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Liebe am Don

Liebe am Don

Titel: Liebe am Don Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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er die Tür auf. Wie eine Woge spülte die Familie Volkow in das Zimmer und riß Njuscha und Bodmar mit sich fort.
    Der alte Iwan Feodorowitsch lag in seinem Bett auf dem Rücken, als schliefe er. Vor ihm, auf der Decke, lag die aufgeschlagene Zeitung mit dem Bild des nackten Mädchens. Das Foto war schon etwas blaß, die Druckerschwärze wirkte wie abgeschabt, so wie die gemalten Ikonen im Laufe der Jahre dort ihre Farbe verlieren, wo die Gläubigen sie küssen. Die Volkowa erkannte das sofort … Frauen haben einen scharfen Blick für solche Dinge.
    »Da haben wir's!« schrie sie und riß dem toten Alten die Zeitung vom Sterbebett. »Tag und Nacht hat er das Weib abgeleckt wie ein Rüde. Konnte das gutgehen, he? Diesmal versagte sein Herz vor lauter Wonne … und nun liegt er da, lächelt sogar und stiehlt uns den Sommerurlaub.«
    »Gönnen wir ihm diesen glücklichen Tod.« Arkadij legte sein Ohr auf die Brust des Alten, hielt den Atem an, zog ihm dann die Lider hoch, sah die verdrehten Augen und streifte die Decke über den Kopf seines Vaters.
    Die Volkowa begann in großer Wut die Zeitung zu zerreißen. »War das nötig?« schrie sie. »Ein so alter Mann stirbt an einer Hure? Die Zeitung sollte man verklagen! Wie kann sie solche Bilder abdrucken? Gehören Huren in eine anständige Familie, auch wenn sie nur als Foto kommen?«
    Sie warf die Zeitung auf den Boden und trampelte darauf herum. Njuscha und Bodmar blickten sich schnell an. Dann halfen sie, den gebrochenen Arkadij, der als einziger um sein Väterchen trauerte, in das Wohnzimmer zu führen. Sie sorgten dafür, daß er seinen Morgentee erhielt, schmierten ihm die Butterbrote und brachten ihn bis vor die Tür.
    »Sucht ihm einen schönen Sarg aus«, sagte Arkadij mit nassen Augen. »Ich täte es selbst, aber ich habe mich verpflichtet, das hundertfünfzigfache Soll zu erfüllen und muß mich 'ranhalten –«
    Die Volkowa räumte unterdessen das Zimmer des Alten auf und fuhr später mit Bodmar hinaus zum Friedhof Nr. II, um das Nötige mit Borja zu besprechen. Njuscha rief von einer Telefonzelle aus im Krankenhaus an und bat um einen Tag Urlaub. Dann blieb sie in der Wohnung und kümmerte sich um die Kinder, brachte die Kleinen in den Kindergarten und Fedja bis zur Schule. Sie kaufte ein und kochte ein Totenmahl, wie es üblich war am Don … einen großen, dicken Fisch, den sie salzte und panierte und in einer großen Pfanne knusprig backte.
    Borja empfing Bodmar mit finsterer Miene. Er stand einen Meter tief in einem neuen Grab, das er schon beim Morgengrauen angefangen hatte, und rauchte aus seiner Pfeife wie eine Dampflok.
    »Nicht schlafen konnte ich«, sagte er, als Bodmar sich über diesen Arbeitseifer wunderte. »Der Ärger frißt mich auf, Söhnchen. Kommt da gestern abend der Inspektor zu mir in die Box 17, wo ein junges Mädchen liegt, ein Engelchen, sag ich dir, starb an der Schwindsucht, so zart wie Porzellan … und ja, ich lege mich gerade hinter den Sarg, will mich ausstrecken und zufrieden einschlafen, da kommt der Kerl herein, ohne Ehrfurcht vor der Toten, tritt mir in die Weichen und sagt: ›Schnapsloch, hör einmal zu! Schick morgen früh den Sascha zu mir!‹ – Ich ahne nichts Gutes und antworte: ›Warum, Genosse Bürokrat? Hat er etwas verbrochen? Hat er etwa einen Scheintoten begraben?‹ – ›Halt den Mund‹, sagt der Inspektor zu mir. ›Ich will ihn sprechen. Er soll befördert werden.‹ – ›Was soll er?‹ schreie ich sofort. ›Befördert? Wohin? Was auch vorgefallen sein mag, er ist unschuldig wie ein Lamm, bevor es zum erstenmal an der Zitze saugt!‹ Und der Inspektor grinst mich an, dieser Satansschwengel, und sagt: ›Ein fleißiger, guter Mensch ist der Sascha. Das muß man belohnen. Ich will ihn im Dienst befördern. Er ist zu schade, um die Erde aufzuwühlen. Schick ihn zu mir!‹ – Wie kann man da schlafen, sag es selbst, Sascha. Die ganze Nacht habe ich neben der Schwindsüchtigen gehockt und gegrübelt. Aber es hilft nichts … du mußt zum Inspektor.«
    Mit Angst im Herzen ging Bodmar zur Friedhofsverwaltung. Vorher aber erklärte Borja der Volkowa, was alles zu tun sei, wenn ein Mensch gestorben ist.
    Bescheinigung des Arztes, Bescheinigung der Behörden, der Antrag auf ein Grab, der Sarg, der Blumenschmuck, die Festrede – es sind viele Dinge, die man beachten muß, ehe ein Mensch endlich voll Frieden in die Erde gesenkt wird.
    »Das war sein letzter Streich!« klagte die Volkowa. »Ein Teufel war er,

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