Liebe 2000 - erotic science fiction
Es würde wieder ein gefühlloses Überwesen sein.
Es klopfte an der Tür, und sie erhob ihr Gesicht von der feuchtwarmen Bettbespannung.
»Ja?«
Die Tür öffnete sich, und eine schlanke Blondine stand auf der Schwelle.
»Bist du Estella?«
Estella wischte mit dem Handrücken über die feuchten Wangen und nickte tapfer. »Dann mach dich schnell fertig, damit wir nicht beim Empfang zu spät kommen. Ich bin Mirene.«
»Empfang?«
»Natürlich. Wir begrüßen hier jede Braut – mit einem Empfang und einer besonderen Überraschung.«
»Ich will auf keine Party gehen«, antwortete Estella verstockt.
Mirene kam zu ihr und nahm sie beim Arm. »Aber du mußt! Alle Mädchen warten schon!«
Estella seufzte und folgte dem blonden Mädchen.
Sie gingen hinunter in den Aufenthaltsraum, wo sie eine ausgelassene Fröhlichkeit empfing. Gruppen von Frauen plauderten angeregt, während sich andere Frauen um Spieltische versammelten.
Estella hielt es für das oberflächliche Gehabe falscher Ausgelassenheit und Fröhlichkeit. Eine Hölle, die den unterschwelligen Strom der Verzweiflung der Parties beider Dormitorien zudeckte. Bald würde die allgemeine Stimmung sinken, so wie sie auch bei den Abschiedsfeierlichkeiten, denen sie beigewohnt hatte, gesunken war.
Aber im Laufe des Nachmittags wurde die beständige Heiterkeit ein Quell des Erstaunens für Estella. Sie stand allein neben dem Fenster und fragte sich, ob diese Frauen nicht doch einen befriedigenden Weg gefunden hatten, um sich in ihr Sklavenschicksal zu fügen und es ohne Erniedrigung zu ertragen.
Unten im Parkareal beschäftigte sich eine Gruppe Männer inmitten von Lichtkugeln mit ihrem unverständlichen Spiel. Sie schenkte ihnen weiter keine Beachtung und vergeudete kaum Zeit mit der Frage, ob wohl Varn unter ihnen war.
Zwei Mädchen in ihrer Nähe schienen interessiert das Spiel zu verfolgen und brachen in Freudenrufe aus, während sie auf einige Männer zeigten.
Mirene kam auf Estella zu.
»Die Oberaufseherin wollte eigentlich herkommen, um dir eine Überraschung zu bereiten. Aber sie verließ das Dormitorium gerade in dem Augenblick, als der Empfang begann, und ist noch nicht zurückgekehrt. Du mußt dich noch etwas gedulden.«
Mit geteiltem Interesse erkundigte sich Estella: »Welche Überraschung ist das?«
»Sie ist ein Teil der Unterweisung für die Bräute.«
Eines der beiden Mädchen am anderen Ende des Fensters erhob erregt ihre Stimme: »Hast du gesehen?« rief sie ihrer Freundin zu, »er hat es gemacht!«
»Fein!« lachte die andere. »Paß nun auf den in der linken Ecke auf!«
Estella richtete automatisch ihre Aufmerksamkeit auf den Mann. Er hob sich plötzlich mehrere Meter über den Boden, wurde bis zu einem gewissen Grade körperlos und nahm während des Herabsinkens wieder Gestalt an.
»Bravo!« rief das erste Mädchen. »Nun wollen wir sehen, wie du ihn einen Salto machen läßt.«
Und der Mann machte einen Salto.
Estella atmete heftig und erfaßte Mirenes Arm.
»Sie behandeln die Männer wie Marionetten!«
»Natürlich«, lachte Mirene, »das ist ja ein Teil der Überraschung.«
»Aber ich verstehe nicht!«
»Normalerweise überlassen wir die Unterweisung der Oberaufseherin. Aber ich glaube nicht, daß es schaden kann, wenn ich dir einiges davon erzähle. Wir Frauen besitzen nämlich die Fähigkeit, den Männern unseren Willen aufzuzwingen.«
Estella schüttelte ungläubig den Kopf.
»Ebenso, wie eine Mutation den Männern übermenschlichen Verstand brachte, verlieh eine andere Mutation den Frauen die Fähigkeit telepathischer Befehle.«
»Aber –«
»Aber«, vollendete Mirene Estellas beabsichtigten Einwand, »warum hast du nie zuvor davon gehört? Aus dem einfachen Grunde, weil wir diese Erkenntnis den Frauen des vorehelichen Dormitoriums nicht mitteilen. Täten wir es, dann würde sie bis zu den kleinen Mädchen gelangen, die damit Mißbrauch treiben und den Männern schaden oder sie gar vernichten könnten.«
»Willst du damit sagen«, fragte Estella verblüfft, »daß wir durch den bloßen Gedanken einen Mann veranlassen können, das zu tun, was wir wollen?«
»Wenn du in der richtigen Weise denkst – in der Überzeugung, daß er es machen wird.«
»Jeder Mann? Überall?«
»Jeder, den du erblickst. Oder jeder besondere Mann, an den du gerade denkst.«
»Aber merken sie es nicht? Wissen sie es nicht?«
»Sie haben es noch nicht herausbekommen.« Mirene lächelte schlau. »Wir senden ihnen nicht besondere
Weitere Kostenlose Bücher