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Liebe am Don

Liebe am Don

Titel: Liebe am Don Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Zimmerkellner und weckte ihn aus tiefem Schlaf.
    »Polizei?« Bodmar setzte sich im Bett auf und blickte auf die Uhr, einen Reisewecker. Knapp halb neun. »Was ist denn los? Was will man denn von mir?«
    »Das wird Ihnen der Genosse Inspektor sagen.« Der Kellner verbeugte sich höflich, machte eine Bewegung wie ›ich kann es nicht ändern, Gospodin‹ und entfernte sich.
    Im Zimmer 688 fand um diese Zeit bereits eine kleine Versammlung statt. Der Mord an Russian Dementijewitsch wurde eine politische Affäre. Schon die erste flüchtige Untersuchung durch die Polizei hatte den Verdacht ergeben, daß hier mehr vorlag als ein Mann, dem man das Gehirn aus dem Schädel geschlagen hatte.
    Russian Gorlowka war Experte für das Raketenwesen gewesen. Er war von einer Studienreise durch Amerika zurückgekommen, hatte dort auch die Abschußbasen der Amerikaner besucht, war bei dem Start einer Apollo-Rakete zugegen gewesen und hatte viele freundschaftliche Gespräche geführt. Die Mikrofilme, die er dabei anfertigte, verbarg er in einem fast sicheren Versteck … er klebte sie an seinen Unterleib, an die Rückseite seiner Hoden. Das war zwar ein auf die Dauer unangenehmes Gefühl, aber für das Vaterland ist es zu ertragen. So brachte der gescheite Gorlowka seine Filme sicher durch alle Kontrollen, denn niemand kam auf den Gedanken, ihm zwischen die Beine zu fassen. Er hätte dagegen auch laut protestiert.
    Mit demselben Flugzeug wie Bodmar, von Prag kommend, wo er mit dem Leiter der westeuropäischen Zentrale für Meinungsfragen konferiert hatte – ein netter Name für ein Nest voller Agenten –, war er in Scheremetjewo gelandet. Allerdings war er nicht vorschriftsmäßig sofort zum Staatssicherheitsdienst gefahren, um seine Filme abzuliefern, sondern hatte sich erst im Hotel von seiner Reise und dem strapaziösen Abschied von einem Prager Weibchen erholen wollen. Das war sein tödlicher Fehler.
    Alles das wußte man noch nicht, als der Flur auf dem 23. Stockwerk abgesperrt wurde. Man stellte nur eines fest: Alle Koffer waren durchwühlt, die Schlösser aufgebrochen, Kleidung und Wäsche lagen verstreut mit Papieren und Akten auf dem Boden des Ankleidezimmers hinter dem Schlafraum.
    Major Boris Grigorjewitsch Tumow von der Abteilung II des KGB, der Spionagezentrale Rußlands, trat auf den Plan. Er war ein drahtiges Männchen mit gekrümmten Kosakenbeinen, vierundvierzig Jahre alt, verheiratet, drei Kinder und Träger dreier Tapferkeitsmedaillen, die er sich vor Königsberg, Danzig und Berlin erworben hatte. Wenn er betrunken war, brüstete er sich damit, nach der Eroberung der Reichskanzlei gegen den Schreibtisch Hitlers uriniert zu haben, während noch die SS-Wachen durch das Gebäude schossen. Wenn Tumow dieses Erlebnis wiedergab, war ein trister Abend immer gerettet.
    Man glaube nun nicht, Tumow sei ein harmloser Idiot. Im Gegenteil, er war ein scharfer Hund, dem man einmal ein brennendes Strohbüschel an den Schwanz gebunden haben mußte. Wo er auftauchte, als Verhörender vor allem, zog sich der Satan weinend zurück und bekam Komplexe. Tumow ging der Ruf voraus, in jedem Verhör Sieger zu sein. Über seine Methoden schwiegen alle, die mit ihm zusammenarbeiten mußten. Der pure Selbsterhaltungstrieb machte sie stumm und blind. So kam es, daß die Unterabteilung V der Hauptabteilung II im KGB die höchste Erfolgsquote hatte und der Name Tumow gleichbedeutend war mit Geständnis.
    Boris Grigorjewitsch betrachtete die Leiche des kopfgespaltenen Gorlowka eine Weile stumm und ohne Bewegung. Währenddessen sagte der Polizeiinspektor seinen Bericht auf und erwähnte auch seinen Verdacht.
    »Natürlich ist das ein Agentenmord«, sagte Tumow plötzlich in den Wortschwall des Polizisten hinein. Er riß eine Decke vom Tisch, der in einer Ecke stand, und warf sie über den nackten, blutbespritzten Russian Dementijewitsch. »Ein ganz dämlicher Mord, völlig unkompliziert. Gorlowka kommt mit wichtigen Papieren aus den USA, geht auf sein Zimmer, legt sich ins Bett, dieses Rindvieh, und bekommt von dem Kerl, der ihn die ganze Zeit beschattet hat, den Schädel gespalten. So einfach ist das, wenn man Grütze im Kopf hat. Schimmelige Grütze, Genossen!« Major Tumow blickte mit einem deutlichen Ekel auf die durchwühlten Koffer. Diese Panne war peinlich. Es würde interne Untersuchungen geben, Vorwürfe und Selbstanklagen, Beschimpfungen und Strafversetzungen in die Weite Sibiriens, nach Kasakstan oder an den Amur. Vor allem aber

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