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Liebe 2000 - erotic science fiction

Liebe 2000 - erotic science fiction

Titel: Liebe 2000 - erotic science fiction Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Landfinder
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Vögeln bedeutungslose Muster über dem bewegten Meer. Alles wirkte zur gleichen Zeit heiter und beruhigend, verwirrend und erschreckend.
    Doch schließlich linderte die Friedlichkeit ihren Kummer. Sie saßen lange Zeit schweigend am Ufer, bis die Flut kam und am frühen Abendhimmel der letzte Hauch von Rosa durch einfarbige Schattierungen eines milchigen Mondenscheins ersetzt wurde, der den Glanz von unzähligen Sternen hell überstrahlte.
    Plötzlich kreiste ein einzelner Lichtkraft-Satellit, den Varn mit seinen Blicken angezogen hatte, um seinen Kopf. Und wo eben noch ein Sandhügel war, erhob sich jetzt ein kleines weißes Wohnhaus.
    Als Varn die Kette nahm, um sie in das Haus zu führen, wurde ihr bewußt, daß sie keinen Widerwillen mehr empfand.
     
    Aber die Angst hatte sie nicht verlassen.
    Estella gewahrte sie am nächsten Morgen als ein Gefühl bohrender Unruhe. Die Angst war geblieben. Eine Kraft, die von Varn ausgegangen war, hatte sie vorübergehend beschwichtigt. Aber der Friede, den sie gefühlt hatte, war nur das Ergebnis eines wohldurchdachten Plans, ihre Beunruhigung zu unterdrücken, damit der Schrecken sie nicht wie ein unzähmbares Tier gegen ihn hetzte.
    Es war ein Trick gewesen, und sie verabscheute ihn deshalb, selbst dann, als er ein Bonbon in ihren Mund gleiten ließ.
    Doch ihre Abneigung war nur kurzlebig. Sie dauerte bis zum nächsten Sonnenuntergang, bei dem sich wieder ihre Ängste auflösten und an ihre Stelle ein Gefühl des Wohlbefindens trat, das an Glück grenzte.
    Jeden Nachmittag verließ er sie für kurze Zeit, um die geheimnisvollen Kugeln in schnellen Bewegungen um seinen Kopf kreisen zu lassen. Und an wenigstens zwei Tagen verwandelte sich die Küste um ihn in einen Wirbel von Bewegungen, in dem sich große Tafeln – vergleichbar den Tafeln der Schulräume des Dormitoriums – verkörperten und alle verfügbare Fläche belegten.
    Die Tafeln zeigten Bilder von gefrorenen Eiswüsten anderer Welten, von großen Raumschiffen, die durch den schwarzen Raum schossen, von flimmernden Sonnenoberflächen und geometrischen Formen und Gegenständen, dergleichen sie noch nie gesehen hatte.
    Eines Nachmittags warnte Varn sie vor den Kugeln: »Du darfst ihnen nicht zu nahe kommen.«
    »Warum?« fragte sie.
    »Es genügt für dich zu wissen, daß du sie nicht berühren darfst. Mehr darüber zu sagen, würde deine Auffassungsgabe übersteigen.«
    Verärgert über diese Zurücksetzung, ließ sich Estella zu einer vorsätzlichen Mutwilligkeit hinreißen. Sie schlenderte die Küste entlang und streckte ihre Hand nach einer der grünen Kugeln aus, um sie auf ihrer Flugbahn abzufangen.
    Mit einer automatischen Reflexbewegung warf sich Varn zurück, und die Kugeln, die ihm wie die Satelliten einer Sonne folgten, wichen mit ihm in regellosen Bahnen aus Estellas Reichweite.
    Doch plötzlich explodierte die Kugel, die hinter seinem Kopf schwebte, mit schrecklichem Druck und ohrenbetäubendem Knall.
    Ein Ausschnitt des Himmels und der Küste war ver nichtet, in ein schwarzes, zerklüftetes Loch verwandelt – vergleichbar einer unregelmäßigen Lücke in einem Zusammensetzspiel, in dem ein Stein fehlt.
    Varns Gesichtsausdruck hatte sich nicht verändert. Auch in der Tiefe seiner Augen konnte sie keine Gefühlsreaktion erkennen. Aber plötzlich schien in ihrem Körper ein Feuer zu explodieren. Ein schmerzhafter Flammenstoß. Sie schrie auf und erkannte zur gleichen Zeit, daß Varn die Ursache war. Und sie wußte, daß sie nie mehr versuchen würde, eine dieser Kugeln zu berühren.
    Doch das zerklüftete Loch in Himmel und Küste blieb.
    Die vierzehn Tage gingen schnell vorüber. Und obwohl die Probezeit weniger erschreckend war, als sie befürchtet hatte, blieb dauernd das lähmende Bewußtsein, einem Wesen mit unvorstellbar höherer Intelligenz anzugehören.
    Sie mußte zugeben, daß Varn die meiste Zeit freundlich und rücksichtsvoll gewesen war. Trotzdem wünschte sie von Herzen, Varn möge sie, nachdem er sie wieder der vertrauten Welt eines Dormitoriums überlassen hatte, nicht wieder herausholen und der Erniedrigung von Halsband und Leine preisgeben.
     
    Estella fügte sich bescheiden in das neue Dormitorium ein. Während sie die ersehnte Einsamkeit des Zimmers genoß, das man ihr zugewiesen hatte, schmiedete sie viele Pläne, wie sie den weiteren Umgang mit Varn vermeiden könnte.
    Plötzlich merkte sie, daß sie ein Kind bekommen würde – Varns Sohn. Aber es würde nie einem Sohn gleichen.

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