Liebe ahoi
andere Zeitung hatte bisher Wind davon bekommen. Einer ihrer Fotografen war zufällig zur rechten Zeit am rechten Ort gewesen und hatte die Fotos geschossen, und das würde nun eine ganz große Story werden. Gigantisch! Die anderen Blätter würden sicher ebenfalls in Windeseile darauf anspringen, daher mussten sie höllisch gut überlegen, wie sie das Ding anfingen.
Mona machte schon seit zehn Jahren keine heißen Storys mehr, aber es berauschte sie noch immer mehr als sonst irgendetwas.
Sie kleidete sich sorgfältig, ein tief ausgeschnittenes weißes Shirt, schwarze Caprihose und schwarze Plateausandalen. Prüfend betrachtete sie sich anschließend im Spiegel. Noch ein Paar Perlenohrringe, und der Look war perfekt.
Piers kam mit einem Handtuch um die Hüften aus der Dusche. Als sie ihn kennengelernt hatte, hatte er ein Sixpack gehabt, das er irgendeinem japanischen Kampfsportmeister zu verdanken hatte. Aber Master Yen war schon vor langer Zeit in seine Heimat zurückgekehrt, und nun hatte Piers einen ziemlichen Bauchansatz, den er zu vielen Dinner- und Rotweinabenden verdankte. Zugegeben, er war immer noch attraktiv, aber irgendwie … sie suchte nach dem richtigen Ausdruck. Jetzt hatte sie es! Er war zu alt für sie geworden. Genau das war es. Okay, eigentlich war er nur wenige Jahre älter als David, aber er war innerlich älter. Mangelndes Training. Die Affäre mit seiner Sekretärin. Die langweiligen Geschichten. Es gab nichts an ihm, was sie noch wirklich interessierte.
»Echt? Du willst tatsächlich heute arbeiten? Wen interessiert denn schon, ob irgendein dämlicher Football-Spieler die Frau eines Abgeordneten nagelt?«
»Das ist eine Riesennummer, Piers, und es interessiert verdammt viele. Wir sind nun mal eine oberflächliche, materialistische, Klatsch und Tratsch liebende Gesellschaft. Das macht uns besonders«, fügte sie mit herablassendem Grinsen hinzu. Zeit, den Trumpf auszuspielen.
»Außerdem dachte ich, du würdest vielleicht gern ein bisschen Zeit zusammen mit Max verbringen. Du weißt schon, Vater-und-Sohn-Beziehung und all das. Da störe ich doch eher. Amüsier dich mit ihm. Oder hast du Angst, dass du mit Max nicht mithalten kannst?«
Lektion 101 im Handbuch Richtiger Umgang mit dem männlichen Alphatier lautete: Wenn sonst nichts mehr geht, ziel auf das Ego.
Er ließ das Handtuch fallen und kramte im Kleiderschrank herum. Mona bemerkte, dass sie den Blick abgewandt hatte. Es gab Dinge, die sie an diesem Morgen nicht unbedingt sehen musste. Piers’ Schwanz gehörte definitiv dazu.
»Wie du meinst«, brummte er. »Ich muss ein paar Telefonate führen, dann schau ich mal, was Max so vorhat. Als ich letzten Sommer auf Mallorca war, zu diesem Golfturnier, hab ich bei irgendeiner Auktion ein Jet-Boot gekauft. Keine Ahnung, was aus dem verdammten Ding geworden ist. Mal sehen, ob ich das rausfinde.«
Mona konnte sich noch gut an den Trip erinnern. Nicht, dass sie dabei gewesen wäre, natürlich nicht. Aber sie hatte die Quittung für eine Präsidentensuite mit englischem Frühstück für zwei sehr aufschlussreich gefunden.
Leider hatte Emily wohl daran gedacht, Sonnencreme mit Lichtschutzfaktor 50 einzupacken, sonst wäre ihre bleiche Haut in der gnadenlosen Mittagssonne bestimmt völlig verschrumpelt. Piers und seine Tippsenschlampe, diese Schweine!
Mona stellte sich auf die Zehenspitzen und drückte Piers einen Kuss auf die Wange. Dabei achtete sie sorgsam darauf, nicht in die Nähe seines Schwengels zu geraten.
»Gute Idee, Darling.« Sie nickte zustimmend. »Wie wär’s, wenn wir uns vor dem Dinner alle zu einem Aperitif träfen? So um sechs? Ich glaube, wir legen heute Abend gegen acht wieder ab.«
Sein Grunzen bedeutete so etwas wie »definitiv nicht ganz zufrieden, aber zu sehr Macho, um zuzugeben, dass ich ohne dich nicht kann«.
Ein Lächeln umspielte Monas Lippen, als sie ihr Notebook unter den Arm klemmte und sich auf den Weg zu Davids Kabine machte. Er öffnete die Tür beim ersten Klopfen. Sein gestresster Gesichtsausdruck passte so gar nicht zu dem lässigen Khaki-Shirt, den cremefarbenen Shorts und den nackten Füßen. Mit seinem kantigen Gesicht und den breiten Schultern hätte er perfekt zu einem Shooting für Freizeitmode für den reifen Mann gepasst.
»Unfassbar!« Der Frust tropfte aus jeder Silbe. »Da bin ich gerade mal achtundvierzig Stunden aus dem Büro, und prompt kommt die größte Story des Jahres ans Licht.«
»Soll ich die Rückreise für dich
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