Liebe ahoi
sie das Gefühl, als würde er ihr ausweichen und an ihr vorbei weiter auf den Bildschirm schauen. Aber dann ließ er sich auf ihren Kuss ein, schob die Hände unter ihr Shirt und streichelte ihre Brüste. Ah, das war schon besser. Wie lange war es her, seit sie zuletzt am frühen Morgen Sex gehabt hatten? Nun, sie würde dafür sorgen, dass es heute mal wieder so weit war. So wie sie überhaupt dafür sorgen würde, dass der Tag so verlief, wie sie sich das wünschte. Höchste Zeit, dass sie sich von dem ständig auf der Unterlippe kauenden, unterdrückten kleinen Mädchen, zu dem sie offenbar mutiert war, wieder in eine erwachsene und selbstbewusste Sarah zurückverwandelte. Das würde auch Callum zu spüren bekommen. Sobald sie wieder zu Hause waren, würde sie ein ernstes Wort mit ihm reden und ihm seinen Unsinn aus dem Kopf treiben. Sarah verspürte urplötzlich ein Maß an Entschlossenheit, das ihr völlig neu war. Vielleicht hatte sie zu viel Dieselöl eingeatmet.
»Ich habe eine gute Idee. Da wir beide schon in Palma waren, schlage ich vor, dass wir es uns ein bisschen hier in der Kabine gemütlich machen, dann zum Essen in die Stadt fahren und anschließend die Kathedrale besichtigen. Wer weiß, vielleicht lasse ich meine Jugendsünden noch einmal aufleben und knutsche mit dir auf der Treppe.«
»Hm?«, murmelte er, denn inzwischen war er ganz auf sie konzentriert. Gerade schob er ihr Shirt hoch und näherte sich ihren Brüsten mit seinen Lippen, als …
Ssssssss.
Sarah zuckte zusammen. Was war das denn?
David schob sie von sich weg, beugte ich vor und drückte eine Taste an seinem Notebook. »Äh … vielleicht könntest du dir das T-Shirt noch mal kurz runterziehen. Ich bekomme gerade einen Anruf über Skype.«
Nein! Bitte nicht! Merkte er denn nicht, dass das hier viel wichtiger war als sein Anruf? Das hier war eine Kurzfassung ihrer Beziehung, und das Bild, das sich dabei entwickelte, gefiel ihr ganz und gar nicht. Plötzlich wollte sie es genau wissen. Was war ihm wichtiger? Sie oder der Anruf?
»Ruf später zurück, bitte«, bat sie.
Er sah sie an. »Sarah, das geht nicht. Es ist dringend. Alle haben strikte Anweisung, mich nur dann anzurufen, wenn es etwas wirklich Wichtiges ist.«
Okay, jetzt wusste sie es. Frustriert zog sie ihr Shirt herunter und stand auf. In der nächsten Sekunde hatte er den Anruf schon entgegengenommen.
Monas Gesicht erschien auf dem Bildschirm. Sarah kochte innerlich vor Wut. Sie musste diese nervende Familie nicht nur die ganze Zeit auf dem Schiff ertragen, jetzt hatten seine Exfrauen tatsächlich auch noch einen Weg direkt in ihre Kabine gefunden.
»Guten Morgen, David, hallo, Sarah.«
Sarah ging so weit zurück, bis die Webcam sie nicht mehr erfasste, und antwortete mit einer obszönen Handbewegung. Ziemlich unreif und albern, aber irgendwie fühlte sie sich danach besser.
»Sarah, hast du da gerade … nein, das war sicher nur ein Lichtreflex«, meinte Mona. Ups. Offenbar war sie doch nicht ganz aus der Reichweite der Kamera gewesen. Sie trat wieder näher und lächelte süffisant. »Morgen Mona, ich freu mich, dich zu sehen«, sagte sie in übertriebenem Singsang. Mona war viel zu sehr von sich eingenommen, um auch nur auf die Idee zu kommen, dass Sarah sarkastisch sein könnte.
Frustriert nahm Sarah ihren Kaffee und ging zurück in die Kabine. Sie duschte, wickelte sich in ein Handtuch und zog sich auf die Schlafempore zurück. Durch das Fenster sah sie, dass David noch immer an seinem Notebook saß und offensichtlich tief ins Gespräch versunken war. Seufzend öffnete Sarah den Kleiderschrank. Sie hatte keinen Schimmer, was sie anziehen sollte, weil sie keinen Schimmer hatte, was sie an diesem Tag unternehmen würden. Aber war das nicht charakteristisch für ihr ganzes Leben? Wieso machte sie sich ständig abhängig von David, warum war sie nicht mal in der Lage, zu entschieden, was sie anzog, ehe er sich dazu herabließ, sie in seine Pläne einzuweihen?
Sie zog eine weiße Jeans und ein hellblaues Jersey-Top mit Fledermausärmeln heraus, schlang sich ein paar Silberketten um den Hals und schlüpfte in silberne Flip-Flops.
Okay. Noch zehn Sekunden, und sie würde zu ihm rausgehen und dieses verdamme Notebook einfach zuknallen!
Neun.
Acht.
Ihr Puls ging schneller.
Sieben.
Sechs.
Sie stöhnte auf, als sich ihre Zähne in die Unterlippe gruben.
Fünf.
Vier.
Drei.
Noch zwei Sekunden bis zum Takeoff.
In diesem Moment klopfte es an der Tür.
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