Liebe auf den ersten Klick
ein einziges Mal gegessen. Mit einem Schauder schlucke ich das Zeug hinunter. Seine Augen funkeln vor Belustigung, als er mir das Schälchen mit den höllisch scharfen Keksen zuschiebt.
»Noch ein paar?«
Erst jetzt bemerke ich die rote Pulverschicht. »Nein danke«, wehre ich lächelnd ab.
»Ach Viv, du bist einfach köstlich.« Er nimmt mein Glas, sieht mir in die Augen und kippt den Inhalt in einem Zug hinunter, während er mit der anderen Hand dem Kellner ein Zeichen gibt. Ich sehe, wie sich bei jedem Schluck die zarte, weiche Haut über seiner Kehle zusammenzieht. Er leckt sich die Lippen ab und starrt mich eindringlich an, ehe er sich an den Kellner wendet. »Einen Sancerre für die Dame.«
»Und ein Glas Leitungswasser!«, füge ich hinzu. Der Kellner nickt und entfernt sich rückwärts von unserem Tisch, ehe er vollends kehrtmacht und verschwindet. Rob sieht mich an und schüttelt den Kopf.
»Was ist?«
Er nimmt meine Hand, dreht sie um und schnuppert daran. »Du riechst so gut«, murmelt er. Am liebsten würde ich laut auflachen, aber ich muss mich zusammenreißen. Er nimmt den Brillantanhänger zwischen Daumen und Zeigefinger. »Er sieht wirklich exquisit an dir aus.«
»Danke. Ein alter Freund hat ihn mir geschenkt«, witzle ich.
»Das muss ein sehr, sehr guter Freund sein«, säuselt er. Ein Anflug von Unbehagen überfällt mich.
Mein Wein kommt, danach werden wir nach unten begleitet und in die Obhut des Oberkellners übergeben, der mich von oben bis unten mustert, ehe er Rob ein wissendes Lächeln zuwirft.
»Guten Abend, Mr. Waters. Wir haben Ihren gewohnten Tisch vorbereiten lassen.«
»Danke, Patrick.« Zwinkernd drückt Rob ihm einen gefalteten Geldschein in die Hand. Wir folgen einem affektierten Ober, der uns in eine Nische am anderen Ende des Restaurants führt. Rob rutscht auf den kunstvoll auf alt getrimmten Ledersitz mir gegenüber und bestellt noch mehr Wein und die Vorspeise. Mit einem Anflug von Verärgerung sehe ich mich in dem kolosseumsartigen Bau um. Natürlich ist mir bewusst, dass er Eindruck schinden will, aber seit wann ist er in diesem Laden Mitglied und hat einen »gewohnten Tisch«?
»Ein erstklassiger Tisch«, bemerkt er und schlägt seine Speisekarte zu.
Ich lächle. »Dein Stammplatz, wie mir scheint.«
»Na ja, wie gesagt, ich bin hier Mitglied, deshalb bin ich ziemlich oft hier. Sonst würde sich ja der Beitrag wohl kaum lohnen.«
»Und ich bilde mir doch glatt ein, du hättest mich an einen ganz besonderen Ort entführt.« Ich lache.
Ein eisiger Ausdruck tritt auf seine Züge. »Das hier ist ein ganz besonderer Ort, verdammt noch mal. Oder warst du etwa schon mal in so einem schicken Laden, Viv?« Ein Speicheltröpfchen landet auf meiner Wange, das ich mit der Damastserviette abtupfe. Als ich ihn wieder ansehe, wirkt er völlig ruhig und entspannt. Unter dem Tisch legt er beide Hände auf mein linkes Knie, als wolle er sie wärmen. »Vivienne, wichtig ist doch nur eins: Du bist mein Leben und bald meine Frau, und du weißt, was das heißt.«
»Das reimt sich«, bemerke ich.
Er löst seine Hände von meinem Knie und sieht sich im Restaurant um. An seinem Kiefer zuckt ein Muskel. »Viv, verzeih mir. Vermutlich wollte ich nur ein bisschen angeben, aber ich sehe, dass dich das nicht beeindruckt.«
»Doch, schon. Ehrlich. Ich glaube nur, dass ich dich vermisse. Den alten Rob. So wie er früher war … vor der Karriere und dem Erfolg.«
»Aber heute bin ich nun mal erfolgreich.«
»Ich weiß.« Ich blicke auf meine Hände. »Erinnerst du dich an die Zeiten, als wir uns von Bier und Nudeln ernährt haben?«
»Ich bin immer noch derselbe Mensch.«
»Carpaccio vom Oktopus mit Wacholder … Madam?« Der Kellner stellt einen kunstvoll angerichteten Teller vor mir ab. »Sir?« Rob faltet seine Serviette auseinander, um Platz zu machen, nimmt sein Besteck und schneidet einen Bissen von etwas ab, das wie hauchdünn geschnittene Kutteln aussieht. Er schiebt ihn sich in den Mund und verzieht genießerisch die Lippen. »Köstlich.« Er nippt an seinem Wein. »Und der Sancerre passt perfekt dazu.«
Ich starre auf meinen Teller und spüre, wie mich plötzlich eine tiefe Erschöpfung überkommt.
Das Essen zieht sich hin. Jeder Gang ist ein Kraftakt für mich, da Rob ausschließlich Speisen bestellt, die entweder höchst exotisch, roh oder beides sind. Als wir endlich zum Dessert kommen, das aus irgendeiner seltenen Kreation aus Eigelbgelee besteht, fährt mein Magen
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