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Liebe am Don

Liebe am Don

Titel: Liebe am Don Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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vernichtende Brummen hörte auf.
    Am nächsten Morgen warf Ulankow dem armen Rebikow den Rasierapparat an den Kopf. »Meine halbe Familie ist verstümmelt!« brüllte er. »Ich verlange Schadenersatz, jawohl, Genosse!«
    Das also war das Magazin von Perjekopsskaja.
    Jelena Antonowna steuerte zielsicher auf das Gebäude zu und überraschte Rebikow, wie er einem jungen Mädchen einen Büstenhalter anprobierte. Das Mädchen kicherte blöd, denn der Halter war zu klein, und Rebikow stopfte die Brüste mit beiden Händen in die Schalen.
    »Wo ist das Telefon?« fragte Jelena hart. Rebikow flüchtete von seinem Maßnehmen und bewunderte Jelenas Eleganz mit schnellen, kenntnisreichen Blicken.
    »In der Ecke links, Genossin. Sie sind fremd, Genossin? Auf der Durchreise? Man sieht's, man sieht's. Ein Hauch von Stadt in unserem Dorf. Das tut gut, Genossin.«
    Er kam näher, schnupperte wie ein Hund nach Jelenas Parfüm und bohrte seinen Blick auf ihre Brüste.
    Jelena kümmerte sich nicht um ihn, nahm den Hörer ab und verlangte von der Vermittlung, die sich meldete, Moskau. Fast zehn Minuten dauerte es, bis sich im Gebäude des KGB die Stimme des Majors vom Dienst meldete. Auch ohne Erklärungen wußte er sofort an der Stimme, wer anrief.
    »Etwas Besonderes, Jelena Antonowna?«
    »Wir sind jetzt im großen Don-Bogen, in einem Nest, das Perjekopsskaja heißt. Hier will Bodmar bleiben, um die Kolchose kennenzulernen.«
    »Ein guter Gedanke.«
    »Eine Woche will er bleiben! Mindestens.«
    »Wir werden es notieren, Jelena. Es ist in Ordnung.«
    »Nichts ist in Ordnung!« schrie Jelena in den Apparat. Die einzige Stelle, von der sie Hilfe erwartet hatte, ließ sie jetzt auch noch allein mit ihren Sorgen. »Wir haben einen Zeitplan. Denken Sie an die Veranstaltungen in Wolgograd.«
    »Wir werden den Plan ändern. Die Stellen in Wolgograd werden von uns benachrichtigt.«
    »Darum geht es nicht!« Jelena atmete schwer. »Bodmar könnte Dummheiten machen. Er wird mir zu selbständig.«
    »Lassen Sie ihn, Jelena. Bleiben Sie nur bei ihm. Alles andere regeln wir am Ende seiner Reise. Überlassen Sie das uns.«
    Jelena lehnte die Stirn an die rauhe Wand. Sie zitterte vor innerer Erregung. »Verstehen Sie denn nicht?« schrie sie in den Apparat zum weiten Moskau. »Bodmar bricht mir aus!«
    »Das ist Ihr Problem, Jelena Antonowna«, antwortete der Major vom Dienst kalt. »Wir erwarten von Ihnen Pflichterfüllung, weiter nichts. Was Sie tun, müssen Sie wissen. Die Situation bestimmt die Handlung – das war schon immer so. Ende.«
    »Ende«, sagte Jelena schwach und hängte ein.
    An dem vor Staunen stummen Rebikow vorbei verließ sie das Magazin und ging zurück zum Hause Kolzows. Sie schwankte leicht beim Gehen, als habe sie zuviel getrunken.
    Er muß weg, dachte sie den ganzen Weg lang. Er muß weg aus Perjekopsskaja. Aber wie?
    Am Abend erschien Granja Nikolajewitsch Warwarink. Gute Nachbarn hatten ihn alarmiert. »Da ist ein hübsches Herrchen aus der Stadt gekommen«, raunten sie ihm zu. »Mit einem blitzenden Wagen. Und Augen macht deine Njuscha! Augen wie Suppenteller. Ihr schönstes Kleid hat sie angezogen und die weißen Feiertagsschuhe.«
    Granja knirschte mit den Zähnen, warf sich in seinen besten Anzug und ritt wie der Teufel ins Dorf. Er kam gerade zurecht zum Abendessen … Evtimia hatte eine Schüssel voll Bitkins gemacht, das sind gebratene Fleischkugeln mit Käse und Sahne. Dazu gab es einen Krug Kwass und gezuckerte Erdbeeren. Ein Festmahl.
    Granja und Bodmar gaben sich die Hand und sahen sich düster an. Beide empfanden das gleiche: sie waren sich vom ersten Blick an unsympathisch. Das steigerte sich noch, als Granja sich frech neben Njuscha setzte, ihr einen Kuß gab und stolz erklärte: »Am Sonntag fahren wir zum Tanzen, mein liebes Bräutchen!«
    Evtimia winkte Kolzow in das Schlafzimmer.
    »Das gibt ein Unglück«, flüsterte sie. »Tritt Granja gegen das Bein, damit er den Mund hält! Siehst du denn nicht, du Holzkopf, wie Njuschas Augen glänzen?«
    »Das Bild des heiligen Wladimir.« Kolzow sank aufs Bett und sah zum erstenmal seit er Dorfsowjet war, mit tiefem Glauben auf die Ikone, die zugunsten des Lenin-Bildes ins Schlafzimmer verbannt worden war. »Die Katastrophe naht. Evtimia, wie kann ich das verhindern? Ich kann sie doch nicht mit den Köpfen zusammenstoßen und in den Fluß werfen. O Gott, hätte ich doch einen Sohn bekommen! Ein Mädchen ist ein Geschenk des Teufels –«
    Über Perjekopsskaja zog

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