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Liebe auf dem Pulverfaß

Liebe auf dem Pulverfaß

Titel: Liebe auf dem Pulverfaß Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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unseren Augen eine Gangway hinaufschreiten. Nebbich! Er wird ganz brav mit einem Zug entweder nach Deutschland zurückfahren und dort in den Himmel steigen, oder – wenn er so raffiniert ist wie ich – einige Luftsprünge machen. Mit dem Zug nach Mailand, von dort per Lufttaxi nach Rom, von Rom nach Tel Aviv …«
    »Und dort haben wir ihn!« rief Liman erlöst.
    »Nein! Es gibt auch hier eine schöne Art, sich zu verflüchtigen. Von Rom nach Nikosia auf Zypern, von Zypern nach Beirut, von Beirut nach Damaskus … die Richtung also zum Schwiegerväterchen.«
    »Ihre Beweisführung nagt an den Nerven, Jossele«, stöhnte Liman. »Kehat wird im ersten arabischen Flughafen aus dem Flugzeug geholt!«
    »Wenn der Dummkopf sich Kehat Yonatan nennt. Natürlich nennt er sich nicht so. Wie mir Oberst Halevi vor einer Stunde mitteilte, und was wir alle erst seit ein paar Stunden von Rebba Yonatan, der Mutter, wissen: Kehat hat auch einen deutschen Paß, weil Yonatan ja einmal Deutscher war und diese Staatsangehörigkeit nie verloren hat. Kehat heißt auf deutsch Karl Johnen.«
    »O du Scheißhaufen!« schrie Major Liman.
    »Das kann man wohl sagen.« Birnstein trank einen langen Schluck roten Johannisbeersaft. »Kehat hat auf diesen Namen einen zweiten Paß. Juden gegenüber arbeiten deutsche Behörden jetzt schnell, unkonventionell, ohne lange Fragen, glaubensbereit. Auch ein Akt der Wiedergutmachung.« Birnstein erhob sich, um an das Telefon zu gehen. »Sie glauben doch wohl auch, David, daß ein Deutscher mit Namen Karl Johnen in Damaskus aussteigen darf?«
    »Natürlich.« Major Liman tupfte sich den Schweiß von der Stirn. »Dann sitzen wir hier also herum wie Hänsel und Gretel?«
    »Ja, nur die Hexe kennen wir und ihr Häuschen. Ich tippe auf Safar Murads geradezu göttliche Vaterliebe.«
    Birnstein hob den Hörer ab und wählte eine Amtsnummer. »Ein Blitzgespräch nach Tel Aviv.« Er nannte eine Fernsprechnummer, wartete und klopfte dann erfreut gegen den Hörer. Die Muschel hielt er zu. »Halevi«, flüsterte er. »Er scheint neben dem Telefon zu schlafen, zu essen, zu baden und seine ehelichen Pflichten zu erfüllen. – Ja, hier Jossele!« Birnstein schien voller Fröhlichkeit zu stecken. »Geben Sie unseren Leuten in Damaskus einen Tip, Josuah. Schon geschehen?« Er hielt wieder die Muschel zu. »Ein kluger Kopf, dieser Halevi. Und so etwas ist beim Militär!« Und dann, wieder laut: »Ein Vorschlag von mir, Josuah: Hindern Sie den guten Jungen nicht daran, seinen Vater zu suchen. Bleiben Sie ihm nur auf der Spur. Er hat Amina bei sich, und die kennt alle Wege zu Safar Murad. Besser können wir es gar nicht haben, um in den Mittelpunkt aller Aktionen zu kommen. Lassen Sie Kehat für uns Pfadfinder spielen. Danke, ich weiß, daß ich ein Aas bin …«
    Er legte auf und rieb sich die Hände. Major Liman hatte mit zitternden Fingern eine Zigarette angesteckt. »Sie sind ein durch und durch gefühlloser Knochen, Jossele«, sagte er heiser vor Erregung. »Kehat als Köder zu benutzen –«
    »Ein Knochen ist nicht gefühllos.« Birnstein setzte sich wieder hinter seinen Diätsaft. »Sie haben von Anatomie keine Ahnung. Haben Sie sich schon einmal einen Knochen gebrochen? Das soll gefühllos sein? David, da zittern alle Nerven … und genau auf diesen Nerven spiele ich die jetzt nötige Melodie …«
    Birnstein hatte in vielem recht, nur eines übersah er: Kehat flog nicht nach Damaskus.
    Sonst aber nahm er den Weg, der am gefahrlosesten war: Mit dem Zug nach Mailand, von Mailand nach Rom mit dem Flugzeug. Dort aber sagte Amina:
    »Glaubst du, Kehat, daß dein Vater nach Syrien gebracht worden ist?«
    »Ich weiß es nicht.«
    Sie hatten sechs Stunden Aufenthalt in Rom, waren mit einem Bus in die Stadt gefahren, über der eine glühende Sonnenglocke lag, unter der sich die heiße Luft in den Straßen staute und das Atmen schwer werden ließ. Schon auf dem Flugplatz hatten sie bei der Auskunft nach Adressen gefragt, wo man gebrauchte Sachen verkaufen könne. Diese kleinen stickigen Läden waren sie nun abgerannt und hatten alles verkauft, was sie noch besaßen: Amina drei Kleider und einen Mantel, zwei Paar Schuhe und eine Handtasche aus Eidechsenleder, ein Wollkostüm und einen hellbraunen Koffer. Kehat ließ bis auf eine Reisetasche alles zurück … er behielt nur einen Anzug, Wäsche zum wechseln, ein Paar dicksohlige Schuhe. Am wertvollsten war der Ring, den er verkaufte. Rebba, seine Mutter, hatte ihn ihm

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