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Liebe 2.0

Liebe 2.0

Titel: Liebe 2.0 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mareike Giesen
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fügt Astrid noch hinzu: „Mal ehrlich, ich glaube, es gibt
nichts Frauenfeindlicheres als eine Lady’s Night!“
    „Na komm, das
ist nicht wahr!“, widerspreche ich. „Du vergisst Sex and
the City !“
    „Okay, das lasse
ich gelten“, lenkt Astrid ein. „Aber sonst?“ Sie blickt theatralisch zur
verspiegelten Decke, wo sie jedoch – das kann ich sehen, weil ich ihrem Blick
gefolgt bin – ihren Humor wieder findet. „Ach Scheiße!“, lacht sie. „Es ist
doch nur halt so ärgerlich, dass einen immer die Falschen anquatschen!“   
    „Na ja, aber ich
bitte dich, was erwartest du denn auch vom männlichen Klientel einer Lady’s Night?“,
entgegne ich, an meine eigenen Re-Evolutionstheorien denkend. Dann fällt mir
unser neuer Trinkgenosse ein, und feixend wende ich mich an Max. „Apropos
notgeile Neandertaler: Was machst du eigentlich hier?“
    „Autsch…“,
grinst Max, lässt mit seiner Rechten endgültig von mir ab und reibt sich
verlegen das Kinn. „Ich denke, ich kann nicht wirklich damit pluspunkten, wenn
ich sage, dass ich zu der lauten Truppe da hinten in der Ecke gehöre? Der
Kumpel von einem Kumpel heiratet morgen, und das hier ist alles, was seinem
besten Freund für einen angemessenen Junggesellenabschied eingefallen ist.“
    Wir blicken
rüber zu einer Meute, in deren Mitte ein Typ mit blonder Perücke sitzt, der ein
Dirndl trägt und allem Anschein nach selber nicht mehr weiß, ob er Männlein
oder Weiblein ist. Um ihn herum grölen etwa sechs bis sieben Männer, die alle
das gleiche schwarze T-Shirt tragen, und erst jetzt fällt mir auf, dass auch
Max unter seinem offenen karierten Hemd Jäger des verlorenen Verstandes –
Oles letzter Tag in Freiheit! zur Schau trägt.
    Als Max unseren
Blick bemerkt, verschränkt er gespielt verschämt die Arme vor der Brust. Ich
hebe amüsiert die Augenbraue. „Der Kumpel von deinem Kumpel muss echt
aufpassen, sonst hält ihn irgendein Besoffski noch für eine echte Blondine und
lockt ihn in den VIP-Bereich. Und dann ist Schluss mit lustig.“
    „Also ehrlich!“
Astrids Blick wird fast noch abschätziger als gegenüber Mr. MTV. „Wenn mein Mann sich vor unserer Hochzeit so zum Affen machen würde, könnte er alleine
heiraten. – Sag mal, Julia, habt ihr vielleicht deshalb eure Hochzeit
abgesagt?“
    Max dreht sich
abrupt zu mir herum, während ich mich fast an meinem Caipi verschlucke. Als sie
in mein entsetztes Gesicht blickt, scheint Astrid zu merken, dass sie zu weit
gegangen ist, und murmelt ein verlegenes „’Tschuldigung, Süße, das war echt
unpassend!“
    „Äh, ja! Das
kann man wohl sagen!“ Ich ringe noch immer um Fassung. Es ist eine Sache, sich
beim Anblick heiratswilliger Männer und Frauen eigene Gedanken zu machen – eine
andere, diese laut ausgesprochen zu bekommen. Noch dazu in Gegenwart eines
Typen, der mich zwar in der letzten Nacht verdammt gut kennen gelernt hat, den
mein sonstiges Leben aber mal rein gar nichts angeht. Trotzdem will ich die Angelegenheit
nicht so im Raum stehen lassen. „Es lag übrigens nicht am
Junggesellenabschied. Im Zweifel war der wohl unser geringstes Problem.“ Ich
hole tief Luft, aber irgendwie finde ich es mit einem Mal furchtbar stickig
hier drin. „Entschuldigt mich, ich muss mal kurz wohin.“
    Ich nicke erst Astrid, dann Max zu und trete den Rückzug an. Nur
vorübergehend natürlich, denn Kneifen gilt nicht. Außerdem kenne ich Astrid.
Sie hat es wirklich nicht böse gemeint und wird den Teufel tun, in meiner
Abwesenheit weitere Details meiner Vergangenheit herumzutratschen. Dennoch
bestelle ich im Vorübergehen eine große Portion überbackene Nachos, damit wir
dem weiteren Promille- und Plauderanstieg etwas entgegenzusetzen haben.
    Als ich nach wenigen Minuten
zurückkomme, haben Max und Astrid bereits ein neues Thema gefunden. Es geht um
den idealen Ort, an dem man jemanden kennen lernen kann, was Astrid erneut dazu
veranlasst, auf der Erfindung vom Themenabenden herumzureiten.
    „Du musst
zugeben, dass statistisch gesehen die wenigsten Ehen aus alkoholschwangeren
Motto-Partys hervorgehen“, doziert sie ernst. „Und darüber hinaus: Ich bitte
dich, was ist denn das für eine Basis? Erst habe ich eure Mami für 25 Euro
gut und günstig abgefüllt, und dann hat sie sich auch schon in mich verliebt! “
Herausfordernd blickt sie Max an, der von ihrer angriffslustigen Art sichtlich eingeschüchtert
ist und sich fragt, wann genau sich der Small Talk in eine

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