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Liebe 2000 - erotic science fiction

Liebe 2000 - erotic science fiction

Titel: Liebe 2000 - erotic science fiction Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Landfinder
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ihm Antwort auf sämtliche Fragen gegeben, auf alle …
    Bis auf eine.
    Diese Frage hatte er nie ausgesprochen. Er hätte sie auch gar nicht aussprechen können, denn er war sich vermutlich gar nicht klar darüber, daß er eine solche Frage hatte.
    Polyphema jedoch sprach sie eines Tages aus. Sie bat ihn, ihr einen Gefallen zu tun.
    Eddie reagierte entrüstet.
    »Aber so etwas tut man doch nicht! So etwas tut man einfach nicht!«
    Er war sprachlos. Und dann dachte er: Wie albern! Sie ist doch nicht etwa …
    Er machte ein bestürztes Gesicht. »Aber ja doch! Sie ist!« sagte er.
    Er stand auf und öffnete die Labortasche. Bei der Suche nach dem Skalpell stieß er auf die Karzinogene und warf sie durch die halb offenen Labien weit hinaus, den Hügel hinab.
    Dann drehte er sich, das Skalpell in der Hand, wieder um und stürzte sich auf die hellgraue Schwellung an der Wand. Hielt aber noch einmal inne, starrte sie an, ließ das Instrument fallen. Hob es auf, stach kraftlos zu und ritzte nicht einmal die Haut. Und ließ es abermals fallen.
    »Was ist denn? Was ist?« summte der Panrad, der an seinem Handgelenk hing.
    Auf einmal wurde ihm aus einer nahen Öffnung eine dichte Wolke Menschengeruch ins Gesicht geblasen. Männerschweiß.
    »????«
    Er stand, halb gebückt, wie gelähmt. Bis wütende Tentakeln ihn packten und auf die weit geöffnete Magen-Iris zuschoben.
    Eddie schrie auf, wand sich, steckte den Finger in die Panrad-Öffnung und funkte: »Ja, ja! Schon gut! Schon gut!«
    Als er dann abermals vor den Fleck gehalten wurde, stieß er mit plötzlicher wilder Begeisterung zu; schlitzte hemmungslos; schrie: »Da hast du’s! Und da! Und da, du Hu …« Der Rest verlor sich in einem unartikulierten Schrei.
    Er hätte nicht aufgehört zu schneiden, hätte weitergemacht, bis der Fleck vollkommen zerstört war, hätte Polyphema nicht selber eingegriffen, indem sie ihn wieder auf ihre Magen-Iris zuschob. Zehn Sekunden lang blieb er dort hängen – hilflos und schluchzend vor Angst und Stolz.
    Polyphemas Reflexe hätten beinahe ihren Verstand besiegt. Zum Glück zündete in einem Winkel ihres Rausches ein kalter Funken der Vernunft.
    Die Windungen, die zu der dampfenden, fleischgefüllten Tasche führten, schlossen sich, die Fleischfalten ordneten sich wieder. Eddie wurde mit warmem Wasser aus dem von ihm so getauften »Hygiene«-Magen geduscht. Die Iris schloß sich. Er wurde abgesetzt. Das Skalpell wanderte in die Tasche zurück.
    Sehr lange schien die Mutter tief erschüttert bei dem Gedanken an das, was sie Eddie beinahe angetan hätte. Sie wagte erst wieder zu senden, als ihre Nerven sich ganz beruhigt hatten. Als es dann soweit war, kam sie nie mehr auf diesen Zwischenfall zurück. Und Eddie erwähnte ihn ebenfalls nicht.
    Er war jetzt glücklich. Er hatte das Gefühl, als habe sich eine Klammer, die seine Gedärme gepackt hielt, seit er sich von seiner einstigen Ehefrau getrennt hatte, endlich gelöst. Der dumpfe, vage Schmerz über Verlust und Unzufriedenheit, das leichte Fieber und die Krämpfe in seinem Innern, sogar die Apathie, die ihn gelegentlich überkam – das alles war endgültig verschwunden. Er fühlte sich großartig.
    Mit der Zeit hatte sich sogar so etwas wie eine tiefe Zuneigung entwickelt. Mutters Panzer beherbergte mehr als nur Eddie; er wölbte sich nunmehr über einer Emotion, die ihrer Art fremd war. Das sollte sich am nächsten Ereignis zeigen, das Eddie wieder mit Entsetzen erfüllte.
    Denn die Wunden des Empfängnisflecks heilten, und die Schwellung wuchs zu einem großen Sack. Dann platzte der Sack, und zehn mausgroße Sluggos purzelten heraus. Der Aufschlag hatte die gleiche Wirkung wie der Klaps, den der Arzt einem Neugeborenen gibt: Vor Schreck und Schmerz holten sie zum erstenmal tief Luft. Ihre noch unkontrollierten, schwachen Impulse füllten den Äther mit ziellosem SOS.
    Wenn Eddie sich nicht mit Polyphema unterhielt, zuhörte, trank, schlief, aß, badete oder das Band ablaufen ließ, spielte er mit den Sluggos. In gewissem Sinne war er ja ihr Vater. Und als sie zu Schweinegröße heranwuchsen, fiel es der Mutter allmählich schwer, ihn von ihren Jungen zu unterscheiden. Da er nur noch selten aufrecht ging und häufig auf Händen und Knien in ihrer Mitte herumkroch, konnte sie ihn nicht mehr gut ausmachen. Überdies mußte irgend etwas in der feuchten Luft oder der Nahrung liegen, das bei ihm einen totalen Haarausfall auslöste. Im großen und ganzen war er jetzt kaum noch von

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