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Liebe 2000

Liebe 2000

Titel: Liebe 2000 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anthologie
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Junge . Da s hatt e sie so verändert. Nun gehört e n sie nur no c h dem W i nd und dem Sa lzwasser, das an ihn e n nag e n w ü rde, bis eines Tages die Spanten de m Angrif f nich t länge r w i derstehe n wü r d en . D a nn wü r den die Schiffe ve r s inken.
    E s m üßt e schö n sein , dacht e d e r Junge , a uf dem Meeresgrun d z u liegen , fre i un d alle r So r g e n l e dig, währen d übe r eine m Fisch e dahinglitten . Sei n Vater hatte es sich auch nie gewün s cht , i m Bet t z u sterben. (Ers t späte r fie l ih m ein , da ß di e Fisch e auc h all e tot waren , un d de r Gedank e gef i e l ih m au f einma l nicht mehr.)
    De r Win d heult e au f un d ve r b laßte.
    » W ohin gehen wir?«
    »Ich habe e i nen Bu nk e r«, sagt e da s Mädchen.
    » D u hast einen –?«
    »Ja . Mei n Vate r ha t ih n geb a ut. Natürlich war er nich t gan z normal , mei n Vater , abe r e r ha t imme r ge sagt, wenn ein m al ein Ato m krie g käme , dan n könnten wi r un s sowies o nich t meh r retten , doc h ei n Bakterien Angriff wä re bei g e nüg e nd e n Vorsichts m aßn a h m en noc h z u ertragen . Ic h h a b e davo n profitiert.«
    »Ist sonst no c h je ma nd –?« sagt e e r plötzlich , und si e wußt e s o fort , wa s e r m e inte . De r Ged a nk e wa r i hm unerträgli c h.
    »Ne i n« , sagt e si e leise . »Si e sin d all e tot.«
    E r lacht e bitter . E r lacht e und konnte gar n i cht me hr aufhören . E s wa r ei n irre s Gelächter , da s sein e Schulter n zucke n ließ , au f un d a b schwol l un d i n eine m tro cken e n K e uch e n end e te.
    » A dam und Eva«, s a gte er. » A dam und Eva in ei ne m n e u e n Par a dies . D a s is t ver r ü c kt , ver r ü c k t is t da s –«
    »Re d nich t so« , sagt e sie , »bitte , bitte , red e nicht so.«
    »Ic h hab e Hunger« , sagt e e r unvermittelt.
    » D u mu ßt ja seit Tagen n i chts me hr geg e ssen haben« , sagt e da s Mädche n m ü tterlich . »Wi e has t d u es übe r h aup t geschafft?«
    »Bei dem einen dau e rt es kürzer , be i de m ander e n länger. Ich habe eb e n Glü c k g e habt.«
    »Na t ürlic h hab e ic h etwa s z u essen« , sagt e das Mädch e n . »Büchs e n, weiß t du ? Bü c h se n verde r ben nich t s o leicht . E s reich t noc h lange , abe r ic h wollte trotzdem noch ein pa a r holen . «
    »D u wills t in di e H ä use r gehen ? « f ragt e e r verwirrt.
    »Ja« , sagt e sie.
    »Ich habe es nie me hr gew agt , i n di e H ä use r z u gehen . Di e Leiche n überall : Ic h konnt e e s nich t ertragen. Ich habe mi r abends i mme r nu r ein e Deck e geholt , aus de m Ar m ee-Depot , weiß t du , un d m ic h i n ein e Häusereck e verkrochen.«
    »Arme r Junge« , sagt e sie , »armer , arme r Gil. Ko m m , wir gehen«, f uhr sie fort . »Dan n könne n wir weitersehen.«
    »Ne i n.« Er schüttelte den K opf.
    Da g a b es no c h etwas and e re s z u tun . Wa r e s Hunger?
    »Tu’ s nicht! « sagt e sie , al s e r si e a n sic h heranzog.
    »Tu’ s nicht. « Si e zitterte . E r preßt e sein e Lippe n auf di e ihren; , s i e wehrt e sic h ni c h t , al s sein e trockene , hart e Zung e ihr e Zähn e auseinand e rschob . Se i ne Lipp e n waren rissig und b l u t eten vo r Durst . Sein e mageren Händ e striche n übe r ihre n R ü cken , knetete n da s feste Fleisch , glitte n tiefe r un d tiefer.
    E r ri ß ih r di e Hos e vo m L e ib , di e unte r seine n Finger n zerfetzt e un d zerbrö c kelte . De r Betonbode n des Kais war hart, do c h er w a r rein , vo m ewige n Wind  ausgelaug t un d vo n de n W e lle n gebleicht . Da s keimfrei e Bet t eine r neu e n Menschheit.
    Da s Mädche n stöhnte , di e Aug e n wei t aufg e rissen, al s e r ihr e Seite n rie b un d seine n Mun d a n ihre r Brust festsaugte . Übe r ihne n ragt e di e Stad t empor , di e mit ihre n Millione n blinde r Fen s ter zu ihnen hinüberblickte, hinter denen Millionen v o n Leiche n verwesten . Die Schiff e schaukelte n a uf de n schwarze n W og e n , unter den e n das Wasser sta m pfte und sang. Un d der Hi mme l, de r sic h übe r ihn e n w ö lbte , wa r au s Stah l un d Feuerstei n gemacht , m i t tausen d w i nzige n Lö c hern , au s den e n da s Wasse r hinunterries elte. Ein n e u e s Diluv i um brac h an.
    A n al l die s dacht e de r Jun g e nicht . E r dacht e daran, wi e e r diese s Mädch e n lieb e n w ü r d e . Er w ü r de e s in Ehr e n halt e n , wi e e s i n de r B i be l stand , bi s a n sei n Lebensende , un d s o weite r

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