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Liebe auf den letzten Blick

Liebe auf den letzten Blick

Titel: Liebe auf den letzten Blick Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L Beck
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eingefangen. Habe ich nicht erst vor wenigen Tagen in der Zeitung von einem fatalen Magen-Darm-Virusgelesen? Bei der Vorstellung, allein vor mich dahinzusiechen, überfällt mich Panik. Ich sehe mich leidend in den Kissen liegen. Keiner wäre hier, um mir zu helfen, niemand würde Suppe kochen oder bemerken, wenn ich stürbe. Das war immer mein allerschlimmster Alptraum, und der Hauptgrund, warum mich die Idee des Zusammenlebens letztlich überzeugt hat.
    Ich zwinge mich, ruhig durchzuatmen. Das Flimmern verschwindet, und der Schwindel lässt nach. Puh! Noch mal davongekommen. Erleichtert erhebe ich mich. Vermutlich war nur mein Kreislauf abgesackt, und ich habe einfach zu lange im Bett gelegen. Oder ich habe zu viele Pralinen vertilgt und mir einen Zuckerschock angefuttert. Egal, Hauptsache ich bin nicht krank und muss nicht sterben. Jedenfalls nicht heute. Merkwürdig, was für absurde Gedanken einen in der Einsamkeit überkommen. Oder liegt es am Alter? Jedes Augenflimmern durch zu schnelles Aufstehen deutet man als Vorboten eines Infarkts. Ganz von der Hand zu weisen ist so was nicht, schließlich verbringt der Körper rund um die Uhr mit dem Älterwerden.
    Nein, ich bin doch erst »dreißig«, sage ich mir mit Galgenhumor und beschließe, mir diese WG-Website, von der Amelie gesprochen hat, einmal anzusehen. Vorher muss ich aber unbedingt etwas Vernünftiges essen.
    In der Küche trifft mich der nächste Schock. Auf dem Tisch steht noch das Geschirr vom Frühstück, und der Geschirrspüler ist nicht ausgeräumt. Typisch Amelie. Sie plant ihren Auszug und vergisst alles andere. Nach ihr die Sintflut.
    Missmutig beginne ich, die Maschine zu leeren, überlege es mir aber nach der zweiten Tasse anders. Ich bin doch nicht der Depp vom Dienst. Mit einem Glas Saft und einem Stück Salami verlasse ich die Müllhalde und begebe mich an mein Laptop.Das superflache Gerät hab ich mir von der Abfindung geleistet. Ich hätte mein Geld besser für Notzeiten sparen sollen.
    Hör auf zu jammern, Mathilde, ermahne ich mich, google »Oldie-WG« und finde eine Seite namens www.pluswgs.de .
    Gespannt klicke ich durch die Anzeigen.
    Duftstoffallergikerin möchte in verständnisvolle WG einziehen.
Ob sie nur Raumdüfte und Räucherstäbchen nicht mag oder auch auf Putzmittel allergisch reagiert, erwähnt sie leider nicht.
    Mann mit Hund sucht Zimmer in WG mit Garten.
Das wäre vielleicht ein geeigneter Kandidat – wenn unser Vermieter genauso tierfreundlich wäre wie ich. Laut Mietvertrag sind Haustiere nämlich nicht erlaubt.
    Junggebliebene Witwe, 60plus, mit Faible für gemütliche Kaminabende möchte Zweier-WG mit alleinstehendem Herrn gründen.
Was diese Dame eigentlich sucht, merkt doch der Dümmste.
    Die Online-Inserate deprimieren mich mehr, als mir Zuversicht zu vermitteln. Ob ich mir lieber einen Mann suche? Am besten einen sehr reichen, der mich aus meiner finanziellen Bredouille rettet. Ach ja, seufze ich in Erinnerung an den Flirt im »Lehmanns«, sich noch mal so richtig verlieben …
    Wagemutig wechsle ich von der Mieter- zur Partnersuche.
    Bei den einschlägigen Partnerbörsen kann ich ohne Anmeldung einige Kandidaten in Augenschein nehmen, was allerdings noch frustrierender als die WG-Gesuche ist. Je älter die Herren sind, umso jünger soll die Gesuchte sein.
Gutsituierter Sugardaddy im Ruhestand sucht attraktives junges Zuckermäuschen zum gegenseitigen tabulosen Verwöhnen. Biete geldgefülltes Kissen als Unterlage.
    Höchstens Greise geben sich mit älteren Frauen zufrieden.
Neunzigjähriger sucht beziehungserfahrene Frau für gemeinsamen Lebensabend. Alter unwichtig.
    Halt! Hier sucht jemand eine Frau um die Fünfzig. Ach du Schreck – für Rollenspielchen!
    »Hallooo! Jemand zu Hause?«
    Irma. Wo kommt die denn plötzlich her? Ich dachte, sie wollte mit Otto verreisen. Hoffentlich ist alles in Ordnung. Ich springe auf und sause in den Flur, ohne mir etwas überzuziehen.
    »Hey, Tildchen!« Sie eilt mit ausgebreiteten Armen auf mich zu und registriert erschrocken meinen Aufzug. »Bist du krank?«
    »Nein, nein, alles okay. Ich mach mir nur einen faulen Tag«, antworte ich. »Und bei dir?«
    Die Frage ist eigentlich unsinnig, denn Irma sieht so toll aus, dass es ihr nur gutgehen kann. Geradezu mondän, als wäre sie eben für die
Vogue
fotografiert worden. Das liegt nicht nur an dem moosgrünen Hosenanzug, zu dem sie silberne Pumps und eine übergroße silberne Handtasche trägt, sie strahlt geradezu von innen

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