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Liebe auf Arabisch

Liebe auf Arabisch

Titel: Liebe auf Arabisch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: B. Leïla
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hat mir erzählt, was seine saudischen Landsmänner im Ausland so treiben. In Ländern wie Indien oder Pakistan bezahlen sie einen Kadi, der ihnen dann einen Trauschein für eine ›Stundenehe‹ ausstellt: Man stellt die jungen Frauen in einer Reihe auf, er hebt ihre Burka, inspiziert ihre Haare, sagt via Übersetzer ein paar Worte und macht den Sack zu. Für diese angeblich ach so tugendvolle Praxis klopfen sie sich dann auch noch auf die Schulter, und auch wenn die Kunden das natürlich nicht hören wollen, handelt es sich dabei um nichts anderes als Prostitution – und wir Marokkaner nennen die Saudis Wahhabiten!«
    Und dennoch: Ganz im Gegensatz zu seinen Worten zögerte Fouad keine Sekunde, sich trotz aller Risiken des Freifahrtscheins meiner Freundinnen zu bedienen. Nun
wagte er es sogar, junge saudische Frauen oder Maghrebinerinnen anzubaggern, denen er mit seinem magischen Dokument die Angst nahm. Er bewegte sich unter den Menschen wie einer von ihnen, in einem wallenden weißen Gewand und mit einem luxuriösen Turban ausgestattet. Die Frau lief ihm bis zum Restaurant, einem öffentlichen Platz oder zum Strand hinterher, und er ging sogar so weit, dass er sie nach Hause begleitete. Ich drohte, seiner Ehefrau alles zu berichten, doch er lachte nur:
    »Ich weiß genau, dass du das nie tun würdest. Aber ist es nicht seltsam, dass man sich in Arabien mehr amüsiert als zu Hause?«, fragte er mich eines Tages.
    Laut Fouad waren die saudischen Frauen durch die vielen alltäglichen Frustrationen absolut sexbesessen. Sie »denken nur an das Eine«. Sofort fiel mir Salma ein. Und ganz plötzlich kam ich auf eine Idee, wie man ihrem Frust eventuell beikommen könnte. Gott vergib mir! Mein marokkanischer Genosse konnte der Saudi die Ehre erweisen, sie zu beglücken, um ihr Geschlecht nicht verstauben zu lassen, wie Farah sagte.
    Kaum hatte ich Salmas Namen ausgesprochen, da erzählte Fouad, dass er ihren Ehemann häufig auf dem Linienflug Dschidda – Beirut sah. Ich hatte ihm Mahmoud einmal gezeigt, als wir zusammen arbeiteten.
    »Immer gut gekleidet, mit einem Lächeln, vor allem für die Jungs«, sagte Fouad, und dann fügte er zu meiner Überraschung hinzu: »Erst dachte ich, der wäre total konservativ.«
    »Und dann?«
    »Dann habe ich gemerkt, dass er ein warmer Bruder ist! Ich habe ihn in einem Londoner Club erwischt. (Meine Augen wurden immer größer.) Letzten Monat war das erst. In so einem Schuppen voller nackter Mädels und
bartloser Jünglinge. Einen von denen hat er dann in eine dunkle Ecke mitgenommen.«
    Zitternd vor Wut rügte ich meinen Landsmann:
    »Dir reichen wohl weder deine Frau noch deine Misayr! Jetzt musst du dich auch noch in den übelsten Etablissements rumtreiben. Gott soll dich an den Augenlidern aufhängen, oder am besten noch an etwas anderem!«
     
    Und so verwarf ich meine Idee, ihn zu Salma zu schicken.

Vom Schwindel mit dem Niqab
    An jenem Nachmittag trug ich ein weites Kleid und ein einfaches Kopftuch. Wir waren auf dem Basar, wo von gebrannten oder echten CDs über Pelzmäntel einfach alles feilgeboten wurde. Die Obsession für dieses Kleidungsstück in einem Land, in dem die Temperaturen so gut wie nie unter 30°C sanken, schien mir fast außerirdisch, während wir an Edelsteinen und Markenartikeln vorbeiliefen.
    Kaum hatten wir eine kleine Seitengasse betreten, da ertönte der Ruf zum Gebet. Die Händler ließen in Windeseile die Gitter herunter und liefen zur Moschee. Tatsächlich muss alles stehen und liegen gelassen werden, sobald der Muezzin ruft. Die Männer machten einen Schlenker um uns, sobald sie sich näherten. Farah zischte unter ihrem Schleier:
    »Man müsste sie absichtlich berühren, dann müssten sie sich wieder reinwaschen, viel Spaß mit der Wasserrechnung. «
    »Einfacher wäre es natürlich, wenn sie Frauen auf der Straße verbieten würden, wenn der Muezzin ruft«, grummelte Joumana.
    »Kommt, wir gehen in diesen Laden.«
    Wir mussten unter dem sich bereits senkenden Gitter hertauchen. Einige Sekunden später waren wir eingeschlossen. Doch diese Praktik ist unter saudischen Frauen bekannt, auch in Begleitung ihres Ehemanns: Um dem
Gebet zu entgehen, lässt man sich lieber in einem Laden einschließen.
     
    Als wir wieder frei waren, wimmelte es auf der Straße bereits vor Menschen. Gerade wollten wir weitergehen, als ein Mann mir den Weg versperrte:
    »Ihr Kopftuch ist verrutscht, bedecken Sie Ihre Stirn.«
    Ich wusste nicht, was ich tun oder sagen sollte.

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