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Liebe am Don

Liebe am Don

Titel: Liebe am Don Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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herum. Seine Augen waren schreckensweit. »Er wird dich sofort überwältigen und mitnehmen.«
    »Ich werde ihm zuvorkommen. Ich will ihn nicht aus dem Hinterhalt ermorden. Er soll wissen, wie sein Tod heißt. Ein ehrlicher Kampf soll es werden.«
    »Verzeihung, Sascha … aber dein Vögelchen hat ein kleines Gehirn«, sagte Borja und matschte im Mund einen neuen Bissen Brot zu Brei. »Er wird die Pistole ziehen – und was dann? Paff macht es … und du bist gewesen! Aber seien wir gläubige Idioten … Tumow interessiert das Weib mehr als die Tochter Kolzows … wie willst du ihn umbringen? Mit den bloßen Händen?«
    »Mit einem Messer.« Sie griff nach einer ledernen Tasche und holte ein langes, flaches Paket heraus. Es war eingewickelt in das Papier eines staatlichen Warenhauses.
    »Ein Schlachtermesser!« rief Borja, als er die Waffe in der Hand wog. »Welch ein Dilettantismus! Es ist zu lang, zu breit, zu unhandlich. Sascha, es wird nichts geben mit einem toten Tumow. Wir haben das Grab umsonst geschaufelt.«
    »Wartet es ab.« Njuscha nahm das Messer und steckte es zurück in die Tasche. »Es ist alles überlegt.«
    Borja stand ächzend auf und machte die paar Schritte zu dem offenen Grab. Er blickte hinein und nickte mehrmals. »Leerbleiben wird es nicht«, sagte er und vergrub die Hände in die weiten Hosentaschen. »Sascha, sprich mit ihr … ich möchte statt Tumow nicht sie begraben, obgleich es sich gleichbleibt, was man zuschaufelt. Ein tapferes Weibchen ist sie … aber Tapferkeit allein genügt nicht bei einem Menschen wie Tumow –«
    *
    Um zwölf Uhr nachts hielt Tumow mit seinem Dienstwagen vor dem Friedhof Nr. II. Wo der Abschnitt ›südlicher Teil‹ lag, war ihm unbekannt, und er hatte auch niemanden gefragt. Er hatte sich vorgenommen, einfach die Mauer entlang zu gehen … irgendwo mußte er auf das wartende Weibchen treffen. Die Pistole hatte er schußbereit in der Tasche … er trug nicht seine Uniform, sondern einen zivilen Anzug, einen schlechtsitzenden aus miesem Stoff, den er im Kaufhaus GUM in Moskau erstanden hatte und den man als den besten im ganzen Lande bezeichnet hatte. Tumow zwang sich damals, keine Vergleiche zu ziehen, denn er war gerade aus Prag zurückgekehrt, wo es die besten Schneider der Welt geben soll. Die Zeit hatte leider nicht gereicht, sich dort einen Anzug machen zu lassen, und er bereute es auch, nicht einen fertigen Anzug in einem der schönen Läden am Wenzelsplatz gekauft zu haben. Der Anzug aus dem Kaufhaus GUM verlor nach dem ersten Regen völlig seine Form und wurde lappig wie ein Schlafanzug, beulte an den Knien, Armen und Taschen und hing sackartig um seinen Körper. Einen Vorteil hatte dieser beste Anzug des Landes allerdings: man sah nie, was man bei sich trug. Ob mit vollgestopften Taschen oder nicht, er sah immer gleich aus. Man könnte ihn zur Uniform der Diebe machen, dachte Tumow grimmig.
    Langsam ging Tumow die Friedhofsmauer entlang, die rechte Hand um den Knauf der Pistole geklammert. Stille umgab ihn. Das gleichmäßige Summen der fernen Großstadtgeräusche erschien ihm wie das Flüstern der Verstorbenen. Tumow war kein Mensch, der sich fürchtete, aber er war ein Russe, und in jedem Russen nistet eine kindlich abergläubische Achtung vor den toten Seelen.
    »Er ist mit einem Auto gekommen«, flüsterte Borja und stieß Bodmar an. Sie lagen auf der Mauer, verdeckt von den überhängenden Zweigen eines Busches. Unter ihnen lehnte Njuscha an der Wand und rauchte. Wenn sie an der Papyrossa sog, glomm sekundenschnell ein glühender Punkt aus dem Schwarz der Baumschatten auf.
    »Hast du gedacht, er kommt zu Fuß?« flüsterte Bodmar zurück.
    »Söhnchen, das wird ein neues Problem. Wohin mit dem Wagen?«
    »Wir lassen ihn stehen.«
    »Weißt du, ob er allein gekommen ist? Ob er nicht einen Fahrer bei sich hat. Offiziere haben immer einen Fahrer.«
    »Er ist in Zivil«, sagte Bodmar und beobachtete Tumow, wie er langsam außerhalb des Mauerschattens herankam. Das Mondlicht lag auf ihm und versilberte ihn. »Für ein Liebesabenteuer nimmt man keinen Zeugen mit.«
    Borja kicherte und schwieg dann. Flach drückte er sich auf die Mauer und betete zu allen Heiligen, daß ihn nicht gerade jetzt sein Husten überfiel, dieser verdammte bellende, röchelnde, krachende Husten, der ihn ab und zu durchrüttelte und seine Lungen fast zerbersten ließ. Er atmete vorsichtig durch die Nase und schielte über die Mauer. »Siehst du ihn, Töchterchen?« flüsterte

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