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Liebe auf dem Pulverfaß

Liebe auf dem Pulverfaß

Titel: Liebe auf dem Pulverfaß Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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alle Waffen dieser Welt.«
    »Du gehst nicht allein ins Haus!« sagte er wieder. »Der Gedanke allein ist unerträglich.«
    »Ich bin Safar Murads Tochter!« Aminas Stimme klang fest und sicher. »Ich habe den Mut eines Löwen, wenn man diesen Mut verlangt.« Ihre kleine Hand legte sich auf seinen Kopf, dort, wo sie unter dem verdeckenden Tuch seinen Mund vermutete. »Sag nichts mehr, Kehat. Noch stehen wir vor dem Haus –«
    In der Nacht fanden sie den versteckten Eingang, aber nicht, weil sie suchten, sondern weil sie warteten und der Zufall, ihr bisheriger guter Gehilfe, ihnen auch dieses Mal zur Seite stand.
    Weit nach Mitternacht – Amina und Kehat lagen, vom Suchen erschöpft, in einer Senke innerhalb des ›Naturschutzgebietes‹ – erschienen zwei in schwarze Haikhs gekleidete Gestalten, huschten wie Schatten durch das Gelände und blieben bei einer armseligen Tamariske stehen. Ihre schwarze Kleidung in dieser dunklen Nacht machte sie fast unsichtbar, und nur, weil sie ein paarmal gegen Steine traten und das helle Klicken in die Stille fuhr wie metallischer Schlag, wurden Amina und Kehat auf sie aufmerksam und sahen sie überhaupt. Sie krochen lautlos weiter und drückten sich flach auf die Erde, als die beiden Männer sich bückten.
    Und dann erlebten sie etwas Verblüffendes: Der Wüstenbaum drehte sich zur Seite, er stand auf einer Art Scheibe, deren Deckel sich schwenken ließ, ein drehbarer Kübel gewissermaßen, in dem die Tamariske gerade soviel Erde und Feuchtigkeit hatte, um elend zu überleben. Unter dem Drehkübel aber öffnete sich ein Einstieg mit einer in die Wand einbetonierten Leiter.
    Wie Schemen verschwanden die beiden Männer in der Tiefe, die Tamariske schwenkte wieder über das Loch … die Landschaft war wieder vollkommen.
    »Faszinierend –«, sagte Kehat leise. »Da hätten wir hundert Jahre umsonst suchen können. Ein Baum auf einer Drehscheibe. Sie haben Phantasie.«
    Sie blieben liegen und warteten weiter. Aber die Männer kamen nicht mehr zurück. Bevor der Morgen graute, verließen Kehat und Amina die Mokattam-Berge und waren wieder in ihrem schäbigen Zimmer in Kairo, als die Sonne durchbrach. Müde lagen sie nebeneinander auf dem Bett, es wurde heiß, sie zogen sich aus und ihre Nacktheit hatte nichts Aufreizendes oder Begehrenswertes mehr … sie war zwischen ihnen jetzt so natürlich wie jede Geste des täglichen Lebens. Sie gehörten zueinander, sie waren vollkommen eins.
    »Ich brauche Chloroform und Watte«, sagte Amina. Sie lag auf der Seite und sah zu, wie Kehat nachdenklich rauchte und ab und zu an einem Glas Wasser nippte. »Meinst du, man könnte das bekommen?«
    »Schwer. Wozu brauchst du das?«
    »Ich brauche eine Waffe, wenn mir jemand in den Weg tritt. Und es muß eine lautlose Waffe sein.«
    Kehat nickte. »Du siehst hoffentlich ein, daß ich dich nie allein gehen lasse. Wie willst du einem ausgewachsenen Mann einen Wattebausch mit Chloroform so lange ins Gesicht drücken, bis er umfällt? Auch Chloroform wirkt nicht blitzartig. Man muß schon ein paar Atemzüge machen –«
    »Du hast recht, Liebling.« Sie zog die schönen, schlanken Beine an. »Einigen wir uns so: Du kommst mit, bis ich im Haus bin. Mit meinem Vater aber rede ich allein.«
    »Und mein Vater? Soll ich ein paar Meter von ihm entfernt herumstehen und nichts tun?«
    »Es wird alles von dem Gespräch abhängen, Kehat.«
    »Und wenn es zu keinem Ergebnis führt? Wenn Safar Murad nie meinen Vater freiläßt, weil ihm die arabischen Interessen mehr bedeuten als seine Familie?«
    »Dann –«, sie sah Kehat mit ernsten, großen schwarzen Augen an, »– dann kannst du kommen –«
    Er begriff, was dieser Satz bedeutete. Er zog die Schultern zusammen, starrte Amina an und legte seine Hand über ihre starr werdenden Augen.
    »Ob wir danach jemals glücklich sein werden?« fragte er leise. »Amina, wer kann das aushalten? Wir werden an unseren Vätern zerbrechen –«
    »Wir müssen es versuchen, Kehat.« Sie küßte seine Handfläche und war so demütig wie früher die nubischen Sklavinnen. »Wir können gar nichts anderes, als es versuchen. Nur Allah weiß, ob wir dazu später die Stärke haben –«
    Es war erstaunlicherweise in Kairo gar nicht so schwierig, eine Flasche mit Chloroform zu besorgen. Der ägyptische Apotheker musterte Amina zwar etwas kritisch, aber er sah nicht viel, denn nach streng islamischer Tradition war sie tief verschleiert. Nur ihre schwarzen Augen leuchteten aus dem Schlitz,

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