Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Liebe auf dem Pulverfaß

Liebe auf dem Pulverfaß

Titel: Liebe auf dem Pulverfaß Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
Vom Netzwerk:
war in den Lagern am Suez-Kanal doch wesentlich einfacher, und eine nächtliche Kanalüberquerung und ein Einsickern nach Kairo war ein Kinderspiel. Warum – o Allah – ausgerechnet Rom?
    Ghazi Muhamed entschloß sich, selbst nach Rom zu fliegen und die ultralinken Studenten zu befragen. Waren Kehat und Amina noch in Rom … Ghazi war sich sicher, sie bald zu finden.
    So schützte ein allgemein verbreiteter Irrtum die Liebenden vor der gnadenlosen Vernichtung.
    Wenn in den Mokattam-Bergen Bauarbeiter erscheinen und graben und vermessen, fällt das nicht auf. Seit Jahren wurde in den Bergen gebaut, schob sich die neue Stadt in die Wüste hinein. Schon am frühen Morgen rücken die Kolonnen heran und rattern die Preßlufthämmer.
    So achtete auch niemand auf die beiden Arbeiter, die in den Hügeln hinter Jasirs Villa herumkrochen und mit einem langen Bandmaß anscheinend Vermessungen vornahmen. Ab und zu ruhten sie sich aus, wie es einem Bauarbeiter zusteht, setzten sich unter einen schattigen Baum und plauderten miteinander. Der eine trug dann auf einem Plan etwas ein, der andere trank aus einer Flasche Limonade.
    »Es muß hier sein –«, sagte Amina, nachdem sie drei Stunden die Gegend abgesucht hatten. Sie hatte sich Männerkleidung gekauft, das Haar unter einem Kopftuch verborgen und sah wie ein schlanker Jüngling aus. Kehat, mit einem drei Tage alten Stoppelbart, wirkte in seiner schäbigen Dschellabah und den zerrissenen Hosen sowieso wie ein echter armer Arbeiter, der wenig verdient, aber sieben Kinder und zwei Frauen zu ernähren hat. »Überall ist Baugebiet, nur hier steht: Naturschutzgebiet. Offenes Feuer und Schuttabladen verboten. – Ein harmloses Schild für jeden, der nicht weiß, wem das Haus da drüben gehört. Irgendwo muß der Eingang sein. Suchen wir weiter.«
    Sie ›vermaßen‹ wieder und sahen, wie sich langsam von Jasirs Villa her ein Mann näherte, so, als ginge er spazieren. Amina schielte zu ihm hinüber.
    »Es kommt einer –«, flüsterte sie. »Wir suchen an der richtigen Stelle. Sie werden im Haus nervös.«
    »Am besten ist, wir messen zur anderen Seite weiter.« Kehat spannte das Bandmaß aus dem Naturschutzgebiet hinaus und stapfte einen Hügel hinauf. Dann schrieb er die Meter auf, winkte, rollte das Band ein und ging weiter. Amina rannte ihm nach. Am Hügel bewegten sie sich weiter messend bewußt zur falschen Seite und beobachteten aus den Augenwinkeln Jasirs Wächter.
    Der Mann blieb stehen, als die beiden Arbeiter sich aus dem Sperrgebiet entfernten, sah ihnen noch eine Weile zu und kehrte dann um, als Amina und Kehat oben auf der Hügelkuppe verschwanden. Dort legten sie sich flach in das harte, hohe Gras und lugten den Hang hinunter.
    »Wir haben ihn von unserer Harmlosigkeit überzeugt –«, sagte Kehat zufrieden. »Amina, du bist ein Goldstück. Wir werden in der Nacht weiter suchen. Du hast recht: In dem ›Naturschutzgebiet‹ muß der Einstieg zum unterirdischen Gang in das Haus liegen. Wir werden ihn finden. Gott helfe mir …«
    »War das ein Schwur?« fragte sie leise.
    »Ja.« – »Was hast du geschworen?«
    »Meinen Vater herauszuholen.«
    »Und mein Vater, Kehat?«
    »Er ist der Feind meines Vaters –«
    Sie schwiegen, lagen nebeneinander, und plötzlich war es, als sei ein Stacheldraht zwischen ihnen gezogen, und sie belauerten sich gegenseitig, um den anderen zu töten.
    »Welch ein Blödsinn –«, sagte Kehat nach langer Zeit heiser. »Amina, wir haben uns geschworen, nicht so verrückt zu sein wie die Alten.« Er küßte ihren Nacken und drehte sich dann auf den Rücken. Die Sonne blendete. Er zog sein Kopftuch über das Gesicht und fühlte, wie Aminas Hand zaghaft über seine Brust streichelte. Aber sie sagte nichts dabei. »Wir müssen uns nur darüber im klaren sein, was wir tun wollen, wenn dein Vater sich wehrt, meinen Vater freizulassen. Das ist ein Problem, das wir kaum bewältigen werden.«
    »Es ist gar kein Problem, Kehat.« Aminas Stimme klang ohne Unterton. »Ich werde mit meinem Vater reden.«
    »Als ob ein Dr. Safar Murad mit seiner Tochter über einen politisch so wichtigen Fang reden würde.«
    »Ich werde allein mit ihm reden.«
    »Nie!«
    »Was heißt nie, Kehat?«
    »Ich lasse dich nie allein ins Haus, wenn wir den zweiten Eingang gefunden haben.«
    »Es gibt keine andere Möglichkeit, Kehat. Wenn du ihm gegenübertrittst, stehen Männer gegen Männer. Feind gegen Feind. Ich aber kann mit einem Vater sprechen – das ist stärker als

Weitere Kostenlose Bücher