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Liebe am Don

Liebe am Don

Titel: Liebe am Don Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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feste Arbeitszeit … seine geheimen Aufträge erlauben keine Kontrolle. Stutzig wurde man erst, als Tumow auch am nächsten Tag nicht erschien und mehrere Anrufe aus Moskau von der Telefonzentrale aufgenommen werden mußten. Der letzte Anruf war besonders merkwürdig. Oberstleutnant Rossoskij, der Sektionsleiter, den KGB-Genossen von Wolgograd bestens bekannt, sagte am Telefon: »Wieso ist Major Tumow nicht im Haus? Wo ist er? Wenn er kommt, sagen Sie ihm, er soll mich sofort anrufen! Ich warte auf seine Vorschläge wegen Perjekopsskaja. Ohne einen genauen Bericht bin ich nicht in der Lage, den Militärbefehlshaber zu bitten, das Dorf besetzen zu lassen. Zuerst hatte es Major Tumow so eilig, jetzt geht er spazieren. Er soll sich sofort melden!«
    Am Nachmittag dieses Tages trat die Miliz in Aktion. Man hatte beim Werk ›Roter Oktober‹ einen Dienstwagen gefunden. Seit zwei Tagen stand er schon am Straßenrand … die Arbeiter hatten schließlich die Polizei benachrichtigt. Es fällt in Wolgograd auf, wenn ein Auto lange herumsteht.
    Der Wagen wurde abgeschleppt. Im KGB-Haus von Wolgograd begann es von diesem Augenblick an zu summen. Das Auto gehörte Major Tumow … auf dem Rücksitz lagen sein Mantel und sein Hut.
    »Das ist ja fürchterlich«, stöhnte der Distriktsleiter von Wolgograd, ein Oberst Pichowskij. »Genossen, behaupten Sie bloß nicht, Major Tumow sei in unserer Stadt verschwunden. Überlegen wir scharf, ehe wir Moskau anrufen. Was für ein Mensch ist Tumow? Er trinkt gern … also kann er sich betrunken haben und nach einer gewissen Zeit wieder auftauchen. Die Auseinandersetzung mit Moskau ist seine Sache. Er jagt dann allen Frauen nach, stimmt das, Genossen? Dann ist es möglich, daß er in einem warmen Bett liegt und nicht mehr herauskann, weil das Weibchen ihn festhält. Eine schöne Fessel, wir gönnen sie ihm. Bleibt aber immer noch die Tatsache, daß sein Auto an der Straße zum Werk ›Roter Oktober‹ stand. Dort aber gibt es nichts zu saufen, und die großen Huren wohnen nicht neben Dampfhämmern. Genossen, ich weigere mich im Augenblick, an ein Verbrechen zu denken. Sie wissen nicht, was über uns hereinbricht, wenn Moskau wild wird.«
    Aber am dritten Tag gab es kein Zögern mehr. Oberst Pichowskij rief in Moskau an. »Es muß damit gerechnet werden, daß Major Tumow das Opfer eines Attentats geworden ist«, sagte er. »Vielleicht auch ein Raubmord … er trug Zivil. In Uniform hätte man ihn nie überfallen. Spuren haben wir noch keine, nein, gar keine. Wir wissen nur eins: Er ist verschwunden.«
    »Ich komme«, sagte Oberstleutnant Rossoskij in Moskau und legte auf.
    »Er kommt.« Pichowskij sah seine Offiziere ernst an. »Genossen, uns stehen schwere Tage bevor. Werfen wir dem Löwen aus Moskau etwas in den Rachen … erfüllen wir Tumows letzte Planung: Besetzen wir dieses mistige Perjekopsskaja. Ich weiß zwar nicht, was das soll … aber eine Kompanie soll abfahren und im Dorf auf weitere Befehle warten –«
    Zwei Stunden später rollte eine lange Kolonne Lastwagen nach Norden. Eine Kompanie Infanterie mit allem Gepäck und scharfer Munition. Mit Küchenwagen, Werkstatt und Schreibstube. Ein Einsatz, als sei es Krieg.
    Im Stadtgebiet von Wolgograd fiel diese Kolonne nicht weiter auf. Auch in den Vororten sahen die Menschen an diesem kriegerischen Zug vorbei. Das änderte sich erst, als die Kolonne in die Steppe eintauchte und die staubige Landstraße zum Don befuhr. Von Dorf zu Dorf flog die Nachricht der Kolonne voraus, und als sie Sirotinsskij erreichte, läutete auch im Parteihaus von Perjekopsskaja das Telefon.
    Der Teufel wollte es, daß zu dieser Stunde gerade der alte Babukin Telefondienst hatte. Er nahm die Meldung mit zuckender Nase entgegen, legte dann den Hörer auf, als sei er aus zartem, geblasenem Glas, drehte sich einmal um die eigene Achse wie ein Schlittschuhläufer und sauste dann aus dem Haus.
    Der Weg vom Parteihaus bis zur Kirche beträgt ungefähr dreihundert Meter. Babukin zeigte, was ein Mensch auf dreihundert Metern alles schreien und anrichten kann. Auf seinem alterszitternden Gaul, der über seine eigenen Beine stolperte wie ein Clown, ritt er die Straße hinunter und brüllte wie am Spieß.
    »Sie kommen! Militär aus Wolgograd! Eine ganze Kolonne! Zu den Waffen! Sie wollen Perjekopsskaja niederbrennen!«
    Der letzte Satz schlug ein. Die Weiber kreischten, rannten in die Häuser und begannen alles, was man tragen konnte, hinauszuschaffen. Ein paar

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