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Liebe am Don

Liebe am Don

Titel: Liebe am Don Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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und die Mikrofilme ebenfalls an die Innenseite seiner Hoden geklebt. Auch er hätte scharf protestiert und von Verletzung der Menschenwürde gesprochen, wenn man ihm zwischen die Beine gefaßt hätte.
    Das Stubenmädchen Marussja aber fand, als sie das Appartement des Engländers gründlich säuberte, zwischen Matratze und Sprungrahmen des Bettes ein kleines scharfes Beil. Hergestellt in Sheffield. Made in England. Das Blut des guten Russian Dementijewitsch klebte noch daran. Auch ein bißchen Hirnmasse. Als man das feststellte, war Mr. Phlebs schon auf dem Flug von Prag nach London.

D RITTES K APITEL
    Wenn es Frühling wird an Steppe und Don, dann weht ein schwerer süßer Duft über Gärten und Strom. Wie Honig gleitet der Geruch der aufbrechenden Pappelknospen über das frische Gras der Steppe, aus den Gärten dringt der Atem der Kirschbäume und des Wermutkrauts; Hasen, vom frostigen Winter und der Schneeschmelze zerzaust, hoppeln durch das wuchernde Unkraut, und die Zieselmäuse pfeifen aus ihren Steppenlöchern wie die Kosaken, wenn sie ein schönes Mädchen sehen. Und der Wind ist da, der herrliche Frühlingswind, der die letzten Reste des Winters wegfegt, in den Strohdächern raschelt, um die Häuser rumort und an den Birken und Pappeln reißt. Schnell wird es jetzt warm, ohne langes Zögern fällt die Hitze ein. Die Steppe, monatelang wie ein glatter Tisch aus Schnee und Eis, belebt sich mit den Herden und den wieselschnellen Reitern, die sie auf die Weiden treiben; am Don-Ufer werden die Kähne repariert und mit Farbe überstrichen, und dann sieht man sie über die schillernde Wasserfläche gleiten, bunte Punkte auf einem hellblauen Teppich, die Netze werden ausgeworfen, gleiten über den sandigen Flußboden und schaufeln die Fische in ihre Maschen.
    Das ganze Land atmet auf. Überall leuchtet das junge Grün, die Lerchen steigen in den wolkenlosen Himmel, aus dem aufgebrochenen Boden weht der Urgeruch der Fruchtbarkeit, vollgetupft mit weißen und bunten Kopftüchern sind Felder und Gärten.
    Auf der Kolchose ›Triumph der Revolution‹ werden die Schweineherden herausgetrieben und rattern die riesigen automatischen Pflüge aus den Schuppen. Lastwagenkolonnen der Sowchose ›2. Februar‹ bringen die Bauern zu den neu angelegten Gemüseplantagen, von denen hier jeder meint, das sei wieder eine jener Wahnsinnsideen der Verwaltung in Woronesch.
    Es hat lange gedauert, bis man dieses Land am Don unter die strenge Gesetzmäßigkeit einer Planwirtschaft bekam. Genau betrachtet, ist es nie gelungen. Wie kann man einem Kosaken, der seit Generationen über seine Steppe reitet, befehlen, er solle jetzt Getreide, morgen Mais, übermorgen Gemüse und dann sogar Kartoffeln anbauen? Seit Jahrhunderten war die Steppe ein Paradies der Reiter und der Don die große Tränke der Pferdeherden. Seit Jahrhunderten lebte man aus den eigenen kleinen Gärten hinter den niedrigen, aber stabilen Holzhäusern. Es war ein karges Leben, aber ein herrliches, freies Dasein, unbeschwert wie der Bussard in der Luft.
    Das wurde anders, als die Roten an die Macht kamen, als sie enteigneten, die Felder zu Großbetrieben, den Kolchosen, zusammenschlossen und der Kulake wie auch der mit dem Wind jagende Kosak nichts mehr zu bestimmen hatte auf seinem Land, sondern arbeiten mußte, wie der Natschalnik der Kolchose es befahl.
    Jahrelang war das Don-Gebiet ein Sorgenkind der Machthaber im Kreml. Jahrzehntelang wurden die roten Kommissare weggejagt oder umgebracht, war der Dienst als sowjetischer Beamter in diesen Distrikten gefährlicher, als Missionar in Neu-Guinea zu sein. Aber dann spielte sich doch alles so ein, wie man es in Moskau geplant hatte. Die Feuerköpfe starben dahin, die übrigbleibenden Alten wurden zu müde, die neue Generation hatte einen anderen Begriff vom Leben und begnügte sich nicht mehr mit einem Topf voll Kascha.
    Aber Kosaken blieben sie allesamt. Das steckte im Blut, das war nicht zu verändern. Die Wildheit ihrer Ahnen lebte weiter – man merkte es, wenn sie auf den Pferden saßen, wie festgewachsen mit dem vor Eifer zitternden Tier, wenn sie über die Steppe galoppierten und ihr jauchzendes Schreien über den Don flog.
    An einem dieser wunderschönen Frühlingsmorgen ritt Njuscha Dimitrowna Kolzowa langsam den Fluß entlang. Eine seichte Uferstelle war's, versandet und mit Schilf bewachsen, und das Pferd tapste durch das Wasser, blieb ab und zu stehen und trank mit tiefen schlürfenden Zügen. Dann richtete sich

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