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Liebe am Don

Liebe am Don

Titel: Liebe am Don Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Toten.«
    »Nie, Väterchen!« riefen die Jungen gleichzeitig. »Wir lagen im Bett.«
    »Es wächst eine kluge Generation heran«, sagte Ifan zufrieden. »Gott segne euch … ihr werdet gute Menschen.«
    Kolzow aber ritt in dieser Nacht rund durch das Dorf. Er holte seine Genossen aus den Betten. Den Schuster Kalinew, den Sattler Luschkow, den Rennfahrer Klitschuk, den Magazinverwalter Rebikow und sogar den alten Babukin. Vierundzwanzig Genossen drängten sich im Wohnzimmer Kolzows, nur in Hosen und Sandalen, denn in den warmen Nächten schliefen sie meistens nackt neben ihren Weibern. Der Hebamme Kusetzkaja war es recht – sie kam aus der Arbeit nicht heraus und hatte ein gutes Einkommen.
    Kolzow machte es kurz … er führte die Genossen in das Schlafzimmer und ließ sie Jelena betrachten. Stumm kamen sie dann ins Wohnzimmer zurück, nur der Sargmacher Tutscharin machte den Mund auf und meinte: »Jetzt habe ich mein Maßband vergessen, Dimitri Grigorjewitsch. Hättest mir ruhig einen Wink geben können. Aber ich glaube, ein Sarg normaler Länge reicht. Sie ist ein zierliches Weibchen. Nur eine Frage noch: Wer bezahlt ihn? Hat sie Verwandte?«
    Kolzow setzte sich hinter den Tisch und blickte düster vor sich hin. Er suchte den richtigen Anfang für seine Erklärungen und entschied sich, einfach die Wahrheit zu sagen.
    »Jelena Antonowna ist ertrunken.«
    »Aha!« sagte der Kaufmann und Fleischer Kotzobjew, der auf dem Duellplatz seine Würstchenbude aufgebaut hatte. »Das ist etwas Neues. Seit siebenundneunzig Jahren ist hier keiner mehr ertrunken. Die letzte war Mütterchen Natascha Semjonina, und sie ertrank auch nur, weil sie blöd war … so heißt es jedenfalls. Mondsüchtig soll sie gewesen sein, und der Mond stand genau überm Don, als sie ins Wasser wandelte. Heute war aber kein Mond –«
    Kolzow sah Kotzobjew schief an und verzog den Mund, als tränke er Essig. »Jelena Antonowna wurde ertränkt«, sagte er und sprach es so aus, daß die Genossen keine weiteren Fragen stellten. »Aber das ist nicht wichtig. Es gibt nur eins, was von Bedeutung ist … das hier …«
    Er legte Jelenas KGB-Ausweis auf den Tisch, und auch jetzt gab es keinen, der fragte. Sie alle wußten Bescheid. Sie waren Kosaken. Menschen mit Ausweisen dieser Art hatten ihre Wildheit gezügelt, hatten ihnen einen Teil ihrer jahrhundertealten Freiheit genommen. Kolchosen und Sowchosen hatte man ihnen aufgezwungen. Das Leben war reglementiert worden. Felder, Äcker, Weiden und Steppen, ja sogar der Fluß mit seinen Fischen waren zu einem System des Staates geworden. Sie hatten sich daran gewöhnt, sie lebten nicht schlecht, die Planwirtschaft hatte viel Gutes, es gab endlich genug Maschinen, die viele Arbeiten erleichterten, es gab pünktlich und genügend Saatgut in den Ausgabestellen, auch die Deputate zum Eigenverbrauch waren reichlich, und der Verdienst erlaubte ein Leben ohne Sorgen … aber es fehlte die absolute Freiheit, das Gefühl, über die Steppe reiten zu können und frei zu sein wie der Adler unter dem Himmel.
    »Wir müssen uns alle einig sein, Genossen«, sagte Kolzow und ließ den Ausweis Jelenas auf dem Tisch liegen. »Das ganze Dorf muß ein Hirn sein, das nur das denkt, was wir jetzt beschließen. Man wird Jelena Antonowna suchen, sicherlich, man wird uns alle verhören … und wir müssen alle das gleiche sagen. Wenn ein einziger von uns schwankt, reißt er alle anderen mit.«
    »Und mein Sarg?« fragte Tutscharin.
    »Er denkt nur an seine Särge!« schrie Kolzow. »Welch ein Mensch.«
    »Ich lebe davon!« schrie Tutscharin zurück. »Kotzobjew hat es gut … gefressen wird immer. Und auch Kalinew hat gut reden … barfuß will niemand durch die Straßen gehen. Aber wann stirbt schon mal jemand? Wie viele Tote hat's im vorigen Jahr gegeben? Na? Neun Stück! Und im jetzigen Jahr, bis heute? Ganze zwei! Kann man davon leben? Es ist widerlich, wie gesund die Menschen hier sind. Sie bringen einen Sargmacher noch in den Sarg.«
    »Man sollte ihn einfach erschlagen«, schlug der alte Babukin vor. »Wie einen Floh, jawohl. Er rechnet die Toten aus, und uns steht das KGB vor der Tür!«
    »Und alles nur der Weiber wegen!« schrie jemand.
    »Freunde, Brüderchen«, sagte Kolzow und schob Jelenas Ausweis hin und her. »Es hat keinen Sinn, über Dinge zu klagen, die geschehen sind. Wir müssen uns darüber einigen, was geschehen soll! Ich schlage vor: Jelena Antonowna und der Deutsche sind heute mittag weitergereist nach

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