Liebe auf den ersten Klick
pinkfarbenen Schleifen später kehre ich ins Büro zurück. Im Aufzug steht eine Frau, die mich irgendwie an Nana erinnert. Ich überlege, ob ich sie anrufen und fragen soll, welcher Mann besser zu mir passen würde, Rob oder Max, aber ich kenne ihre Antwort ohnehin schon, außerdem fühlt sie sich in letzter Zeit nicht besonders gut, deshalb will ich sie nicht unnötig aufregen. Apropos – ich sollte mich dringend erkundigen, wie es ihr geht.
Gerade als ich »Nana anrufen« ganz oben auf meine Telefonliste schreibe und dick unterstreiche, kommt eine SMS. Bestimmt von Lucy, die sich entschuldigen will.
»Hi, Viv. Das mit heute Abend vergessen wir dann wohl einfach. M«
Wie seltsam. Was meint er damit? Ich rufe ihn an.
»Hier ist Max. Bitte eine Nachricht hinterlassen.«
»Hi, Mr. Geheimnisvoll. Ich verstehe deine SMS nicht ganz. Wo steckst du?«
Ich lege auf und versuche es gleich noch einmal für den Fall, dass er das Telefon nicht gehört hat, aber er geht immer noch nicht ran. Heute Abend vergessen? Wir haben heute noch nicht einmal telefoniert. Schmollt er, weil ich auf seine SMS gestern Abend nicht mehr geantwortet habe? Ich will ihn unbedingt sehen und muss außerdem dringend mit ihm reden. Ich versuche es noch einmal, werde jedoch direkt auf die Mailbox umgeleitet. Ich lege auf. Eine düstere Vorahnung erfasst mich. Könnte er das von Rob erfahren haben? Ich hinterlasse noch eine Nachricht.
»Max, ruf mich an. Es ist dringend.«
Ich probiere gerade meinen neuen Lippenstift auf dem Handrücken aus, als Christie auftaucht und einen Pappbecher mit einer braunen übel riechenden Brühe vor mir abstellt.
»Was zum Teufel ist das denn? Spülwasser?«
»Haha. Das ist Misosuppe mit Algen und Tofu. Das ist sooo gesund.«
»Mir wird gleich schlecht.«
Sie schlürft das Zeug mit dem Plastiklöffel und saugt glänzende grüne Pflanzenfasern zwischen die Lippen, während ich vor mich hin starre und voller Sorge an Max denke. Ich hoffe nur, dass es ihm gut geht und er nicht sauer auf mich ist. Verdammt. Was für ein Chaos und weit und breit kein Mensch, mit dem ich reden kann. Ich drehe mich zu Christie um.
»Rob ist gestern Abend zurückgekommen.«
»O mein Gott!« Sie gibt den Versuch auf, das glitschige Zeug mit dem Löffel aus der Brühe zu fischen, und hebt den Becher an die Lippen. Als sie ihn wieder senkt, klebt irgendetwas Glänzendes über ihrem Nasenrücken.
»Du hast da was.«
Sie betupft ihr Gesicht mit einer Papierserviette. »Was ist passiert? Er wollte doch dieses Model heiraten, oder?«
»Sie haben sich getrennt. Er will, dass wir uns ver söhnen.«
»O Gott. Und er ist steinreich, stimmt’s?«
»Ja.«
»Und sieht super aus, oder?«
»Ja.
»Meine Güte, du Glückspilz.«
»Meinst du?«
»Aber hallo.« Sie sammelt glibberige Tofuklumpen vom Becherboden. »Ich wünschte, ich würde mal so einen Mann kennenlernen. Ich meine, davon träumt doch jede Frau, oder?« Ich lächle sie an, während sie einen Spiegel herauszieht und ihre Zähne auf Algenreste überprüft. »Also bist du wieder mit ihm zusammen, ja?«
»Keine Ahnung.« Ich seufze.
»O mein Gott, ich würde ihn mit Kusshand zurücknehmen.« Sie trägt beigefarbenen Glitzergloss auf, der ihre Lippen aussehen lässt, als wären sie mit Zuckerguss überzogen, und blickt mich über den Spiegel hinweg an.
»Ehrlich?«, frage ich.
»Na logo, ist doch wohl klar, oder?«, erwidert sie ohne jede Ironie.
Ich trage ein nagelneues, eng anliegendes Kleid aus schwarzem Jersey mit hohen Schuhen dazu und kämpfe mit dem Verschluss der Brillantkette, als das Klingeln des Taxifahrers mich vor Schreck zusammenfahren lässt. Nur die Ruhe, nur die Ruhe , sage ich mir. Es ist doch nur ein Abendessen . Ich überprüfe meine Zähne auf Lippenstiftspuren und ziehe am Saum meiner Jacke, die leider etwas zu kurz für mein Kleid ist. Nein, das wird Rob gar nicht gefallen, deshalb sollte ich sie lieber hierlassen. Vorsichtig gehe ich die Stufen hinunter, rutsche auf den Rücksitz des wartenden Mercedes, zupfe den Zwickel meines neuen Höschens zurecht und frage den Fahrer, wohin er mich bringt.
»Das kann ich Ihnen nicht sagen, Ma’am. In der Reservierung steht, dass es eine Überraschung ist.« Er lächelt mir im Rückspiegel zu, an dem ein Duftbäumchen baumelt, das den synthetischen Geruch nach Toilettenreiniger verströmt. Der Fahrer fädelt sich in den Ver kehr ein und fährt in Richtung West End. »Haben Sie heute Geburtstag, Ma’am?«
Ȁh,
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