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Liebe 2.0

Liebe 2.0

Titel: Liebe 2.0 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mareike Giesen
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hingegen engagiere ich mich für den
Artenschutz der gemeinen Steinlaus.“
    Nun ist es an mir, mich zusammenzureißen. Ich mag Max’ Humor. Humor ist
mindestens so wichtig wie Sex. Selbst in einer Beziehung, in der es nur um Sex
geht.
    Nachdem sich auch die restlichen
Teilnehmer vorgestellt haben, wird es auf einmal unruhig: Damenwahl. Gleich
fünf Frauen stürzen sich auf meinen Kollegen, derweil ich in dem Chaos
kurzzeitig die Orientierung verliere. Dann aber nutze ich doch noch rechtzeitig
meine Chance, und ehe die von Max abgewiesene Konkurrenz sich versieht, habe
ich einen recht passablen Immobilienmakler ergattert: Markus, vierunddreißig,
Nichtraucher, ein uneheliches Kind, seit zwei Jahren auf der Suche. Während der
Makler und ich uns für die erste Übung in Positur stellen, schiele ich diskret
zu Max hinüber und muss neidlos anerkennen, dass er einen guten Fang gemacht
hat: Eine zierliche Schwarzhaarige Mitte Zwanzig, Typ Brasilianerin aus dem
Bilderbuch. Irgendwie ein hübsches Paar die beiden. Wie Max und ich wohl
miteinander aussehen?
    Eine
Viertelstunde später ist das erste Stretching vorbei, und da man ja nichts
auslassen will, ist Partnertausch angesagt. Diesmal ist Männerwahl. Etwas gekränkt
muss ich feststellen, dass mein Atomphysikum bei den Herren der Schöpfung weitaus
weniger gut ankommt als Max’ Soziologiestudium bei meinen
Geschlechtsgenossinnen. Gerade mal zwei Männer wagen sich zu mir vor, darunter
auch Markus, doch ehe sie mich erreicht haben, ergreift Max auch schon von der
Seite meine Hand und zieht mich selbstbewusst zu sich herüber. Seine Haare sind
schon leicht verschwitzt, und sein Körper verströmt neben Chrome diesen
verführerischen Eigenduft, den ich bislang schon dreimal schnuppern durfte und
der mich fast um den Verstand bringt.
    „Hey, Doogie
Howser, was macht die Forschung?“
    „Sag bloß,
ausgerechnet du nimmst mir das Genie nicht ab? Frau Atomphysikerin … Oder
doch eher Lara Croft ? Jetzt erzähl doch mal: Wieso hat der Typ dich
gerade Lara genannt?“
    Alexander gibt
Anleitungen für die nächste Übung: Der eine macht Sit-Ups, der andere hält
seine Beine fest. Da ich beim Erzählen mehr Luft brauche als Max beim Zuhören,
umklammere ich vorerst seine Waden und fühle verzückt das leise Muskelspiel,
während ich ihn aufkläre.
    „Ob du es
glaubst oder nicht, ich bin Mitglied in diesem Club.“
    „Was, echt?“
Obwohl er unverschämt überrascht klingt, pumpt Max unbeirrt weiter. „Stille
Teilhaberschaft oder was?“ Er zwinkert mir zu.
    Wahnsinn. Der
erste Mann, der Multitaskingfähig ist: Trainieren und dabei gleichzeitig frech
werden. Ich überhöre das geflissentlich. „Nun, wie auch immer. Zumindest ist
damals bei meiner Anmeldung was durcheinander gegangen. Die haben meinen Perso
falsch abgeschrieben und meinen Zweitnamen in ihren Computer eingetragen.“
    „Echt, du heißt Lara ?“
Max hält auf halbem Weg inne, und ich starre fasziniert auf das wellige Sixpack
unter seinem zunehmend feuchter werdenden T-Shirt. Um mich selbst zur Raison zu
rufen, denke ich kurz daran, was gewesen wäre, wenn ich mit Thomas hierher
gemusst hätte… und mir wird schlecht. Konzentration!
    „Äh… Ja. Das
verdanke ich meiner Mutter. Während ihrer Schwangerschaft mit mir hatte sie
eine große Liebesfilm-Phase – Casablanca , Die Dornenvögel , Dr.
Schiwago usw. Zuletzt standen neben Lara noch Cleopatra und Scarlett in der engeren Auswahl. Da bin ich eigentlich ganz gut weggekommen.“ Ich muss
lachen.
    „ Lara …“
Max wirkt etwas abwesend, legt dann jedoch mit einem Ruck wieder los. „Und
warum hast du denen nicht gesagt, dass du Julia bist?“
    Jetzt wird’s
kompliziert… Aber nun gut. Wer fragt, der bekommt auch eine Antwort. „Weißt du,
ich kann dieses Clubgetue und alles, was damit zusammenhängt, auf den Tod nicht
ausstehen. – Ich meine, du hast doch gesehen, wie die dich vorhin am Empfang
begrüßt haben, als wärt ihr beste Freunde. Und dabei sehen sie dich heute zum
ersten Mal. Dieses ganze Wir sind eine große Familie , jeder duzt jeden,
alle haben sich lieb und sind gutgelaunt… blablabla... Das regt mich schon bei IKEA auf!“
    Max lacht kurz
auf. „Ja, aber das macht man in Skandinavien halt so! Also, zumindest das mit
dem Duzen…“
    „Aber wir sind
hier nicht in Schweden!“, unterbreche ich ihn. „Ich meine, nur weil du in ein
chinesisches Restaurant gehst, gibst du doch auch nicht gleich für die nächsten
anderthalb Stunden

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