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Liebe am Don

Liebe am Don

Titel: Liebe am Don Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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erbärmliche Hure! Du stinkendes Stück Dreck! Mit einem hergelaufenen Deutschen …«
    Er warf sich herum, stürzte auf sein Bett, riß den Kosakensäbel des alten Babukin an sich und schwang ihn über seinem glühenden Kopf. Die Augen fielen ihm fast aus dem Kopf, wie ein Fischmaul war sein Mund geöffnet, Speichel tropfte aus den Mundwinkeln und lief über seinen geschwollenen Hals in den Kragen.
    Er schwankte auf Njuscha zu, griff nun auch noch mit der anderen Hand an den Säbelknauf, und so stand er vor ihr, hochaufgerichtet wie vor Jahrhunderten die Scharfrichter, bevor sie mit einem Schwertstreich den Kopf vom Rumpf trennten.
    »Sag es noch einmal –«, heulte er. »Sag es mir in die Augen … du hast mit dem Deutschen gehurt?«
    »Nein!« Njuscha trat ihm einen Schritt entgegen und warf den Kopf in den Nacken. Es war ein Stolz in ihr, der auf Granja übersprang wie ein Blitz. »Ich bin seine Frau –«
    Dann sah sie hinauf zur Schneide des Säbels. Sie leuchtete in der Mittagssonne mit einem kalten, blausilbernen Schein.
    Schlag zu, dachte sie. Schlag doch zu, du Feigling. Nur fallen zu lassen brauchst du ihn, und er wird mir den Schädel spalten bis zur Schulter.
    »Ich liebe ihn«, sagte sie leise, um sein Herz völlig aufzureißen. »Ich liebe ihn mehr als mein Leben …«

D REIZEHNTES K APITEL
    Der Vorarbeiter der 1. Brigade der Sowchose ›2.Februar‹ Nikolai Wassiljewitsch Sadowjew war ein Mensch, der immer das Beste vorhatte, höflich zu allen war, zurückhaltende und wenig böse Worte gebrauchte, der jeden grüßte und nie die Geduld verlor, der aber – das Schicksal ist nun mal ein Haarbüschel aus des Teufels Schwanz – für seine gute Seele immer nur Undank erntete.
    An diesem Vormittag ging er über den großen Hof der Sowchose, und wollte hinüber zum Magazin, denn er hatte dienstfrei und sehnte sich nach hundert Gramm Wodka, als er ein Pferd bemerkte, das sich losgerissen hatte und wie ein Ziegenbock im Frühling herumhüpfte.
    »Hoi-hoi –« sagte Sadowjew und breitete die Arme aus, um dem Pferdchen zu zeigen: Paß auf, du Luder, hier kommt ein Mann, der dich einfangen wird. Steh still, du Teufelsaas! Er ging mit wiegenden Schritten auf den Gaul zu und wunderte sich, daß er gesattelt nach Kosakenart war und sogar ein Lasso an der Seite hing. Er hüpfte vor dem Haus Nr. 3 herum, wieherte ein paarmal trompetenhaft laut und stemmte dann die Beine in den Sand, senkte den Kopf und starrte Sadowjew böse an. Die runden Augen funkelten, die Ohren legten sich flach zurück, die Nüstern blähten sich.
    Nikolai Wassiljewitsch blieb vor dem Pferd stehen und blickte sich um. Er stand allein auf dem weiten Platz. Um diese Zeit waren alle Arbeiterinnen und Arbeiter auf den Feldern oder in den Ställen, die Mechaniker lagen unter den defekten Maschinen, die Leute von der freien Schicht schliefen oder spielten in den Häusern Dame und Schach, in der Küche schälten zwanzig Frauen Kartoffeln und rührte der Koch Poliakowitsch mit sieben anderen Gehilfen in den großen Kesseln … es war keiner da, der Sadowjew helfen konnte, und rufen wollte er auch nicht.
    »Bist mir ein schönes Luder«, sagte Sadowjew zu dem Pferd und kam langsam, Schritt um Schritt, näher. »Deinen Reiter müßte man in den Hintern treten … nicht einmal richtig anbinden kann er dich. Wo steckt er überhaupt, he? So wie du aussiehst, kommst du aus einem der Kosakendörfer. Funkle mich nicht so an, du Miststück!«
    Sadowjew lockte das Pferd mit Zungenschnalzen und Fingerschnippen. Aber der Gaul reagierte nicht. Er hieb die Hufe in den Sand und blies Sadowjew seinen heißen Atem entgegen. Und dann, drei Meter lagen nur zwischen ihnen, geschah es. Das Pferd stieg auf die Hinterbeine, stieß einen triumphierenden Laut aus und sprang Sadowjew an.
    Mit einem verzweifelten Satz rettete sich Nikolai Wassiljewitsch vor den wirbelnden Hufen, hechtete über den Boden, überkugelte sich und kroch dann hinter eine Tonne in Sicherheit. Dort setzte er sich auf den Boden, wischte sich über das Gesicht und starrte auf das rasende Pferd, das vor dem Haus Nr. 3 herumtobte, als sei es irrsinnig.
    Ich bringe es um, dachte Sadowjew wild. Keiner wird mir das übelnehmen können … das Biest hat ein geschwollenes Gehirn, als sei es dort von einer Bremse gestochen. So benimmt sich kein normales Pferd. Aber, zum Teufel, wo kommt es her? Wem gehört das Aas? Irgendwo in diesen Häusern muß doch der Reiter herumsitzen. Liegt vielleicht gemütlich bei

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