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Liebe am Don

Liebe am Don

Titel: Liebe am Don Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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nach vorn. Tumow beugte sich vor und sah, daß sie das Kleid aufgeknöpft hatte und ihre vollen Brüste ihm entgegenschwollen. Das überzeugte ihn und riß die Vernunft aus seinem Gehirn. Er steckte die Pistole zurück und streckte die Hand nach Njuscha aus. »Gefällt es dir? Es ist wie auf dem Foto, nicht wahr?« fragte sie.
    Tumow schluckte. Die Verrücktheit der Situation drang nicht mehr in sein Bewußtsein. Er legte seine rechte Hand auf Njuschas Brust, und mit dieser Berührung des warmen, festen Fleisches verlor er sein Leben, auch wenn er noch ein paar Sekunden atmen durfte.
    »Mein Täubchen«, sagte er heiser. »Wo legen wir uns hin? Wie glatt deine Haut ist. Willst du mir nicht sagen, wer du bist?«
    »Natürlich, Major.« Njuscha wich zurück. Tumows tastende Hand griff ins Leere. Auf der Mauer wuchs ein flacher Schatten in den Himmel. Borja richtete sich auf. »Ich bin Njuscha Kolzowa –«
    Es traf Tumow wie ein Blitz. »Ah!« schrie er. »So ist das?« Nur eine Sekunde lähmte ihn die Erkenntnis der Gefahr. In dieser Sekunde aber sah er auch schon vor sich die Schneide eines Messers aufleuchten, rutschte seine Hand wieder hinunter zur ausgebeulten Tasche mit der Pistole. Es war aber auch die Sekunde, in der Borja Ferapontowitsch hochschnellte, den Spaten schwang und die messerscharfe Stahlkante mit aller Wucht auf den Schädel Tumows schlug. Kein Schwert hätte einen Kopf besser spalten können als dieser Schlag … mit ausgebreiteten Armen fiel Tumow nach hinten auf den Boden.
    Njuscha drehte sich weg und rannte davon. Bodmar umklammerte Borja, der zum zweitenmal den Spaten schwang und ein Geheul ausstieß wie ein sterbender Wolf. »Da liegt er!« schrie Borja. »Da liegt er! Wie eine Nuß habe ich ihn aufgeschlagen! O Sascha … das ist ein großer Tag für mich!«
    Er warf den Spaten neben den toten Tumow auf die Erde, umarmte Bodmar, legte den Kopf an die Schulter des anderen und weinte.
    Später begruben sie Tumow, nachdem sie seinen Kopf mit einem alten Sack umwickelt hatten, dem gleichen Sack, in dem sie Kolzow aus dem Krankenhaus entführt hatten. Sie schaufelten das Grab zu, traten die Erde fest, schleppten Steine herbei und schichteten sie auf das Grab, kratzten dann vor der Mauer alles Blut vom Boden, streuten sauberen Sand darüber und verwischten so alle Spuren.
    »Wenn der Himmel mit uns einverstanden ist, läßt er es morgen regnen«, sagte Borja und blickte in die silberne Nacht. »Du sollst nicht töten, steht in der Bibel. Aber: Bekämpfe den Teufel wo du ihn siehst, steht auch darin. Wer soll sich da auskennen, was nun richtig ist? Man kann ja nicht immer einen Popen fragen … und außerdem sind sie nie zur Hand, wenn man sie wirklich braucht. Söhnchen … ich fühle mich nicht als Mörder.«
    Bodmar schwieg. Er hatte zum erstenmal erlebt, wie man einen Menschen tötet. Es war ein Erlebnis, das sich in ihm einbrannte wie Säure. Er hatte nur ein Gefühl: eine Art von Glück, daß nicht Njuscha es getan hatte. Jelenas Tod war etwas anderes gewesen. Damals hatte Njuscha um ihr eigenes Leben gekämpft, es gab keinen Ausweg mehr … hier aber war ein Mensch in eine tödliche Falle gelockt worden, wie eine Ratte mit einem Stück Fleisch, und man hatte ihn dann erschlagen wie Ungeziefer.
    Bodmar blickte über die Grabdenkmäler des Friedhofs, als Borja vom Geräteschuppen zurückkam, wo er die Spaten, Schaufeln und Hacken abgestellt hatte. Drei Stunden hatten sie gebraucht, um Tumow zu begraben und alle Spuren zu tilgen. Im Osten schob sich ein fahler Schimmer in das Dunkel der Nacht. Der neue Morgen –
    Njuscha kniete vor dem Grab ihres Vaters und sprach mit ihm. Man hörte ihre murmelnde Stimme, gleichförmig, in einer Tonhöhe, die Litanei der Trauer.
    »Du bist erschüttert, Sascha –«, sagte Borja und stopfte sich die Pfeife.
    »Ja –«, antwortete Bodmar ehrlich.
    »Du hättest Tumow leben lassen, damit er dich quer durch die Welt jagt und dich eines Tages aufhängt, he?«
    »Ich weiß es nicht.« Bodmar wischte sich mit beiden Händen über das kalte Gesicht. »Ich habe mich nie mit dem Gedanken befaßt, einen Menschen zu töten. Ich habe bis heute immer nur für die Idee gekämpft, daß Töten nicht nötig ist, daß man leben kann, ohne zu vernichten.«
    »Aber du siehst, daß das unmöglich ist.« Borja steckte eine zweite Pfeife an und schob sie Bodmar zwischen die Zähne. Es war ein schrecklicher Tabak, der da im Pfeifenkopf qualmte, aber Bodmar war dankbar wie nie für

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