Liebe auf den ersten Klick
Programm haben. Unsere sind viel besser – und billiger noch dazu.«
»House of Fraser hat Kerzen im Programm?«
»Ja«, meldet sich Christie zu Wort. »Mit Glitzer und Weihnachtsduft. Wenn man sie anzündet, riecht das ganze Zimmer nach Weihnachten.«
»Unsere Kerzen sind dagegen sehr chic … minimalistisch, was perfekt zu den aktuellen Einrichtungstrends passt. Wahrscheinlich werden sie in der nächsten Ausgabe von Living Today erwähnt.« Das ist eine glatte Lüge, aber ich kenne jemanden in der Redaktion dort. Schnuti sieht auf ihre Notizen und kritzelt etwas.
»Okay, wir nehmen zweitausend und sehen einfach, wie sie sich abverkaufen.«
Scheiße – wir sind geliefert.
Miss Boje ist inzwischen bei ihrem dritten Gebäckstück angelangt, und Christie pinselt Spiralen auf ihren Block. Mein Blick wandert in Richtung Fenster, auf das kleine blaue Quadrat Himmel, und ich spüre beim Gedanken an Max, wie mich die Erregung durchströmt, doch dann rufe ich mir Rob ins Gedächtnis – Rob, die Liebe meines Lebens, der Mann, an den ich die letzten Monate ununterbrochen denken musste, will mich heute Abend zum Essen ausführen. Natürlich gehe ich mit ihm aus, aber … gleichzeitig möchte ich Max unbedingt sehen. Was für eine Überraschung er sich wohl für mich ausgedacht hat? Schnuti faselt weiter, während ich mich bemühe, so etwas wie Begeisterung für die Frage zu entwickeln, wie wir die ledernen Taschenspiegel verpacken und welche Produkte wir in die »3 zum Preis von 2«-Aktion nehmen könnten. Doch meine Gedanken sind ganz woanders – bei der Frage, was ich anziehen und mit wem ich den Abend nun verbringen soll.
Bettelanrufe bei den Redaktionen. Ich hasse so etwas. Ich muss versuchen, den Journalisten eine Story über unser mickriges Weihnachtssortiment zu verkaufen: essbare Unterwäsche! Wie aufregend! Und erst die topmodernen Accessoires! Dabei darf ich aber nicht verzweifelt rüberkommen, selbst wenn wir drauf und dran sind, eine Bauchlandung der Extraklasse hinzulegen. Ich habe eine Liste mit Zeitschriften und Kontaktpersonen, die ich auf bekannte Namen durchsehe. Ich glaube, diese Donna von der Sunday Read kenne ich. War das nicht die eine, die mir bei der PR-Party zum Valentinstag erzählt hat, dass sie bald ihren superattraktiven Verlobten heiraten wird? Ich beschließe, mein Glück als Erstes bei ihr zu versuchen.
»Donna Hayes?« Überrascht horche ich auf. Ich hatte fest damit gerechnet, den Anrufbeantworter an der Strippe zu haben.
»Oh, hi, Donna. Hier ist Vivienne Summers von Barnes & Worth.«
»Hi.«
»Hi. Ich glaube, wir haben uns bei unserer Party zum Valentinstag kennengelernt. Vielleicht erinnern Sie sich an mich?«
»Ach ja … das war ein super Abend.«
»Ja. Schließlich musste ja jemand all den Rosé-Champagner vernichten, stimmt’s?«
»Hmhm, war schon lustig.«
»Und wie geht’s Ihrem tollen Verlobten?« Einen Moment lang herrscht Stille in der Leitung. Ich frage mich, ob ich etwas falsch gemacht habe. »Wann ist denn der große Tag?«
»Er … äh … ich … äh. Wir sind nicht mehr zusammen.«
O Scheiße. Ich mache ein Ausrufungszeichen neben ihren Namen. »Das tut mir sehr leid.«
»Ja, es hat sich herausgestellt, dass er lieber doch nicht heiraten wollte.«
»O nein.« Das Gespräch läuft völlig verkehrt. Wie um alles in der Welt soll ich jetzt auf essbare Dessous umschwenken?
»Aber jetzt heiratet er eine andere … fünf Monate nachdem wir uns getrennt haben«, presst sie mit erstickter Stimme hervor.
»Genau dasselbe ist mir auch passiert!«
Vierzig Minuten später ist Donna von der Sunday Read bereit, eine Story über nevergoogleheartbreak.com zu machen. Wahnsinn! Bloß mit meiner eigentlichen Arbeit hat das rein gar nichts zu tun. Inzwischen ist es fast Mittag. Ich kritzle ein paar Slogans auf meinen Block, die in Frage kämen … »Der Winter bei B & W wird heiß«, und »Heiße Höschen für Weihnachtsen gel«, ehe ich mein Glück bei Graham von der Weekend versuche. Bestimmt ist die Story interessant für ihn, vor allem wenn wir ein Fotoshooting mit einem männlichen Model dazu machen.
»Graham Jackson …«
»Hi, hier ist Vivienne Summers von Barnes & Worth.«
»… kann Ihren Anruf derzeit leider nicht entgegennehmen. Bitte hinterlassen Sie eine Nachricht oder versuchen Sie es später noch einmal.« Ich hinterlasse eine Nachricht mit zwei Ideen für eine Story, doch erst als ich aufgelegt habe, wird mir bewusst, dass ich mehr über meine eigene
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