wie bei Filmen, in denen
Jennifer Lopez mitspielt. Ich weiß auch nicht. Irgendwie mag ich die nicht!
Aber Heulen bei einem Film? Hmmm… Ach doch, ja, Braveheart :Das
ist ein Film, der mich so richtig fertig macht, egal wie oft ich ihn gucke. Ich
meine, was zum Teufel hat sich Mel Gibson bloß bei dieser Frisur gedacht?! - -
-“
    Ich hole Luft
und sehe, wie Max die kurze Unterbrechung nutzt, um den Mund aufzumachen, ihn
dann jedoch kommentarlos wieder zuklappt. Weiter im Text! Um bei der
Katalogisierung meines Lebens nicht durcheinander zu kommen, habe ich meine
Finger zur Hilfe genommen und arbeite mich konzentriert an meiner linken Hand
ab.
    „Mein
Lieblingsessen sind Rinderfiletstreifen mit Knoblauch in scharfer Ketjap-Sauce
– ein Rezept, das meine Mutter mir immer zum Geburtstag macht, sofern ich zu
Hause bin. Mein Geburtstag ist der 15. August 1983, was bedeutet, dass ich sage
und schreibe schon siebenundzwanzigeinhalb Jahre alt bin. Und seit einem
Viertel dieser Lebenszeit ist Beyond Paradise von Estée Lauder mein
Lieblingsparfum.“
    Zufrieden, mich
zuletzt an sämtliche seiner Fragen erinnert und diese nach bestem Wissen und
Gewissen beantwortet zu

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