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Liebe 2000 - erotic science fiction

Liebe 2000 - erotic science fiction

Titel: Liebe 2000 - erotic science fiction Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Landfinder
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Sie ruhig sitzen«, sagte Sheringham. Er erhob sich. »Ich stelle sie an.« Er deutete auf den Lautsprecher, der an der Wand über Maxteds Kopf befestigt war, grinste und verschwand.
    Maxted schauderte unbehaglich zusammen, er starrte hinauf zum schwingenden Abendhimmel und wünschte dabei, daß sich der kalte Luftstrom, der von oben in den Innenraum hineingedrungen war, bald von selbst wieder verflüchtigen würde.
    Ein leises, ratterndes Geräusch drang aus dem Lautsprecher, verstärkt von einer ganzen Reihe weiterer Lautsprecher, die, wie er erst jetzt bemerkte, rundherum im Spalier hingen.
    Er schüttelte traurig den Kopf über Sheringhams verrückte Einfälle und beschloß, sich selbst mit Whisky zu versorgen. Als er sich über den Tisch beugte, wurde ihm schwindlig, und er fiel unkontrolliert in seinen Stuhl zurück. Sein Magen schien wie angefüllt mit Quecksilber, eiskalt, riesig und schwer. Von neuem reckte er sich vor; er versuchte, das Glas zu erreichen und stieß es dabei über den Tisch. Das Denken machte ihm Schwierigkeiten, er stützte sich mit den Ellenbogen hilfesuchend auf den gläsernen Tischrand, und er spürte, wie ihm der Kopf auf die Fäuste sank.
    Als er wieder aufblickte, stand Sheringham vor ihm und lächelte ihn verständnisvoll an.
    »Schwierigkeiten, hm?« sagte er.
    Schweratmend gelang es Maxted, sich zurückzulehnen. Er wollte Sheringham etwas sagen, aber es fielen ihm keine Worte mehr ein. Sein Herz machte einen heftigen Satz, und er verzog das Gesicht vor Schmerz.
    »Keine Sorge«, beruhigte ihn Sheringham, »der Herzmuskelkrampf ist nur eine Begleiterscheinung. Unangenehm vielleicht, aber er wird gleich vorüber sein.«
    Er spazierte gemächlich durch den Innenhof und studierte Maxted von allen Seiten. Das Ergebnis schien ihn sichtlich zu befriedigen, und er schwang sich auf den Tisch. Er nahm den Siphon und versprühte den Inhalt. »Chromzyanat. Es blockiert das koenzyme System, welches das flüssige Gleichgewicht des Körpers kontrolliert. Es leitet hydroxyle Ionen in die Blutbahn. Mit einem Wort, Sie ertrinken. Das heißt, Sie ertrinken tatsächlich, Sie ersticken nicht bloß, wie bei einem äußerlichen Bad. Doch ich darf Sie nicht ablenken.«
    Er neigte den Kopf prüfend den Lautsprechern zu. Ein seltsam dumpfes, schwammiges Geräusch drang nun heraus, wie von elastischen Wellen, die einen dickflüssigen See aufsaugen. Der Rhythmus war ungeheuer, wuchtig, übertönt von dem tiefen, bleiernen Keuchen eines riesenhaften Gebläses. Zuerst kaum hörbar, schwollen die Töne immer lauter an, bis sie den Hof erfüllten und die wenigen Autogeräusche von der Hauptstraße verschluckten.
    »Phantastisch, was?« sagte Sheringham. Er wirbelte den Siphon am Griff herum, stieg über Maxteds Beine und drehte am Tonregler unter einem der Lautsprecherkästen. Er wirkte strahlend und aufgeräumt, fast um zehn Jahre verjüngt. »Es sind Dreißig-Sekunden-Wiederholungen, vierhundert Mikrosens, tausendfach verstärkt. Ich gebe zu, daß ich diese Folge hier ein wenig bearbeitet habe, aber es ist dennoch verblüffend, wie abstoßend ein an sich schöner Ton klingen kann. Sie werden niemals erraten, was es war.«
     
    Maxted bewegte sich mühsam. Der Quecksilbersee in seinem Magen war kalt und ohne Grund, wie eine Meeresrinne, und seine Arme und Beine hatten unendliche Ausmaße angenommen, wie die aufgedunsen herabhängenden Glieder eines ertrunkenen Riesen. Er konnte gerade noch Sheringham erkennen, der vor ihm auf und ab tänzelte, und von ferne hörte er das leise Grollen des Meeres. Näher jetzt, hämmerte es mit eintönig drängendem Rhythmus, wobei die großen Wellen sich aufblähten und zerplatzten wie Blasen in einem Lavasee.
    »Hören Sie, hören Sie es, Maxted. Ein Jahr lang habe ich auf diese Aufnahme warten müssen«, sagte Sheringham. Mit gespreizten Beinen beugte er sich über Maxted und gestikulierte dabei mit dem Siphon. »Ein Jahr. Haben Sie eine Ahnung, wie entsetzlich so ein Jahr sein kann?« Einen Augenblick lang hielt er inne, dann riß er sich von der Erinnerung los. »Letzten Samstag, kurz nach Mitternacht, haben Sie mit Susan in diesem gleichen Stuhl gelegen. Sie müssen wissen, Maxted, daß hier überall Abhörgeräte eingebaut sind. Dünn wie Bleistifte, mit Fünfzehn-Zentimeter-Einstellung. Ich hatte fünf Stück allein hier in der Kopflehne angebracht.« Wie in Klammern fügte er hinzu: »Dieser Wind ist Ihr eigener Atem, wenn ich mich recht erinnere, zu jenem Zeitpunkt

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