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Liebe 2.0

Liebe 2.0

Titel: Liebe 2.0 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mareike Giesen
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paar Leuten zu
sprechen. Dann ist ja schließlich alles gelaufen. Oder eben auch nicht.
Außerdem wird euch Alexander sicher Rede und Antwort stehen.“
     Ihr? Euch?
Thomas, der meinen fragenden Blick bemerkt, klärt mich auf. „Max kann dich
begleiten. Dann könnt ihr den Beitrag als hübschen Erfahrungsaustausch nach dem
Motto Er sagt – Sie sagt aufziehen. – Ach, das wird fein!“ Zufrieden
reibt sich unser Chef vom Dienst die Hände. „Schade, dass ich nicht selbst
mitgehen kann…“
    Bloß das nicht!
Ehe Thomas es sich noch anders überlegt, wende ich mich schnell an Max. „Wie
lange brauchst du noch für deinen Beitrag?“
    Er grinst mich
voller Vorfreude an. „Ist so gut wie fertig.“
    „Okay.“ Ich
nicke geschäftlich. „Dann würde ich sagen, wir fahren in zehn Minuten los.
Allerdings brauchen wir noch Sportsachen. Oder geht man da im kleinen Schwarzen
hin?“
    „Julia, bitte,
ein bisschen mehr Ernsthaftigkeit!“, höre ich Thomas auf dem Rückweg in sein
Büro rufen. Dann geht die Tür zu, und wir sind auf uns gestellt.
    „Nun, also, dann
holen wir noch eben unsere Sachen und fahren dann direkt in die Single-Hölle“,
schlage ich vor. „Wohnst du weit von hier?“ Wenn wir schon undercover arbeiten
sollen, dann kann ich damit auch direkt an Ort und Stelle loslegen und so tun,
als würde ich mich in Max’ Schlafzimmer nicht bereits besser auskennen als er
selbst.
    „Nein, zu Fuß
sind es keine fünf Minuten“, geht Max gekonnt auf das Spiel ein.
    „Na dann: Vamos !“
     

Vierzehn
    Als ich uns mit dem sendereigenen
Corsa zum Fitnessstudio fahre, legt Max wie selbstverständlich seine Hand auf
meinen Oberschenkel, und ich lasse es mir gefallen. Alles andere wäre auch ein
bisschen albern, schließlich ist er mit seinen Fingern schon an (und in) ganz
anderen Stellen meines Körpers gewesen.
    Ich bin wirklich gespannt, was uns erwartet. Welches Klientel sich für
einen Fit&Flirt -Kurs anmeldet. Wie das Programm überhaupt aussehen
soll. Ist es ein ganz normales Training, bei dem nur alle vorher unterschrieben
haben, nach Herzenslust angebaggert werden zu wollen? Oder gibt es richtige
Kennlernübungen wie Blindekuh mit Bizepstasten? Nun, wir werden sehen.
    Kurz darauf stehen Max und ich in
einer Gruppe von Männern und Frauen, die nicht gerade danach aussehen, als
wären sie zum ersten Mal hier. Wo ich auch hinblicke, sehe ich gestähltes
Fleisch – und fühle mich ein bisschen verarscht. Schließlich geht man doch ins
Fitnessstudio, um fit zu werden , oder? Aber die hier sind ja alle schon
perfekt! Ich meine, das ist in etwa so, wie zu Hause saubermachen, bevor die
Putzfrau kommt… Hmmm… Wahrscheinlich habe ich einfach keinen Sinn für
Körperbewusstsein. 
    „Hallo Lara!“,
ruft da einer der Mitarbeiter, als er an mir vorbeiläuft.
    „Äh… hallo“,
murmle ich kleinlaut zurück. Nun, ich denke, jetzt ist die Miss Undercover perfekt.
    „Lara? Wieso
Lara?“, zischt Max mir sofort zu.
    „Später“,
flüstere ich zurück. Schließlich kennen wir uns nicht.
    Schon kommt ein
blonder Hüne Ende dreißig, der sich als Alexander vorstellt und uns die
nächsten anderthalb Stunden einander näher bringen will. Dafür klatscht er
zunächst einmal in die Hände, als wäre das hier ein Kindergarten und er der
Oberonkel. Aber nun gut, das gehört wohl dazu. 
    „Leute, das
alles hier soll vor allem Spaß machen“, klärt Alexander uns auf. „Es geht
darum, dass alle, die hier sind, schon einmal ähnliche Interessen haben. Und
dann gucken wir mal ganz entspannt, ob da noch mehr geht… Und um das Eis zu
brechen, schlage ich vor, dass sich jeder einmal kurz vorstellt.“
    Es folgt die
obligatorisch-langweilige Selbstdarstellung in Erwachsenenkreisen: Name, Alter,
Job, Gehalt, Sozialversicherungsnummer… schnarch! Obwohl ich selbst
schon lange genug volljährig bin, habe ich in die Umgangsformen immer noch
nicht ganz hineingefunden.
    „Äh, hallo. Hi.
Ich heiße Lara, bin siebenundzwanzig Jahre alt und arbeite als Atomphysikerin.
Meine Hobbys sind Sudokus und anderer Leute Privatleben. Außerdem sammle ich
Streichholzbriefchen und gucke wahnsinnig gerne Gute Zeiten – Schlechte
Zeiten !“
    Neben mir fängt
Max an zu zucken, kriegt sich aber zum Glück schnell wieder ein. „Hey, ich bin
Maximilian, Zweiundzwanzig. Momentan sitze ich an meiner Doktorarbeit zum Thema
‚Menschenunwürdige Jobbedingungen’ und betreibe hierzu als Praktikant getarnt
Feldforschung. In meiner Freizeit

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