Liebe ahoi
organisieren?«
Sie wusste, dass er Nein sagen würde. Es war eine Sache, ihm hier, Tausende Meilen vom Büro entfernt, zu helfen, aber es gäbe keinen triftigen Grund für sie, mit ihm zurückzufliegen. Dazu reichte nicht mal ein vierseitiger Bericht über Cindy Trenchants frühere Modesünden.
Zu ihrem Entsetzen lehnte er sich auf seinem Stuhl zurück, verschränkte die Hände hinter dem Kopf und dachte kurz nach. Sag Nein. Sag Nein. Sag Nein.
»Ich kann nicht«, meinte er schließlich. »Ich hab alle hierhergelockt, jetzt kann ich mich unmöglich einfach verdrücken. Und was wäre das auch für ein Signal an die Jungs im Büro? Ich muss ihnen doch zeigen, dass ich ihnen vertraue. Sie schaffen das schon allein, das weißt du auch. Ich will nur ein paar politisch wichtige Telefonate führen. Die großen Entscheidungen steuere ich von hier, und dann schaue ich mir den Textentwurf an.«
Ja! Mona nahm einen Kaffee und ein Croissant vom Tablett, das der Zimmerservice gebracht hatte, zog sich einen Stuhl heran, setzte sich und klappte ihr Notebook auf. »Ich stimme dir voll und ganz zu. Also, dann lass uns die Story mal von allen Seiten beleuchten. Wir brauchen unbedingt eine vierseitige Strecke über Cindy Trenchants Modesünden.«
»Bist du sicher, dass du wirklich nicht mitkommen willst? In Palma kann man super shoppen.« Beth warf ihren besten Köder aus, aber Eliza weigerte sich standhaft zuzuschnappen.
»Ich bleib lieber hier und chille ein bisschen«, murmelte sie mit geschlossenen Augen.
Offenbar hatte ihre Tochter bis mindestens mittags ein Date mit ihrem Bett, danach würde sie bestenfalls kurz in die Horizontale einer Liege am Pool wechseln.
Beth konnte sie verstehen. Als sie so alt war, war sie mit Patsy in einem Ferienclub in Blackpool gewesen. Damals hatten sie die komplette Woche hinter riesigen Sonnenbrillen am Pool verbracht, um den supersüßen Lifeguard unauffällig anstarren zu können. Patsy hatte sogar bei einer Karaoke-Show mitgemacht, um seine Aufmerksamkeit zu erregen. Ihr Auftritt mit Tina Turners Proud Mary war eine Katastrophe gewesen.
Bei der Erinnerung musste Beth lächeln, und sie zuckte zusammen, als es plötzlich an der Balkontür klopfte. John stand draußen, mit der kleinen Lavinia auf dem Arm. Beth öffnete und übernahm ihre kleine Enkeltochter.
»Du siehst ja viel besser aus, meine Süße.«
»Es geht ihr auch viel besser. Anscheinend hatte sie etwas Falsches gegessen. Wir waren gerade noch mal beim Schiffsarzt; er hat uns versichert, dass sie bald wieder ganz gesund sein wird.«
Beth kitzelte ihrer quietschenden Enkeltochter den Bauch.
»Ich wollte eigentlich einen Bummel durch Palma machen, aber ich kann gerne hierbleiben und mich um die Kinder kümmern, wenn du und Marcy Lust auf einen Stadtbummel habt. Es würde mir großen Spaß machen, den Tag mit den Kleinen zu verbringen.«
»Danke, Mum, aber Dad hat eine Babysitterin organisiert. Sie bleibt mit den beiden im Kid’s Club, da werden sie eine Menge Spaß haben. Vor dem Mittagessen stehen Schwimmen, Yoga, Malen und Musik auf dem Programm. Nachmittags vermutlich Mandarin, Harfe und Physik für Fortgeschrittene.« Er grinste.
Beth lachte. Es gab einen alten Spruch, wonach ein Mädchen für immer die Tochter blieb, während ein Junge nur so lange der Sohn blieb, bis er heiratete. Zum Glück galt das nicht für John. Sie waren sich noch immer so nah wie früher, und er konnte sie in jeder Lebenslage aufmuntern.
Nachdem sie ihre Enkeltochter wieder sicher in seine Arme zurückgegeben hatte, nahm sie ihre große weiße Ledertasche – geräumig genug zum Shoppen, preisgünstig genug, um sich nicht über eventuelle Sonnenmilchflecken aufzuregen – und machte sich auf den Weg zur Gangway. Da sie nicht die Einzige mit diesem Ziel war, brauchte sie nur dem Menschenstrom zu folgen. Die Aussicht, einen Tag durch die kleinen Gassen Palmas zu schlendern und dabei völlig frei und unabhängig zu sein, erfüllte Beth mit großer Vorfreude.
Mit Pass und Bordausweis in der Hand wartete sie in einer Reihen, um auszuchecken, als sie plötzlich in einer anderen Warteschlange Sarah entdeckte. Wo war denn David? Auf einmal tauchten Erinnerungen an ähnliche Szenen aus ihrer Vergangenheit auf. Konnte es sein …? Nein. Sie verwarf den Gedanken wieder. David würde Sarah im Urlaub niemals den ganzen Tag sich selbst überlassen, um zu arbeiten. Als sie noch verheiratet waren, hatte sie irgendwann nicht mehr mitgezählt, wie oft die
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