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Liebe auf dem Pulverfaß

Liebe auf dem Pulverfaß

Titel: Liebe auf dem Pulverfaß Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Anführer stellte sich neben Kehat. »Was ist nun?«
    »Umdrehen …«
    »Wieso?«
    »Den Verletzten! Ich muß sehen, ob er einen Ausschuß hat.«
    Amin hatte keinen Ausschuß. Nachdem man ihn nackt ausgezogen hatte, war nur das Loch in der rechten Brustseite zu sehen. Amina hatte mit warmem Wasser den blutverschmierten Körper gewaschen und hielt nun die Instrumente in der Hand. Kehat schüttelte den Kopf. Die Araber saßen rings herum an den Wänden, nur ihr Anführer stand ihm auf der anderen Tischseite gegenüber.
    »Was ist denn los?« bellte er.
    »Ich muß die Instrumente erst auskochen …«
    »Haben wir dazu noch Zeit?«
    »Ungewiß.«
    »Dann operieren Sie so –«
    Plötzlich verzichtete er auf das bisherige Du. Gleich würde ein Mensch geschnitten werden, um den Tod aus ihm herauszuholen … das war eine Art Mysterium, die auch diesen Mann, der ohne Nachdenken töten konnte, gefangen nahm.
    »Unsteril operieren … Wissen Sie, was da folgen kann?«
    »Wie sind die Chancen?«
    »Achtzig zu zwanzig. Negativ …«
    »Dann ist Sterilität ein Luxus. Los, fangen Sie an!« Der Anführer beugte sich über Amin. »Was ist das für ein Schuß?«
    »Lungensteckschuß.«
    »Sind Sie sicher?«
    »Sehen Sie nicht den leicht blutigen Schaum auf den Lippen?«
    »Und Sie wollen jetzt in die Lunge rein?«
    »Das kann ich gar nicht ohne Druckausgleichnarkose. Der Druck in der Lunge ist anders als der Luftdruck, in dem wir leben. Wenn ich die Pleura pulmonalis eröffne …«
    »Reden Sie nicht so viel dämliches Zeug! Es gibt also nichts zu operieren?«
    »Doch!« sagte Kehat schnell. Er sah, wie der Anführer sich abwenden wollte. »Doch! Ich hoffe, daß die Kugel die Lunge nur gestreift hat, denn der traumatische Pneumothorax ist nicht groß, es müßte viel mehr Schaum kommen … und die Kugel sitzt an einer Rippe fest. Ein Schuß, schräg eingeschlagen … der Wundkanal spricht dafür. Dann wäre Ihr Amin zu retten …«
    Der Anführer starrte Kehat aus halb geschlossenen Augen an. »Tausend Dollar –«, sagte er. »Ich lege sie neben Amin. Holen Sie die Kugel heraus, gehören sie Ihnen. Und Ihr Ehrenwort –«
    »Ich könnte Sie gar nicht verraten«, sagte Kehat und beugte sich über die Wunde, »denn ich weiß überhaupt nicht, wo ich bin.« Er schnitt mit einer schnellen Handbewegung die Wunde größer, und der Anführer zuckte zusammen und biß sich knirschend auf die Zähne. »Sehen Sie hier her –«, Kehat zeigte mit dem Skalpell auf den Schußkanal.
    »Schräg … wir können Glück haben …«
    Der Anführer nickte und schluckte. Als Kehat die Brust aufschnitt und mit den lächerlichen zwei Klemmen wenigstens die größeren Gefäße abklemmte, aber trotzdem ein Blutschwall über den Körper lief, zuckte es über das Gesicht des Anführers. Amina wischte das Blut weg, so gut sie es konnte.
    »Da Ihr Mann so dämlich war, nicht Nadel und Nahtmaterial zu klauen –«, sagte Kehat mit einer Ruhe, die ihn selbst verwunderte – »muß ich ihn flicken wie eine alte Hose. Holen Sie eine normale Nadel und Zwirn! Jawohl, Zwirn! Nur, damit es hält. Sie müssen heute noch die Wunde nachnähen lassen von einem Arzt. Das hier ist ein Notfall … verstehen wir uns?«
    »Ja –«, knirschte der Anführer. »Nadel und Zwirn!« brüllte er dann die Araber an, die noch immer unbeweglich an den Wänden herumsaßen. »Einer von euch hat sich doch schon Knöpfe angenäht –«
    Kehat hatte Glück … er fand die Kugel, platt gedrückt an der vierten Rippe. Mit der Pinzette holte er sie heraus und zeigte sie dem Anführer.
    »So klein ist der Tod –«, sagte er dabei.
    »Sie bekommen Ihre tausend Dollar.« Der Anführer drehte sich weg und verließ das Zimmer. Kehat blickte schnell zu Amina. Sie fädelte gerade den Zwirn ein … schwarzen Zwirn von einer kleinen Holzrolle. Die Nadel war lang und dick. Mein Gott, dachte Kehat erschrocken. Damit soll ich nähen? In drei Tagen wird dieser Amin eine Sepsis haben, die ihn vernichtet. Aber dann werden wir längst in Kairo sein …
    Er streckte die Hand aus, und Amina gab ihm die Nadel. Wie einen Sack nähte er mit großen Stichen die Wunde zu, es war keine schließende Naht, Blut sickerte überall durch, aber es sollte ja auch nur solange halten, bis Amin richtig chirurgisch versorgt wurde. Seine tiefe Bewußtlosigkeit war jetzt ein Segen …
    Als Kehat den Verband umlegte, kam der Anführer zurück. Er warf ein Bündel Dollarscheine auf den Tisch neben den Verwundeten und sah dabei

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