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Liebe auf den letzten Blick

Liebe auf den letzten Blick

Titel: Liebe auf den letzten Blick Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L Beck
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krank, weil du nicht zum Essen erscheinst.« Sie mustert mich prüfend. »Du siehst tatsächlich etwas angegriffen aus. Soll er dir eine Hühnersuppe kochen?«
    Ablehnend verschränke ich die Arme vor der Brust. »Danke! Mit Suppe ist mir nicht geholfen.«
    »Vielleicht mit einer Großpackung Gummibärchen?«
    »Verschwinde!«
    »Schon gut«, lenkt sie ein, bleibt aber sitzen. »Natürlich weiß ich, worüber du dir den Kopf zerbrichst. Ich wollte dich nur aufheitern. Sich schmollend in einer Ecke zu verkriechen, bringt doch nichts. Steh auf, nimm ein heißes Bad und ein kräftiges Frühstück zu dir, dann sieht die Welt gleich wieder freundlicher aus. Aber wenn du dich lieber mit Haschkeksen in Stimmung bringen möchtest, davon wären auch noch reichlich da.«
    »Ich verzichte auf deine Ratschläge. Du hast schon genug Schaden angerichtet.«
    Schuldbewusst senkt sie den Kopf. »Tut mir leid, Mathilde. Aber gegen die große Liebe ist man machtlos. Du warst doch bestimmt auch schon mal … Du weiß, was ich meine.«
    Ihre blödsinnigen Entschuldigungen machen mich nur noch wütender, und ich komme richtig in Fahrt. »Anscheinend hastdu vergessen, dass diese WG-Schnapsidee ursprünglich auf deinem Mist gewachsen ist. Aber ich hatte von Anfang an den Verdacht, dass du im Grund nur hinter Gustl her warst. Jetzt, wo du dein Ziel erreicht hast, ist dir alles andere egal. Soll die doofe Mathilde doch sehen, wo sie bleibt.«
    »Ach, Mathilde, wenn du es mich doch erklären lassen würdest«, startet sie den x-ten Versuch, seit dem unseligen Abend im »Lehmanns«.
    »Erklärungen helfen mir auch nicht, die Miete zu bezahlen«, entgegne ich frustriert. »Und die ist nun mal viel zu hoch für mich. Vorausgesetzt, ich möchte tatsächlich allein in einer Fünf-Zimmer-Wohnung leben, könnte ich notfalls die Kaution abwohnen, aber nach drei Monaten …«
    »Zum Donnerwetter!«, wird sie plötzlich laut. »Ich hab dir doch versprochen, dass ich bei meiner Bank nach einem Kredit frage, dann bekommst du meinen Ablöseanteil.«
    »Träum schön weiter«, entgegne ich spöttisch. »Ganz offensichtlich ist dir entgangen, dass an Rentner schon lange keine Kredite mehr vergeben werden.«
    »Das lass mal meine Sorge sein.« Selbstbewusst sieht sie mir in die Augen. »
Du
solltest dich mittlerweile nach neuen Mitbewohnern umsehen.«
    »Wo denn? Im Drogeriemarkt, beim Gebissreiniger oder doch lieber bei den Inkontinenzeinlagen?«, frage ich. »Ja, warum nicht? Ich könnte mir ein Schild um den Hals hängen: Alte Schachteln als Mitbewohner gesucht!«
    Amelie kichert. »Lustige Vorstellung … Bei der Wohnungsnot in München würdest du dich vor Angeboten bestimmt kaum retten können. Aber mal im Ernst, ich hab online ein bisschen recherchiert. Inzwischen gibt es sogar eine Website für WGs älterer Leute. Dort kann man Gesuche und Angebote einstellen. Kostenlos.«
    Das letzte Wort lässt sie sich auf der Zunge zergehen. Durch unsere jahrelange Zusammenarbeit kennt sie die empfindlichen Stellen meiner Buchhalterseele natürlich nur zu gut. Mit kostenlos kann man mich ködern. Normalerweise.
    »Ich möchte aber nicht mit wildfremden Menschen zusammenleben«, erkläre ich. »Allein die Vorstellung …«
    »Ameliiie!«
    Wie angestochen springt sie vom Bett auf.
    »Tut mir leid, Mathilde, ich muss los. Ich habe einen Banktermin, danach besichtigen wir eine Wohnung und besuchen anschließend Susannes Grab.« An der Tür dreht sie sich noch einmal um. »Wir reden später weiter, ja?«
    »Zisch ab!«, fauche ich.
     
    Später, als die Wohnungstür ins Schloss fällt, frage ich mich immer noch, was die liebestolle Esoterikerin sich eigentlich einbildet. Erst bearbeitet sie mich so lange, bis ich bei dieser WG-Nummer mitmache und dann lässt
sie
alles platzen. Einen Ersatz für Irma hätte ich vielleicht noch finden können, aber drei neue Mitbewohner? Angenommen, ich finde sympathische Kandidaten in meinem Alter, wäre noch längst nicht garantiert, dass wir uns auch aneinander gewöhnen. Ältere Menschen haben nun einmal ihre festen Gewohnheiten und pflegen ihre Macken. Da nehme ich mich nicht aus. Außerdem bin ich nicht so zutraulich wie Amelie, deren Gemüt mit dem eines Welpen vergleichbar ist. Deswegen fällt auch jeder auf sie herein. Wie Gustl.
    Als ich aus dem Bett steige, erfasst mich leichter Schwindel, mir wird schwarz vor Augen und ich muss mich wieder setzen. Auch in meinem Magen rumort es seltsam.
    Hoffentlich habe ich mir nichts

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