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Liebe am Don

Liebe am Don

Titel: Liebe am Don Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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flog Major Tumow mit einer Maschine der sowjetischen Luftflotte nach Wolgograd.

S IEBZEHNTES K APITEL
    Es ist immer gut, einen Freund zu haben. Am besten ist es, dieser Freund sitzt an einer wichtigen Stelle, hört und sieht alles und erzählt fleißig von seinen Beobachtungen. Etwa ein Freund im Straßenbauministerium. Dann erfährt man, wo Straßen gebaut werden, kann billig das Land aufkaufen und dann teuer weitergeben. Oder ein Freund beim Beschaffungsamt der Armee. Soldaten brauchen Unterhosen oder Knöpfe für die Hemden oder Zahnbürsten, tausenderlei brauchen sie, die guten, tapferen Genossen, und es ist ein Segen, solches immer frühzeitig zu wissen, früher als jeder andere. Ein Freund an der richtigen Stelle, Brüder, ist wahrhaftig eine Gnade Gottes.
    Dimitri Grigorjewitsch Kolzow hatte einen Freund in der Parteileitung von Wolgograd. Er hieß Leonid Pawlowitsch Nunurian, war ein Armenier, bekleidete das Amt eines Sekretärs in der Abteilung Öffentlichkeitsarbeit und hatte Kolzow kennengelernt, als dieser in Wolgograd um Mehl und Rüben bettelte für seine kranke Frau Evtimia und das kleine, eben geborene Töchterchen Njuscha. Das war 1943. Damals lebte Nunurian in den Balkas am Wolga-Ufer, hatte die Apotheke eines Bataillons unter sich und schenkte dem bettelnden und um seine Frau weinenden Kolzow eine Packung Trockengemüse und fünfzig Gramm reinen Alkohol. Kolzow hatte Nunurian damals geküßt wie ein altes Weib die Ikone der Mutter Gottes … und sie waren Freunde geblieben bis zum heutigen Tag.
    Nunurian hatte ein Nase für das, was nützlich war oder nicht. Als der Major Tumow aus Moskau eintraf und sich in der Parteileitung nach dem Dorf Perjekopsskaja erkundigte, erfuhr das auch Leonid Pawlowitsch und setzte sich sofort ans Telefon.
    Er hatte Glück … Kolzow war im Parteihaus. Die Listen mit dem Saatgut waren eingetroffen, und Kolzow studierte, was jeder in Perjekopsskaja zugeteilt bekam. Wie jedesmal, würde es auch jetzt wieder Krach geben. In jedem Jahr war's das gleiche: Das Saatgut war zuwenig, aber das verlangte Soll stieg. Man würde auf die hinkenden Teufel in der Kolchosenleitung schimpfen, die örtliche Parteileitung angreifen und Kolzow, der es doch nicht ändern konnte, wieder einmal Prügel androhen.
    Kolzow beschloß gerade, eine Dorfversammlung einzuberufen und zur allgemeinen Beruhigung einige Lehrsätze Lenins über die Landwirtschaft vorzutragen, als das Telefon klingelte. Nachdenklich streichelte Kolzow den Hörer, ehe er ihn abhob.
    »Ja –«, sagte er kurz.
    »Bist du es, Dimitri Grigorjewitsch? Hier ist Leonid Pawlowitsch in Wolgograd.«
    »Mein Herzensbruder.« Kolzow war erfreut, die ferne Stimme zu hören. Aber gleichzeitig wuchs in ihm eine böse Ahnung. »Wie lange haben wir uns nicht mehr gesprochen. Laß mich rechnen. Waren es fünf Monate?«
    »Sechs Monate und neun Tage«, sagte Nunurian. Er war ein gewissenhafter Beamter. Er notierte sich alles.
    »Die Zeit rast –«, sagte Kolzow feinsinnig. »Hast du Langeweile, weil du mich anrufst?«
    »Ich werde von Arbeit erdrückt.« Nunurian stöhnte laut, als schleppe er Doppelzentner von Kartoffeln auf den Speicher. Auch das hatte er gelernt … es war immer ein erschütternder Anblick, den Beamten Nunurian im Joch seiner Arbeit zu sehen oder zu hören. Man hatte den Eindruck, Wolgograd existiere nur durch seinen Fleiß. »Aber ich habe noch Zeit genug, dir etwas Interessantes zu berichten. Vor einer Stunde ist ein Major Tumow in der Parteileitung erschienen. Er ist gestern nacht aus Moskau hier angekommen. Und stell dir vor … er hat sich nach Perjekopsskaja erkundigt. Ich glaube, das interessiert dich.«
    Kolzow nickte schwer. »Du bist ein wahrer Freund«, sagte er mit plötzlich belegter Stimme. »Aus Moskau kommt der Major?«
    »Ja, vom KGB.« Nunurian lachte meckernd. »Gibt es bei dir im Dorf Konterrevolutionäre?«
    »Bis auf die Kühe, die noch immer keine rote Milch geben nicht«, sagte Kolzow schwer atmend. »Was ist das für ein Mensch dieser Tumow?«
    »Ein forsches Kerlchen. Er brachte vier Genossen von der Miliz mit. Weiß der Teufel, was er will. Hast du eine Ahnung, Dimitri Grigorjewitsch?«
    »Wie sollte ich, Leonid Pawlowitsch? Hier ist alles geordnet wie seit Jahren. Vielleicht meinte der Major die Sowchose? Das ist eine eigene Verwaltung. Sie geht mich nichts an …«
    Sie redeten noch manches miteinander, über das Wetter, über das Saatgut, über die Pferdchen in der Steppe, von alten Zeiten,

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