Liebe auf den ersten Klick
wagt, der nicht gewinnt. »Ich will nicht Lebewohl sagen, Rob«, erkläre ich, um einen gefassten Tonfall bemüht.
»Ich muss los.« Er steht auf.
»Ich will, dass wir wieder zusammen sind. Ich glaube …«
»Es ist vorbei, Viv.« Behutsam streicht er mir mit dem Handrücken über die Wange. »Tut mir leid, Schatz, aber du hast mich verlassen – schon vergessen?« Er schwingt sich sein Jackett über die Schulter und schlendert davon. Ohne sich ein einziges Mal umzudrehen.
11
Der Zusammenbruch: Teil I
1. Heul dir die Augen aus dem Kopf.
2. Jaule dabei wie ein Wolf.
3. Mach irgendwas kaputt.
4. Ruf ihn nicht an. Du wirst es bereuen.
5. Denk nicht mal dran.
Das Taxi hält am Ende der Straße an. Ich krame in meiner Tasche nach Geld und schiebe das Paar Ersatzstrümpfe zur Seite, die sich in der Zahnbürste verheddert haben.
Der Fahrer mustert mich nachsichtig. »Das ist nicht das Ende der Welt, Herzchen. Morgen sieht alles schon wieder ganz anders aus.«
Die Tränen kullern immer noch, als ich ihm einen Zwanziger reiche. »Doch, ist es. Es ist das Ende meiner Welt.«
Er drückt mir das Wechselgeld in die Hand. »Ich wünsche Ihnen alles Gute, Herzchen.«
Ich nicke abwesend, schleppe mich heulend wie ein verwundeter Hund zur Tür und fummle den Schlüssel ins Schloss, während mir die Tränen und der Rotz übers Gesicht laufen. Oben angekommen, rolle ich mich auf dem Sofa zusammen und schlinge die Arme um die Knie. Ein letzter klarer Restgedanke im hintersten Winkel meines Hirns erinnert mich daran, dass tatsächlich ich Rob verlassen habe und eigentlich ganz zufrieden mit meiner Entscheidung war. Aber nur, weil ich sicher war, dass er zu mir zurückkehren würde. Und jetzt hat er mich verlassen. Ohne auch nur den Versuch zu unternehmen, mich zurückzugewinnen. Das war’s. Unterschiedlichste Szenarien flackern vor meinem geistigen Auge auf. Wann immer ich an dem Bild hängen bleibe, wie Rob sich abwendet und mich allein zurücklässt, dringt ein hohes Heulen aus meiner Kehle. Und dann sie ! Wie soll ich es mit diesem Supermodel aufnehmen? Ich kann nicht mehr. Der Schmerz ist zu groß. Ich brauche einen Drink.
Im Kühlschrank finde ich eine angebrochene Dose Cola und eine Flasche Wodka. Da ich keine Zeit habe, beides zu mixen, kippe ich mir den Inhalt abwechselnd in den Mund, während ich wie ein gefangener Tiger im Wohnzimmer auf und ab marschiere. Wie konnte ich so dämlich sein und mir einbilden, ich hätte die Zügel in der Hand, wo er in Wahrheit nie mit mir zusammen sein wollte. Er wird eine andere, jüngere heiraten und damit all meine Hoffnungen auf eine Hochzeit in Weiß zerstören, nachdem er mir meine besten, fruchtbarsten Jahre gestohlen hat, alles kaputt machen, was wir uns aufgebaut hatten.
»Ich bin einfach ausgemustert worden«, heule ich und wanke durchs Zimmer, wobei ich weiter abwechselnd einen Schluck aus der Flasche und aus der Dose nehme. Wie konnte das passieren? Womit habe ich das verdient? Ich stoße einen lauten Schrei aus, der von den kahlen Wänden widerhallt, dann trete ich ans Fenster und starre hinaus, während sich der Wodka heiß durch meine Kehle und meine Magenwände frisst. Mein Blick schweift über all die erhellten Fenster in den Häusern ringsum, die Heime mit ihren Stehlampen und Fernsehern, während ich mir ausmale, wie die Leute beim Abendessen sitzen und die Pärchen eng umschlungen auf ihren Sofas liegen.
Mein Herz fühlt sich an, als hätte es mir jemand herausgerissen und zu Boden geschleudert, wo es nun in der kalten Finsternis liegt. Ich kauere mich wieder auf dem Sofa zusammen und schlinge mir die Arme um die Knie. Das Alleinsein macht mir Angst. Und ich habe nicht die leiseste Ahnung, wie ich sie jemals besiegen soll.
»Das ist einfach nicht fair!«, schreie ich. »Ich kann das nicht!« Ich wiege mich rhythmisch vor und zurück und rufe seinen Namen – zuerst so leise, als läge er schlafend im Nebenzimmer, und dann, als könne er mich quer durch die Stadt hören.
Im grünlichen Schein meines Handydisplays sitze ich da und wiederhole seinen Namen, mal leise, mal laut, dann schnappe ich das Telefon und scrolle durch die Kontakte. Wenn ich ihm doch alles nur in Ruhe erklären, nur ganz kurz seine Stimme hören könnte, würde er bestimmt zu mir kommen. Er würde mich nicht so leiden lassen. Auf keinen Fall. Seine Mailbox springt an.
»Sie haben den Anschluss von Robin Waters erreicht. Leider kann ich Ihren Anruf gerade nicht entgegennehmen. Bitte
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