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Liebe am Don

Liebe am Don

Titel: Liebe am Don Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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verlangte man den Täter oder eine Spur von ihm … General Rowenkinow besaß da eigene Ansichten. »Im ›Ukraina‹ wurde er ermordet?« würde er sagen. »Mitten unter Tausenden von Menschen? Und keiner hat etwas gesehen, gehört oder gerochen? Major Tumow, erzählen Sie mir so etwas nicht! Soll ich dem Ministerium melden, daß meine Offiziere verblödet sind? Ich bekomme von Ihnen den Täter vorgeführt, oder unsere Freundschaft zerbricht wie das Schädelchen des Genossen Gorlowka.«
    Tumow seufzte tief und setzte sich neben das blutdurchtränkte Bett auf einen Stuhl. Die kleine Truppe von Polizisten, Zimmermädchen, der Etagenbeschließerin und dem Subdirektor des Hotels schwieg ergriffen.
    »Niemand hat etwas gehört?« fragte Tumow laut.
    »Nein!« antwortete wie im griechischen Chor die Gruppe.
    »Kein Verdacht?«
    »Nein.«
    »Wer wohnt alles auf dem Flur?«
    »Sieben Genossen, drei Engländer, ein Tscheche, ein Jugoslawe, ein Inder, ein Schwede und ein Deutscher.« Die Etagenbeschließerin rasselte die Belegung ihres Flures herunter wie einen Kindervers. Major Tumow hob mit einem Ruck den Kopf. In seine Augen kam Glanz.
    »Ein Deutscher?« fragte er mit sichtlichem Wohlbehagen.
    »Ja. Ein Journalist.«
    »Auch das noch!« Er sprang auf und machte ein paar schnelle Schritte durch das Schlafzimmer. »Her mit ihm, Genosse Inspektor. Die Nebel lichten sich. Ein Deutscher – das ist verdächtig. Wo wohnt er?«
    »Nebenan auf 689.«
    »Und da stehen wir herum und rätseln? Wo bleibt unsere Logik, Genossen?« Er vollführte mit der flachen Hand einen Schlag durch die Luft, und es sah aus, als sause ein Fallbeil herunter. »Ich möchte wetten, daß dieser Deutsche nicht beweisen kann, wo er zur Zeit des Mordes an unserem lieben Russian Dementijewitsch gewesen ist.« Tumows kleine Bärenaugen blickten von einem zum anderen. »Oder kann jemand bestätigen, daß der Kerl in dieser Nacht sein Zimmer nicht verlassen hat?«
    »Ich, Genosse Major.« Die Beschließerin rang die Hände unter der Schürze. »Ich sitze ja an meinem Tisch im Gang und übersehe alles. Er hat sich nicht gerührt. Die Tür blieb zu.«
    »Sie sitzen immer da?« bellte Tumow. Sein Kopf fuhr vor wie bei einem zuschlagenden Raubvogel. »Immer, Genossin?«
    »Ohne Unterbrechung, Genosse Major.«
    »Und Sie pinkeln in die Hose, was?«
    Die Beschließerin Ustenjka wurde rot wie ein Truthahn und starrte die anderen giftig an. »Natürlich nicht!« schrie sie mit überschnappender Stimme. »Ich bin eine saubere Frau. Der Teufel hole euch alle. Dreimal war ich auf der Toilette.«
    »Dreimal. Sie trinken zuviel, Genossin.« Major Tumow wiegte den Kopf. »Dreimal also. Wie lange dauert das?«
    »Ich hocke mich nicht mit der Uhr hin«, fauchte die Ustenjka.
    »Aber es ist genug Zeit, daß ein Mann von einem Zimmer zum anderen Zimmer laufen kann. Hin beim ersten Pinkeln, zurück beim zweiten Pinkeln unserer Genossin.«
    »Ganz klar«, sagte der Polizeiinspektor. »Das reicht.«
    »Und wie das reicht!« rief Tumow erfreut. »Das ist ein Zeitplan, für den es nie und nimmer eine Ausrede gibt.« Er schob den Tisch von der Wand, angelte sich einen Stuhl heran und setzte sich. Auf den Tisch legte er beide Hände, gefaltet, als sei er ein sehr gläubiger Mensch. »Und jetzt den Deutschen«, sagte er.
    Tumow behandelte Eberhard Bodmar zunächst wie ein rohes, dünnschaliges Ei. Entgegen kam er ihm bis zur Tür, als einer der Polizisten ihn ins Zimmer führte, und dann bot er ihm einen Stuhl an, allerdings direkt neben dem zugedeckten Toten.
    Aha, dachten die anderen. So macht er das. Ein schlaues Füchslein, dieser Genosse Major. Setzt ihn neben den armen Gorlowka, läßt ihn das Blut sehen, das auf dem Bettlaken häßlich braunrot schimmert, und wartet darauf, daß er zu zittern beginnt. Der Polizeiinspektor grinste, als sich Bodmar mehr interessiert an diesem seltsamen Schauspiel als betroffen über seine Situation auf dem Stuhl niederließ und genau das tat, was Tumow bezweckte. Er warf einen Blick auf die blutige Wäsche und den langgestreckten vermummten Körper.
    »Ein armer, unschuldiger Mensch, dieser Gorlowka«, sagte Tumow mit halber Stimme, was sehr nach Ergriffenheit klang. »Ein aufrechter Mann, der sein Vaterland liebte. Nun liegt er da, steif und mit gespaltenem Schädelchen, aus dem das Hirn gequollen ist. Ein häßlicher Anblick, Gospodin …« Tumow blickte auf die Etagenliste, die ihm die Beschließerin Ustenjka unter die Nase hielt. »…

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