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Liebe 2.0

Liebe 2.0

Titel: Liebe 2.0 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mareike Giesen
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mehr?“
    „Ach ja,
stimmt…“ Ich nicke gedankenverloren. Dann wende ich mich an Mr. MTV, der uns
mit offenem Mund anstarrt. „Du siehst: Am besten, du kommst noch mal wieder,
wenn ihr was Neues zu bieten habt. Vielleicht etwas weniger Anspruchsvolles.“
    „Schließlich ist
das hier Freizeit!“, ruft Astrid.
    „Und bis dahin
wünschen wir dir und deinen Freunden ein schönes Leben“, beende ich die Szene.
     „Was? Ähhhh, hä? Wie? Aber…“ Unser Nachwuchs-Zuhälter hat sichtlich
Mühe, das Stand-Up-Theater einzuordnen. Haben wir ihn verarscht, oder sind wir
geisteskrank, oder beides? Doch auch wenn sein Denkprozess zu keinem
eindeutigen Ergebnis kommt, so wird ihm doch langsam aber sicher klar, dass
sein Masterplan gescheitert ist. Einen kurzen Moment scheint er zu überlegen,
ob sein Jagdtrieb auch noch das letzte bisschen Selbstachtung in die Flucht
schlägt, entscheidet sich aber dann glücklicherweise dagegen. Einzig ein
gezischtes „Lesben!“ ist noch zu hören, dann ist er wieder in der Menge
verschwunden. 
    Zufrieden wenden Astrid und ich uns
den drei frischen Caipis zu, die Aragorn für uns bereitgestellt hat, als wir
aus den Augenwinkeln schon den nächsten anrücken sehen. Och nööö, jetzt ist es
aber doch erstmal gut!
    „Hey, das wäre
aber nicht nötig gewesen, für mich was mitzubestellen!“ Schon greift eine
schlanke Hand frech nach dem überzähligen Cocktail.
    Ich drehe mich
empört um, doch der Dieb grinst nur umso breiter. „Na, wie geht es meinen
Lieblingspornoqueens?“
    Es ist Max.
     

Acht
    „Hey, Max! Was
machst du denn hier?“ Während sich Astrid ehrlich freut, muss ich mich erstmal
sortieren. Dass wir uns so schnell wieder sehen, damit habe ich dann doch nicht
gerechnet. Aber wenn ich es mir recht überlege, so ist es vielleicht ganz gut,
das erste Mal nach dem ersten Mal auf neutralem Boden abzuhalten. Auf
neutralem Boden , wie das klingt! Als handle es sich bei der gestrigen
Begebenheit um einen politischen Skandal. Überstunden à la Watergate, nur
hoffentlich ohne Abhörgeräte… Ich schweife ab. Sag was, verdammt!
    „Danke, uns geht
es ganz gut soweit. Aber für den Cocktail musst du dich bei dem Herrn da drüben
bedanken!“ Ich zeige in Richtung Möchtegern-VIP-Bereich.
    Tatsächlich
dreht Max sich zu Mr. MTV und seinen Freunden um und prostet ihnen gönnerhaft
zu. Danach legt er seine Arme um Astrid und mich und dreht uns zurück zur Theke
und den besseren Aussichten.
    „Mal ehrlich,
was war denn das grad für eine Nummer?“ Max schaut erst kurz zu Astrid, um mich
dann mit seinen Gletscheraugen zu fixieren. Seine linke Hand, die soeben noch
um Astrids Schulter lag, hat wieder sein Glas ergriffen, während sich sie
Rechte durchaus mehr Zeit lässt, ihren Weg von meinem Rücken über meinen Po
hinabzugleiten. Ich werfe einen raschen Seitenblick zu Astrid, aber die scheint
nichts zu merken.
    „Nun“, sage ich
und gebe Max’ Fingern einen heimlichen Klaps. „Das war eine Kostprobe unseres
Kurses ‚Selbstverteidigung für Fortgeschrittene’, oder was meinst du, Astrid?“
    Astrid zieht
geräuschvoll an ihrem Strohhalm und nickt beifällig. „Ganz genau“, bestätigt
sie zwischen den Zähnen hindurch, ehe sie das Glas zum besseren Verständnis
absetzt. „Weil wir es auch nie lernen!“ Düster stiert sie in die anonyme
Männermasse vor sich, während Max und ich sie irritiert angucken. Was meint sie
denn damit?
    „Letzten Endes
ist das hier doch alles eine große Mogelpackung. Cocktails zum halben Preis ,
das ich nicht lache!“, grunzt Astrid missmutig, und jetzt werde ich richtig
neugierig.
    „Also, das musst
du mir aber mal erläutern! Warum ist das eine Mogelpackung?“
    „Naja“, fährt
Astrid fort. „An solchen Abenden bekommst du alle möglichen Extras – darunter auch
die, die du vielleicht gar nicht willst. Du wirst einerseits hofiert, bist aber
andererseits auch total angreifbar, weil du dich quasi selbst zum Abschuss frei
gegeben hast. Ich meine, letztlich folgt das Ganze doch dem gleichen Prinzip
wie die 0190er-Flirt-Nummern, bei denen Frauen umsonst anrufen ‚dürfen’, um
unentgeltlich den gleichen Job zu machen wie professionelle Telefonsexlerinnen.
Kein schönes Gefühl, das!“
    Fasziniert
starre ich Astrid an. So habe ich das noch gar nicht betrachtet. Und Astrid
vielleicht auch nicht, zumindest nicht bis zu dem Zeitpunkt, an dem man ihr
eine Alice Schwarzer in den Cocktail gemixt hat.
    Als könnte sie
meine Gedanken lesen,

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