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Liebe am Don

Liebe am Don

Titel: Liebe am Don Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Monteur leckte sich über die Lippen und bekam rote Ohren. Ein verteufeltes Ding ist es, einem einflußreichen Genossen alles so beizubringen, daß es nicht wirkt wie eine unsozialistische Unzufriedenheit. »Ich leiste etwas in meinem Beruf, ich liebe Autos, ich habe eine Lehre in Orel gemacht, und nun lebe ich als Maschinist in Malachowo. Was habe ich zu tun? Traktoren reinigen, gebrochene Zahnräder schweißen, verbogene Auspuffe geradebiegen, verdreckte Motoren auseinandernehmen. Immer nur das eine: Reparaturen. Eine lausige Arbeit, Genosse. In Moskau, habe ich mir gedacht, ist das anders. Da gibt es die großen Fabriken, da kann ich noch etwas lernen. Vielleicht kann man Ingenieur werden. Ich habe Ideen, Genosse. Aber in Malachowo verstehen sie mich nicht. Einen Antrag habe ich geschrieben … der Dorfsowjet gab ihn mir zurück und schrie mich an: Weg willst du, du Hirnloser? Dann hat er sich mit meinem Brief die Nase geputzt.«
    »Ich werde in Moskau einige Genossen in den Fabriken anrufen«, sagte Jelena Antonowna, bevor Bodmar antworten konnte. Sie notierte sich den Namen des Monteurs und gab ihm die Hand. Mit verklärtem Gesicht rannte er danach zu seinem Motorrad und fuhr glücklich ab.
    »Hast du wirklich Bekannte in der Großindustrie?« fragte Bodmar. Sie waren zur gläsernen Veranda zurück gegangen und saßen nun in weißgestrichenen Korbsesseln, während Grischa das Gepäck in den Wagen trug und Lisanka in der Küche einen Berg belegter Brote fertigmachte.
    »Ja«, antwortete Jelena kurz.
    »Erstaunlich. Du bist ein Mädchen voller Geheimnisse. Wer bist du eigentlich?«
    »Jelena Antonowna Dobronina.«
    »Die Tochter des großen Pianisten Dobronin, der in einem deutschen Gefangenenlager an der Ruhr ums Leben kam. Ich weiß –«
    »Ums Leben gebracht wurde –«
    »Es war Krieg.«
    »Wir hatten ihn nicht gewollt.«
    »Mein Gott, fängt das schon wieder an?« Bodmar sprang auf und riß Jelena mit sich hoch. »Leben wir denn nur in einem Kreis? Warum bist du so verärgert, Jelena? Wir wollten doch vergessen … alles vergessen … gerade wir zwei!«
    Grischa und Lisanka enthoben sie der Antwort. Sie kamen auf die Veranda und meldeten, daß der Wagen abfahrbereit sei und genug zu essen für eine lange Fahrt auf den Rücksitzen läge. »Einen schönen Weidenkorb hat sie genommen«, sagte Grischa. Er war über Nacht verjüngt, trug ein rotes Halstuch und sprach auch freier, wie einer, der bisher gewürgt worden war und nun durchatmen kann. »Sie fahren weit weg, Genossen?«
    »An den Don, Grischa.« Bodmar ging voraus zum Wagen. Lisanka riß die Türen auf und weinte plötzlich. Grischa hielt Jelena zurück … mit einer zaghaften Gebärde.
    »Sie haben mir das Leben gerettet«, sagte Grischa mit bebenden Lippen. »Er hätte mich totgeschlagen … heute oder morgen oder in einem Jahr. Aber er hätte es getan, der fette, widerliche Teufel. Er war ein Verfluchter, eine Mißgeburt, ein Auswurf. Alles nahm er sich, was ihm gefiel, alles. Lisanka hat er genommen, den Weibern ist er nachgejagt wie auf einer Sauhatz. Sie haben uns von ihm erlöst, Schwesterchen. Es war eine gute Tat.« Und plötzlich fiel er vor Jelena auf die Knie, ergriff ihre Hände, ehe sie die Arme zurückreißen konnte, zog sie mit großer Kraft an seinen Mund und küßte sie nach Kulakenart inbrünstig und voll anbetender Dankbarkeit. »Gott segne Sie dafür …«, stammelte er dabei. »Der Himmel belohne Sie, Jelena Antonowna …«
    Betroffen rannte Jelena zum Wagen und warf sich neben Bodmar auf den Sitz. »Fahr!« sagte sie mit schwankender Stimme. »Nur weg von hier! Ich will dieses Haus nie mehr in meinem Leben sehen …«
    Bodmar gab Gas. Der Wagen schoß vorwärts, hätte beinahe die weinende und winkende Lisanka umgerissen, aber sie sprang noch rechtzeitig zur Seite und fiel ins Gras.
    Im Rückspiegel sah Bodmar, wie Grischa noch immer auf den Knien lag, vor dem Eingang der herrlichen alten Datscha, die Arme ausstreckte und ihnen nachrief.
    »Gott segne euch!« schrie er dem Wagen hinterher. »Gott segne euch …«
    Dann breitete er die Arme aus, starrte hinauf in den blauen Himmel, der überzogen war vom Sonnenglanz, ließ sich nach hinten in den Staub fallen und lachte fürchterlich, wälzte sich wie ein Hund vor dem Haus hin und her und brüllte: »Wir sind frei! Wir sind frei!«
    Erst als Lisanka ihm einen Eimer Wasser über den Körper goß, beruhigte er sich. Er erhob sich aus dem Dreck, rannte ins Haus, kam nach Sekunden mit

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