Liebe 2000
t seine n Hund.
Phas e III : Höll e un d Paradies
Helmut Pesch
Ed e n
Über dem Meer lagen no c h d i e Schrei e de r Delphin e in de r Nacht , al s e s Morgen wurde.
E s wa r ka l t , un d ei n fei n e r Rege n fiel . De r Wind, de r vo m S t ran d herüberstric h, peitschte üb e r die g r oße n schmutzigbraune n Wasserlachen , di e sic h zwische n d e n Pflasters t einen a usbreiteten.
Ic h eine r de r Pfütze n l a g e i ne Frau in einem geb l ü m te n Kattunkleid ; ih r vo m Rege n aufgedunsene s Gesicht wa r hal b i m Wasse r verborg e n ; di e i n de r Agoni e ve r kra m pften Hände hielten noch i mme r die Henkel ein e r Einkaufstasche , au s de r ei n paa r Äpfe l geroll t waren. Eine B l utspur zog sich von de r Kehl e de r Fra u z u einer große n Ra t t e hinüber , di e eine n Mete r entfern t verende t war.
Di e Ratten , dacht e de r Jun g e , di e Ratte n hatte n es anfang s noc h a m besten . Ihne n ha t e s nich t sovie l ausgemacht , wei ß de r Teufel , waru m , und natürl i c h hatten si e i n de r erste n Zei t Nahru ng i n Hüll e un d Fülle . Doch dan n ha t e s si e doc h erwischt.
Er verzog die Lipp e n zu einem hä mi schen Lächeln. Die H ä user stand e n w i e große B a uk l ötze g e gen den
Himmel . D a s fahl e Sonn e nlich t spiegelt e sic h i n Milli on e n F e nsterscheiben und üb e rschüttet e di e Stad t mit einem kalten S c hein. Der R e g e n hatt e noc h nich t genu g Zei t gehabt , u m d i e Wänd e m i t seine n rostigroten Streifen zu überzieh e n, do c h hie r un d d a blühte n schon Pilzkulture n auf , rote , grüne , blaue.
Ein e S p inn e lie ß sic h vo n eine r dunkle n H ä userecke herunter ; si e erste n Fäde n i h re s Netze s glitzerte n vor Nässe . Dann , al s h a b e si e plötzlic h au f ha l b e m Weg ihr e Kraf t verlassen , spult e sic h ih r Fad e n ab , un d sie stürzt e i n eine r sic h vereng e nd e n Spiral e au f da s Pflaster.
Bi s au f d a s Klatsche n de s Regens , de r gege n die Fensterscheibe n schlug , wa r e s still.
De r Jung e richtet e sic h a u f un d s c hlu g di e D e ck e zurück , i n di e e r sic h eing e hüll t hatte . Si e zerbröckelte unter seiner Berüh r ung, und de r Win d trie b ihr e großen Flock e n durch die Straße. D e r J u ng e stric h sic h mit beiden Händ e n die verfilzt e n Haarsträhne n au s der Stirn und stand auf, leicht g e bückt , al s hab e e r eine schwer e Las t z u tragen.
E r hau c ht e sic h i n di e Hände , u m si e z u wärmen; den n e r wa r nack t un d zitt e rt e a m ganze n Leib . Seine Zähne schi mme rten bläulich un t er der ledrigen H a ut, und die Rippen i n seiner B rus t trate n wi e ei n Drahtskelet t hervor.
E r hatt e e s aufgegeben , Kleide r z u tragen . Draußen im Regen hielten sie ohn e hin nur einen T a g, und Tabus irgendwelche r Ar t ga b e s nich t mehr . Jetz t k o nnt e man m it Schuh e n in die M oscheen g e hen und b r auchte in den Sy nagog e n ke i nen H ut me hr zu tragen, kein Gebetbuc h i n de n Kirchen . Ma n konnt e sic h nack t auf de m Marktplat z ausstrecke n un d dur c h di e Biblio t h ek wandern.
Verflucht , dacht e de r Junge . Es wäre do c h eine herrlich e Zei t gewese n …
Ein glänz e nder Käfer übe r qu e rte den Tore i n gang, in de n sic h de r Jung e verkr o che n hatte , al s de r Abend hereing e b r och e n war. Der J unge beobachtete ihn interessiert und auch e i n we nig glü c k l ich. Es war das erste lebend e W esen , da s ih m heut e b e gegnet war, außer der Sp i nne . Abe r z u de r S p inn e hatt e e r kein e Verbindung besessen.
Sp i nne am Mo r gen bringt Kumme r und So r gen, schlich es ihm in d e n Sinn. Spinn e a m Morge n bringt Ku mme r und So r gen. Sp i nne am Mo r gen …
Dann plöt z lich überk a m i hn ein Husten. Er lehnte de n Kop f geg e n di e Maue r un d k e ucht e un d w ü r g te und s puckte rötlichg e lbe n Schleim , de r träg e a n den rote n Steine n herunte r rann.
Al s e r wiede r ei n wen i g z u At e m geko mme n wa r , richtet e e r sic h au f un d tra t au f di e Gass e hinaus . Mit eine m storchenhafte n Schrit t setzt e e r übe r eine n Hund, auf dessen gelben Z ä hnen no c h de r getrocknet e Geifer klebte. Der Junge hatte den Hu nd gek a nnt.
E r fühlt e sic h m üd e un d zerschlagen . Jede r Musk e l schmerzt e ihn , un d i n seine r Bru s t wa r ei n seltsa m ätzende s Ge f ühl , da s ih n huste n ließ . E r hatt e sei t Tagen kau m etw a s
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