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Liebe 2000 - erotic science fiction

Liebe 2000 - erotic science fiction

Titel: Liebe 2000 - erotic science fiction Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Landfinder
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es!«
    Eddie sagte es ihr. Daraufhin folgte ein Schweigen, das er nur als Verwunderung auslegen konnte. Als sich die Mutter von ihrem Staunen erholt hatte, sagte sie: »Von jetzt an wirst du nur über mich mit dem anderen Männchen sprechen.«
    Offensichtlich beneidete sie ihn um die Möglichkeit, die Wellenlänge zu wechseln, vielleicht haßte sie ihn sogar dafür. Und sicherlich fiel es ihr schwer, sich an diese Vorstellung zu gewöhnen.
    »Bitte«, flehte er, ohne zu wissen, auf welch gefährlichem Boden er sich bewegte, »bitte, laß mich direkt mit meiner Mutter spre…«
    Zum erstenmal hörte er sie stottern.
    »W-w-was? Deine M-M-Mutter?«
    »Ja. Gewiß.«
    Der Boden unter seinen Füßen begann sich krampfhaft zusammenzuziehen. Er stieß einen Schrei aus, suchte sich abzustützen und schaltete die Lampe an. Die Wände pulsten wie Pudding, und die Gefäßröhren waren nicht mehr rot und blau, sondern grau. Die Tür-Iris klaffte wie ein erschlaffter Mund, es wurde empfindlich kühl, und an seinen Fußsohlen spürte er, wie ihre Körpertemperatur absank.
    Es dauerte eine Weile, bis er begriff.
    Polyphema hatte einen Schock erlitten.
    Was mit ihm geschehen wäre, wenn sie sich aus diesem Zustand nicht wieder erholt hätte, würde er nie erfahren. Möglicherweise wäre sie gestorben und hätte ihn in die Winterkälte hinausgetrieben, bevor seine Mutter entfliehen konnte. In diesem Fall hätte er sterben müssen, falls er das Schiff nicht gleich fand. Eddie kauerte sich in den wärmsten Winkel der eiförmigen Kammer, dachte über diese Möglichkeit nach und wurde von einem Zittern geschüttelt, für das die Außenluft allein keine Erklärung war.
    Polyphema hatte jedoch ihre eigene Methode, sich zu erholen: Sie spie den Inhalt ihres Eintopf-Magens aus, der zweifellos von Giften durchsetzt war, die ihr Körper während des Schockzustands ausgeschieden hatte. Dieses Erbrechen war der physische Ausdruck ihrer psychischen Katharsis. So heftig war die Flut, daß ihr Ziehkind beinahe mit der heißen Welle hinausgespült worden wäre. In einer instinktiven Reaktion hatte sie Eddie und die Sluggos jedoch mit ihren Tentakeln festgehal ten. Nach dem ersten Erbrechen leerte sie die anderen drei Wassertaschen: die zweite heiß, die dritte lauwarm und die vierte, soeben erst frisch gefüllt, sehr kalt.
    Eddie kreischte, als das eisige Wasser über ihn hinspülte. Polyphema schloß ihre Iris-Öffnungen wieder. Allmählich hörten Boden und Wände zu beben auf; die Temperatur stieg an, die Venen und Arterien wurden wieder rot und blau. Sie hatte sich ganz erholt. So schien es jedenfalls.
    Doch als er nach vierundzwanzigstündigem Abwarten das Thema behutsam noch einmal anschnitt, mußte er feststellen, daß sie nicht nur kein einziges Wort darüber verlieren wollte, sondern sich schlichtweg weigerte, die Existenz des anderen beweglichen Wesens zu akzeptieren.
    Eddie, der jede Hoffnung auf ein Gespräch mit seiner Mutter aufgab, überlegte eine Weile. Er kam zu einem einzigen logischen Schluß und war überzeugt, soviel von ihrer Psychologie erfaßt zu haben, um darin nicht fehlzugehen: Er glaubte, daß die Idee eines beweglichen Weibchens für sie einfach nicht akzeptabel war.
    Ihre Welt bestand aus zwei Teilen: aus den beweglichen Wesen und ihrer eigenen Art, den Unbeweglichen. Beweglich, das bedeutete männlich. Die Mütter waren weiblich.
    Die Frage, wie sich die Beweglichen vermehrten, war den Hügelbewohnerinnen vermutlich nie in den Sinn gekommen. Ihre Wissenschaft und Philosophie lagen auf dem instinktiv-körperlichen Niveau. Ob sie sich eine Vorstellung davon machten, auf welche Weise für den Fortbestand der Beweglichen gesorgt wurde, durch spontane Zeugung oder amöbengleiche Teilung, oder ob sie es für selbstverständlich hielten, daß die Beweglichen einfach »wuchsen«, fand Eddie niemals heraus. Nach ihren Begriffen waren sie selber weiblich und der Rest des protoplasmischen Kosmos war männlich. Jede davon abweichende Konzeption war häßlich, obszön und lästerlich. Sie war – undenkbar.
    Polyphema hatte durch seine Worte ein tiefes Trauma davongetragen. Und wenn es auch schien, als habe sie sich erholt, so war doch irgendwo tief in den Tonnen dieses unvorstellbar komplizierten Körpers eine Wunde zurückgeblieben, die nun wie eine verborgene Blume blühte und mit ihrem Schatten eine bestimmte Erinnerung vor dem grellen Licht des Bewußtseins schützte.
    Und so verstand Eddie auch, verstand es mit seinen

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