Liebe auf Dauer
in solchen Zeiten auch gemeinsame Gespräche geführt werden. Der verbale Kontakt bedeutet ihnen in der Regel mehr als den Männern. Männern genügt für das Näheerlebnis öfter schon das gemeinsame Tun. Diesen Unterschied, so er denn tatsächlich bei dem einzelnen Paar vorhanden ist, gilt es zu berücksichtigen. Jeder der beiden sollte mit seinem Bedürfnis auf seine Rechnung kommen, ohne dass das Bedürfnis des anderen unberücksichtigt bleibt oder gar als »weniger wert« heruntergemacht wird.
Vernetzung
Sicherlich gibt es im Laufe einer Paarbeziehung Phasen, in denen die Pflege der Intimität in dem beschriebenen Sinn stärker in den Hintergrund treten muss, weil die Anforderungen von außen einfach so groß geworden sind und abgearbeitet werden müssen. Solche Notwendigkeiten sollten dann aber ausdrücklich vom Paar erörtert werden. Man sollte darin Übereinkunft erzielen, dass dies jetzt halt eine solche Zeit ist, wie lange diese Zeit maximal dauern wird, in der die Paarbeziehung im Einverständnis beider etwas zu kurz kommt, und ab wann man es wieder anders machen wird. Dabei sollte das Paar allerdings darauf achten, dass es sich nicht zu viel zumutet.Die Intimität einer Paarbeziehung braucht Pflege. Wenn man dies zu lange nicht beachtet, wird die Beziehung verwildern. Um das zu verhindern, brauchen Paare oft auch Hilfen von außen .
Ob das nun die Tagesmutter, der Babysitter, ein Opa oder eine Oma ist, oder ob man sich mit anderen Paaren in ähnlicher Lage abgesprochen hat, wechselseitig beispielsweise die Kinder zu übernehmen: Immer sollte beim Einsatz dieser Hilfen auch das Anliegen, als Paar füreinander Zeit zu haben, als wichtiges und berechtigtes anerkannt sein – und nicht nur berufliche oder andere »Verpflichtungen«. Paare müssen nicht alles alleine schaffen, sie brauchen die Vernetzung mit unterstützenden Systemen. Geld, das dafür zusätzlich aufgebracht werden muss, ist gut investiert, auch wenn es dann anderswo vielleicht fehlt, denn es dient der Sicherung der Zukunft der Paarbeziehung.
Räume und Zeiten für sexuelle Intimität
Ich habe bewusst bisher nicht von der spezifischen körperlichen Intimität der Sexualität gesprochen. Der Grund ist der, dass in der Regel in einer auf Dauer angelegten Beziehung Sexualität nicht lebendig bleiben kann oder sexuelle Intimität jedenfalls verloren geht, wenn sie nicht eingebettet ist in die umfassende Intimtität , in die personale lebendige Nähe der beiden zueinander, von der wir bisher gesprochen haben. In gewisser Weise haben es Männer da manchmal leichter als Frauen. Das Bedürfnis nach Sexualität meldet sich bei ihnen häufig lauter und auch etwas unabhängiger davon, ob gerade ein lebendiger Kontakt zu ihrer Partnerin besteht oder nicht. Sie bekommen dadurch ein deutliches Signal: Es wäre wieder einmal an der Zeit, dem anderen nahezukommen! Frauen haben dabei allerdings oftdas Poblem, dass ihnen das dann zu abrupt kommt und dass sie mehr von Intimität generell brauchen, um auf Sexualität Lust zu bekommen.
Diese Unterschiedlichkeit nun ist die Quelle vieler Konflikte in Langzeitbeziehungen. Frauen tendieren dann leicht zu der diffamierenden Aussage: »Männer wollen immer nur das eine!« – und Männer regen sich häufig über diese »komplizierten« Frauen auf, denen man es eh nicht recht machen kann. Dabei könnte diese unterschiedliche Tendenz auch kooperativ genutzt werden: Der Mann sorgt dafür, dass »es« immer wieder mal stattfindet, und von der Frau kommt der Anstoß, es so in das Zusammenleben einzubetten, dass der sexuelle Vollzug auch eine intime Begegnung wird, und beide nehmen diesen Impuls vom anderen auf und lassen sich darauf ein.
Das Hauptproblem bei der Sexualität scheint heute bei Paaren in verbindlicher Lebensgemeinschaft zu sein, dass es zu sexueller Begegnung immer seltener kommt , beide dadurch einen Mangel empfinden, aber dennoch den Weg zueinander immer seltener finden. Das hat sicherlich mehrere Ursachen. Aber ein Grund ist zweifellos: Sie nehmen sich keine oder zu wenig Zeit dazu. Auch Sexualität findet nicht »von selber« statt. Auch für die sexuelle Beziehung gilt: Man muss sie pflegen. Die Leidenschaft des Anfangs schafft sich selber Räume und Zeiten. Wenn sie sich im Laufe der Jahre nicht mehr in solcher Dringlichkeit meldet, heißt das noch lange nicht, dass es mit lebendiger und lustvoller Sexualität jetzt eben vorbei ist. Freilich muss man dafür sorgen, dass sie Raum bekommt. Die Gefahr
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