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Liebe am Don

Liebe am Don

Titel: Liebe am Don Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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über die Planungen in der Stadt, man grüßte gegenseitig die Frauchen und Kinderchen und verabschiedete sich mit in Gedanken verabreichten Küssen.
    Dann saß Kolzow zusammengesunken hinter seinem Schreibtisch und verbarg das Gesicht in den Händen.
    »O Himmel!« sagte er leise. »O mein Himmel … nun ist es soweit.«
    Er packte die Listen mit der Saatgutverteilung in den Büroschrank, schloß alles ab und verließ das Parteihaus. Das Aufsitzen auf sein Pferd war eine Qual. Wie ein alter Mann wälzte er sich in den Sattel, selbst Urväterchen Babukin hätte flotter in die Steigbügel gefunden als jetzt der innerlich Stück um Stück abbrechende Kolzow.
    Zum erstenmal seit Jahren ritt Kolzow freiwillig zur Kirche, umkreiste sie, näherte sich von hinten dem Garten des Popen Ifan und versicherte sich durch viele Rundblicke, daß niemand ihn sah.
    Vater Ifan Matwejewitsch arbeitete im Gemüsebeet und kratzte die Erde um die Salatpflanzen locker. Er sang dabei, und diese heilige Fröhlichkeit zerriß Kolzows Herz noch mehr. Er räusperte sich laut, und Vater Ifan fuhr herum wie ein entdeckter Partisan, riß die kleine, eiserne Feldhacke hoch und bot das Bild eines wehrhaften Greises. Dann erkannte er Kolzow und warf die Hacke weg.
    »Nur der Satan schleicht heran!« schrie Vater Ifan. »Und sündige Bolschewisten! Willst du beichten, mein Sohn?«
    Kolzow schüttelte den Kopf. Er setzte sich auf einen alten Trog, in dem Ifan Abfall sammelte, und wischte sich verzweifelt über die Augen.
    »Ich muß es Ihnen zuerst sagen, Ifan Matwejewitsch. Ich habe einen Anruf aus Wolgograd bekommen. Ein Major Tumow ist dort eingetroffen. Er hat nach Perjekopsskaja gefragt. Ein Major vom KGB –«
    Vater Ifan faltete die Hände unter dem langen weißen Bart und sah hinauf in den wolkenlosen Morgenhimmel. Für ihn war das Wort KGB wie ein Schwanzhaar des Teufels … man faßt es nur an, wenn man sich vorher gesegnet hat.
    »Komm mit, mein armer Sohn –« sagte er mit seiner tiefen Stimme. »Wir brauchen Kraft.«
    Er ging Kolzow voraus in die Kirche und kniete vor der Ikonastase nieder. Kolzow blieb stehen, breitbeinig, äußerlich ganz Abwehr, aber er hatte den Kopf gesenkt und hinter dem Rücken die Hände gefaltet. Er wartete, bis Ifan mit seinem Gebet fertig war, und setzte sich dann neben ihn auf die Stufen zum Altar.
    »Sascha muß weg«, sagte er. »Eine Spur von Jelena wird niemand finden, auch nicht dieser Tumow aus Moskau. Aber wo sollen wir Sascha verstecken? Es ist kein neues Problem, Väterchen, wir haben lange darüber debattiert. Aber jetzt, wo es soweit ist, kommt mir alles zu unsicher vor.« Kolzow raufte sich seinen Schnurrbart, er war ehrlich verzweifelt. »Nehmen wir an, Sie seien Tumow. Wo suchen Sie einen Versteckten? Im Dorf? Nein. Das wäre zu einfach. In der Steppe, in den Wäldern, im Schilf des Don, wo man leicht ein Boot verbergen kann. Zum Heulen ist's, Väterchen … wir leben hier wie auf einem Tisch. Jeder kann sehen, wie er gedeckt ist … mit einem Blick.«
    »Er muß weg, weit weg«, sagte Vater Ifan. »Am besten ist die Großstadt. Dort geht ein Mensch unter wie eine Ameise unter anderen Ameisen. Ja, das ist es! Sascha wird nach Wolgograd gehen! Tumow kommt, er geht – sie fahren aneinander vorbei. –«
    »Eine gute Idee!« Kolzow sprang auf, umarmte Vater Ifan küßte dessen fettigen Bart und lief aus der Kirche. Im Garten warf er sich auf sein Gäulchen und galoppierte davon.
    Nach Wolgograd. In den großen Schwamm der Völker. In das neu erstandene Steinmeer. Ein grauer Fisch sein in den Schwärmen anderer Fische. Kolzow hieb vor Freude auf den Sattelknauf. Manchmal lösen sich Probleme wie ein Rüde von der Hündin … sie fallen einfach auseinander.
    »Wolgograd!« rief Kolzow, als er am Don-Ufer zu seinem Haus ritt. Der breite Fluß glänzte in der Sonne, der blaue Himmel zauberte eine wunderliche Farbe auf die sonst lehm-gelben Fluten. »Wo hat man bloß seine logischen Gedanken –«
    Aber so einfach, wie es sich Kolzow dachte, war es nicht.
    Njuscha und Bodmar arbeiteten im Stall und putzten die Kühe, als Kolzow vom Pferd sprang, Evtimia aus dem Haus brüllte und hinüber zu den Ställen rannte.
    »Aufhören!« schrie er, als seine ganze Familie versammelt war. »Es heißt jetzt packen. Ein Major Tumow kommt nach Perjekopsskaja. Du mußt dich verstecken, Sascha … du fährst nach Wolgograd –«
    Bodmar ließ den Pferdestriegel fallen, mit dem er gerade eine Kuh geschrubbt hatte, und

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