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Liebe auf den ersten Biss

Liebe auf den ersten Biss

Titel: Liebe auf den ersten Biss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christopher Moore
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Küchentresen klingeln, wo sie es liegenlassen hatte.
     

-14-
Das Gute an die Macht
     
    Der Kaiser saß auf einer schwarzen Marmorbank gleich um die Ecke bei der großen Oper und kam sich klein und schäbig vor, als die rothaarige Schönheit in knallengen Jeans auf ihn zukam. Bummer erlitt eine Kläffattacke, und der Kaiser brachte den Boston-Terrier zum Schweigen, indem er ihn im Nacken packte und in seine überdimensionale Manteltasche stopfte.
    »Tapferer Bummer«, sagte der Alte. »Ich wünschte, ich könnte auch noch solche Leidenschaft aufbringen, und sei es nur in Form von Furchtsamkeit. Doch meine Furcht ist schlapp und lau. Ich besitze kaum genügend Rückgrat für eine würdevolle Kapitulation.«
    So fühlte er sich schon, seit er Jody vor dem Trödelladen kennengelernt hatte, als sie ihm riet, sich vor dem Besitzer in Acht zu nehmen. Ja, da hatte er gewusst, dass sie eine Untote war, ein Dämon, eine blutsaugende Feindin – aber dann doch wieder keine Feindin. Sie war ihm vor allem eine Freundin gewesen, und zwar eine gute, selbst noch nachdem er Tommy an die Barbaren verraten hatte.
    Er konnte spüren, dass die Augen der Stadt ihn beobachteten, fühlte, dass man von ihm enttäuscht war. Was bleibt einem Menschen außer seinem Charakter? Und was ist Charakter anderes als die Art und Weise, wie ein Mensch seine Freunde und Feinde behandelt? Die ganze, große Stadt San Francisco schüttelte den Kopf, schämte sich für ihn. Sogar die Brücken hingen vor Enttäuschung durch.
    Er erinnerte sich an ein gewisses Haus und an eben diesen Ausdruck auf dem Gesicht einer schwarzhaarigen Frau, aber zum Glück war diese Erinnerung im nächsten Moment verflogen, und Jody beugte sich herab, um dem standhaften Lazarus die Ohren zu kraulen, der in ihrer Gegenwart nie so aufgebracht war wie sein glubschäugiger Bruder, der sogar jetzt noch in der wollenen Tasche zappelte.
    »Majestät«, sagte Jody, »wie geht es Euch?«
    »Ich fühle mich schwach und wertlos«, sagte der Kaiser. Sie war wirklich ein reizendes Mädchen. Er hatte noch nie gehört, dass sie jemandem etwas zuleide getan hätte. Was für ein Lump er doch war!
    »Tut mir leid, das zu hören. Habt Ihr genug zu essen? Ist Euch auch warm genug?«
    »Meine Männer und ich haben erst kürzlich ein Corned-Beef-Sandwich von der Größe eines gesunden Kleinkinds verspeist. Danke der Nachfrage.«
    »Von Tommy's Joynt?«, fragte Jody lächelnd.
    »In der Tat. Wir sind unwürdig, doch mein Volk spendet.«
    »Seid nicht albern. Ihr seid sehr wohl würdig. Sagt mal, Kaiser, habt Ihr William gesehen?«
    »William mit seinem fetten, jüngst geschorenen Kater?«
    »Genau den.«
    »Nun … ja. Unsere Wege kreuzten sich vor gar nicht allzu langer Zeit. Beim Schnapshöker an der Ecke Geary und Taylor. Er schien mir euphorisch, weil er etwas Scotch erwerben wollte. Energetischer, als ich ihn seit Jahren gesehen habe.«
    »Wie lange ist das her?« Sie hörte auf, Lazarus zu kraulen, und kam auf die Beine.
    »Eine Stunde vielleicht. Nicht mehr.«
    »Ich danke Euch, Majestät. Ihr wisst nicht, wohin er wollte, oder?«
    »Ich vermute, er wollte ein sicheres Plätzchen suchen, um seinen Abendtrunk zu nehmen. Obwohl ich nicht behaupten kann, ihn besonders gut zu kennen, glaube ich doch kaum, dass er seine Abende oft im Tenderloin verbringt.«
    Jody klopfte dem Kaiser auf die Schulter, und er nahm ihre Hand.
    »Es tut mir leid, mein Kind.«
    »Leid? Was denn?«
    »Als ich dich und Tommy neulich Abend gesehen habe, wusste ich Bescheid. Es stimmt doch, oder? Thomas hat sich verändert.«
    »Nein, er ist immer noch ein Trottel.«
    »Ich meine, er ist jetzt von deiner Sorte, oder?«
    »Ja.« Sie sah die Straße hinunter. »Ich war einsam«, sagte sie.
    Der Kaiser wusste genau, wie ihr zumute war. »Ich habe es einem von seinen Leuten bei Safeway erzählt, Jody. Es tut mir leid. Ich hatte Angst.«
    »Ihr habt es den Barbaren erzählt?«
    »Dem Wiedergeborenen, ja.«
    »Und wie hat er reagiert?«
    »Er war in Sorge um Thomas' Seele.«
    »Ja, die Reaktion sieht Clint ähnlich. Ihr wisst nicht zufällig, ob er es den anderen Barbaren erzählt hat, oder?«
    »Inzwischen schon, möchte ich mal vermuten.«
    »Okay, macht Euch keine Sorgen, Majestät. Ist nicht so schlimm. Erzählen Sie es aber niemand anderem. Tommy und ich werden die Stadt verlassen, genau wie wir es der Polizei versprochen haben. Wir müssen nur erst noch was klären.«
    »Und der andere … der alte Vampir?«
    »Ja, der

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