Liebe 2000
gefolgt war und d e n Mann so lange ertrage n hatte.
»Lassen Sie uns ein we nig frisch e Luf t schnapp e n«, sagt e e r schrof f un d wan d s i c h a n eine r de r Verstärker anlagen vorbei. »S t a tt Ohren habe ich nur no c h Gongs.«
»Selbs t v erständlich« , stimmt e Sheringha m bereitwilli g zu . E r legt e di e A u fnah m e sorgfälti g au f den Plattentelle r un d stellt e de n Appara t ab . »Dies e hier möcht e ic h mi r sowies o fü r späte r aufheben.«
Sie g i ng e n in die laue A b e n dlu f t hin a us. S heringham schaltet e di e Lam p ion s ein , und sie streckten sich i n den Rohrstühl e n unter freiem Hi mme l aus.
»Ich hoffe, Sie hab e n sich nicht allzusehr gelangweilt« , sagt e Sheringham , währen d e r mi t de r Karaffe hantierte . »De r Mikro t o n is t ei n faszinierende s Hobby, abe r ic h fürchte , ic h hab e ih n z ur Besessenhei t werd e n lassen.«
Maxte d st i e ß ei n schwe r z u deutende s G r unze n a u s:
»E i n paar von d e n P l atten s i nd interessant«, gab er zu, »si e h a be n s o e i n e Ar t verrück t e n N e uheitswert , wie Vergrößerung e n vo n Motten gesichtern od e r von Rasierklingen . D e nnoc h glaub e ich , i m Gegensat z z u Ih nen, nicht daran, d a ß der M i k r o t on sich je ma ls zu eine m Instrumen t de r Wissenschaf t entwickel n wird . Ich seh e dari n nicht s al s ei n raffinierte s Laboratoriumsspielzeug.«
Sheringh a m schüttelt e de n Kopf : »D a sin d Si e na türlich völlig im Unrecht. E r inner n Si e sic h a n di e Zell teilung s kette, die ich Ihn e n zu A nfang vorgespielt habe ? U m ei n Hunderttausendfa c he s verstärkt , kling t die Zellteilun g be i Tieren , al s würd e ma n Tragbalke n und Stahlplatte n auseinanderreiß en – wie nannten Sie es do c h? – wi e ein Au t ozus ammensto ß i n Zeitlupe . Die Teilun g vo n Pflanzenzelle n dag e gen ist ein elektronische s Gedich t au s sanfte n Akkorden und rauschend e n Tön e n. D a m it haben Sie d e n B e weis, daß ma n anh a nd des Mikro t ons d e n U nterschied zwischen Tier und Pflanzenreic h z u erkläre n verma g …«
»S c h ein t m i r ein e ve r d amm t umständlich e Betrachtungsweise« , wandt e Maxte d ei n un d bedient e sic h mit Soda, »eb e nsogut könnten Si e da s Fahrtemp o I h res Auto s a n de r sichtbare n B e wegun g de r Stern e messen. Da s könnt e möglic h sein , abe r einfache r is t es , au f den Tacho m eter zu schau e n.«
Sheringha m nickte , un d e r beobachtet e Maxted aufmerksa m übe r d e n Tisc h h i nweg . Se i n I n teress e an de r U n terhaltun g s c hie n sic h erschöpft zu hab e n. Die beiden M ä nner saß e n schwe i g e nd vor ihr e n Gläsern.
Seltsam , di e Feindschaf t z w ische n ihnen , d i e schon sei t s o viele n Jahre n a nd a uerte , wa r jetz t unverschleierter , wi e auc h de r Gegensat z i n Persönlichkeit , Haltung un d Aussehe n sic h deutlich e r ausprägte . Maxted , ein großer , kräftige r Man n mi t ansprechenden aber grobgeschnittene n Zügen , hatt e s i ch lässig in seinen Stuhl zurü c kg e w orfen und dachte an Susan Sheringham. Sie wa r au f de r Part y be i de n T u rnbulls , un d w ä r e e s nicht de r Fal l gewesen , da ß e r sic h au s nu r allz u bek a nnt e n Gründ e n bei den Tu r nbulls ni c h t m eh r sehe n lassen konnte, dann hätte er den A ben d liebe r mi t ih r al s mit ihrem grotesken klein e n Ehe m ann verbracht.
E r mustert e Sheringha m mi t alle r Unvoreingenommenheit , dere n e r fähi g war , un d fragt e sic h dabei , ob diese r steife , unscheinbar e Man n mi t seine r Pedanterie und dem eigen t ü m lichen H u mo r de s Wissenschaftlers übe r h aup t irgendwelch e sym p athische n E i genschaft e n besaß. Auf den ersten Blick sicherlic h nicht , obwoh l es einige s vo n seine m Mu t un d Stol z erfo r d er t hab e n m ußte , ih n heut e a b en d ein z ulad e n. D o c h sein e G r ünde ware n zweifello s ebens o v e rschrobe n wi e e r selbst.
De r V o rw a nd , überlegt e Maxted , wa r faden s chein i g genug ge we sen – Sh e r ingha m , Professor für Biochemi e an der Universität, besaß ein m it allen Schik a nen ausgestattete s Heimlabora t orium ; Maxted , ei n heruntergekommene r Sportle r mi t schlechte m Examen , ar beitete als Torp e do m ann b e i eine r Gesellschaf t für elektronisch e Mik r oskope ; ei n Gespräch , s o hatt e Sheringha m ih m a m Telefo n versich e rt , könnt e f ür si e bei de von Nu t zen
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