Liebe auf den ersten Klick
Homepage als über B & W gesprochen habe. Allmählich wächst sich das Ganze zu einer regelrechten Obsession aus. Inzwischen bin ich der Meinung, wir brauchen einen Thread über Frauen, die mit zwei Männern gleichzeitig zusammen sind – vielleicht sollte ich ja einen anlegen. Ich beschließe, erst mal Mittagspause zu machen und danach sämtliche Zeitungen auf der Liste durchzutelefonieren und diesmal ernsthaft Barnes & Worth in den Vordergrund zu rücken.
Das Telefon läutet. Es ist Lucy. Bestimmt hat sie sich irgendetwas Schickes fürs Mittagessen überlegt.
»Hi, Viv. Macht es dir etwas aus, wenn wir unser Mittagessen auf ein andermal verschieben?«
»Ja, tut es. Ich muss dringend mit dir reden.«
»Das Problem ist … Ich habe wahnsinnig viel auf dem Schreibtisch liegen, kann aber heute Abend nicht länger im Büro bleiben. Ich treffe mich mit dem Liebesgott persönlich.«
»Also stellst du deine sexuelle Erfüllung über unsere Freundschaft, ja?«
»Ja, vermutlich tue ich das … entschuldige bitte.«
»Du bist eine miese Freundin.«
»Ich weiß. Und du hast völlig recht. Ich mache es wieder gut, außerdem willst du sowieso nur über Rob reden.«
»Ja. Und?«
»Und ich kann dazu nur sagen, dass du den Typen schleunigst vor die Tür setzen solltest. Was liegt sonst noch an?«
»Max.«
»Los, schnapp ihn dir.«
»Oh, super Idee. Offenbar verkompliziere ich die Dinge nur unnötig.«
»Sei doch nicht gleich sauer. Ich glaube, ich bin verliebt.«
»Wie schön für dich.«
»Für mich ist das ein Riesending. Er ist absolut unglaublich, Viv. Sexuell gesehen ist er mein männliches Gegenstück, nur mit Gleitmittel und Cock-Ringen.«
»Das ist doch toll. Oder?«
»Der Mann bringt dich immer wieder an den Rand des Höhepunkts, und wenn du dann endlich kommst, ist es so heftig, dass du beinahe explodierst.« O nein. Gleich wird sie haarklein schildern, wie es zwischen ihr und Mr. Sexgott zur Sache geht, und ich bin nicht sicher, ob ich das ertragen kann. »Außerdem macht er immer diese Sachen mit der Zunge …«
»Wie war das gerade, dass du dir meine Rob- Geschichten nicht anhören willst? Tja, und ich will mir nicht schon wieder anhören, wann und wo du einen multiplen Orgasmus hattest. Es ist mir egal, was er mit seiner Zunge anstellt und wie groß sein Schwanz ist. Es … nervt.« Einen Moment lang herrscht Stille, so lange, dass ich mich frage, ob sie überhaupt noch dran ist.
»Nein. Du nervst, Viv.«
»Ich stecke mitten in einer Krise, aber dich kümmert es einen feuchten Dreck.«
»Natürlich kümmert es mich, Viv. Seit Monaten halte ich dir die Hand, aber jetzt habe ich ausnahmsweise mal jemanden gefunden und will gern von ihm erzählen. Du steckst doch ständig mitten in irgendeiner Krise.«
»Das stimmt doch gar nicht!«
»Du genießt es, in einer Krise zu stecken.«
»Das nimmst du zurück!«
»Vergiss es.«
»Du bist so was von egoistisch. Ich weiß ja, dass du Rob nicht leiden kannst, aber ich dachte, dass du wenigstens mich magst.«
»Weißt du was? Im Moment, ehrlich gesagt, nein.« Sie legt auf.
Ich bin fassungslos. Sie hat einfach aufgelegt. Scheiße, Scheiße, Scheiße. Ich glaube, ich breche gleich in Tränen aus. Wie kann man so egoistisch sein? Andererseits wusste ich das ja schon immer, oder? In all den Jahren, seit wir befreundet sind, war immer ich diejenige, die sich ihr anpassen musste. Sie ist die Erfolgreiche von uns beiden. Sie ist diejenige mit dem aufregenderen Liebesleben. Meine Probleme entlocken ihr nur ein müdes Lächeln. Sie … hält mich bewusst klein und trampelt auf meinen Gefühlen herum. Aber ich werde bestimmt nicht angekrochen kommen. Immer mitten in irgendeiner Krise? Zumindest benutze ich Sex nicht als Droge! Ich schnappe meine Handtasche und lasse mein Handy absichtlich auf dem Schreibtisch liegen für den Fall, dass sie anruft. Das wird ihr eine Lehre sein. Ich nehme den Aufzug nach unten, trete durch die Drehtüren und trotte die Straße hinunter zum Flagshipstore von Barnes & Worth.
Nach einem kurzen Streifzug durch die Kosmetikabteilung fühle ich mich schon viel besser. Scheiß auf Lucy, pah! Ich brauche dringend einen neuen Lippenstift für heute Abend. Vielleicht etwas mit Glitzer. Ein Verkäufer am Chanel-Stand mit Augenbrauen, wie ich sie noch nie vorher gesehen habe, schwatzt mir ein violettiges Rot samt passendem Nagellack auf. Als Nächstes bleibt mein Blick an einem Ständer mit Dessous hängen. Einen marineblauen Satin-BH mit
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