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Liebe auf den letzten Blick

Liebe auf den letzten Blick

Titel: Liebe auf den letzten Blick Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L Beck
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besser, als Fred nachzuheulen. Den Herrn Kunstlehrer habe ich mir inzwischen endgültig abgeschminkt. Zumal er sich seit zwei Wochen nicht mehr hat blicken lassen. Auf meinem Sterbebett werde ich mich an ihn als meine letzte Liebe erinnern. Heißt es nicht, die größten Lieben sind die unerfüllten?
    Dana hat die Musik abgestellt. Ich recke mich genüsslich gähnend und überlege, ob ich mich noch einmal umdrehen soll. Wozu hetzen, die Zeitung kann ich später lesen.
    Ein weit entferntes Klingeln läutet das Wochenende ein. »Telefon!«, ertönt es über den Flur, es folgt Stimmengewirr und kurz darauf klopft jemand an meine Tür.
    Auf mein »Herein« lugt Danas hübsches Gesicht durch den Türspalt. »Sorry, wenn ich dich störe. Irma ist am Apparat.« Sie hält mir das schnurlose Telefon entgegen. »Papa meint, du möchtest bestimmt mit ihr sprechen.«
    »Du störst nicht«, antworte ich und nehme ihr den Apparat ab.
    Beim Rausgehen verkündet Dana, dass sie schon mal Kaffee aufsetzen wird.
    Das liebe Kind kocht Kaffee und bringt mir das Telefon ans Bett! Über so eine Mitbewohnerin kann ich mich einfach nicht beschweren.
    Ich wende mich Irma zu. »Na, altes Haus?«
    »Selber alt«, antwortet sie vergnügt. »Ich wollte nur Bescheid geben, dass wir nach ein paar erholsamen Tagen in Cornwall gestern Abend wohlbehalten in Cannes gelandet sind.«
    »Wie schön«, freue ich mich mit ihr und erkundige mich, wo sie abgestiegen sind.
    »Im Carlton.«
    »
Dem
berühmten Hotel Carlton, wo während der Filmfestspiele die Stars logieren?«, frage ich.
    »Eben dieses!«, bestätigt Irma lachend. »Wir haben eine tolle Suite. Ach, Mathilde, du glaubst nicht, wie luxuriös es hier ist. Superweiche Seidenbettwäsche, Dampfdusche im rosa Marmorbad, flauschige Bademäntel und, das würde Amelie begeistern, eine eigene Minibar für den Champagner.«
    »Nur das Beste vom Besten für uns«, ruft ein gutgelaunter Otto aus dem Hintergrund. »Uns geht es supergut, wie Gott in Frankreich!«
    »Wie schön, Otto ist wieder fröhlich«, sage ich. »Richte ihm einen lieben Gruß aus, sein treuer Fan Mathilde drückt fest die Daumen für die Verhandlungen. Es wird bestimmt alles gut.«
    »Mathilde drückt die Daumen«, ruft Irma.
    »Tausend Dank, meine Liebe«, dröhnt Ottos Bassstimme mir plötzlich ins Ohr. »Übrigens wurde ich gestern auf der Croisette erkannt und um Autogramme gebeten.«
    »Na, dann wird auch bald Hollywood bei dir anklopfen«, entgegne ich.
    »Ach, du heiliger Oscar!«, stöhnt Otto mir theatralisch ins Ohr. »Hollywood! Der Ort, wo sie dich ausbeuten, du ein Vermögen für einen Kuss bekommst und einen Cent für deine Seele. Nein, nein, meine einzige Berührung mit diesem Moloch war 1974, als ich mit meinem Freund Fassbinder hier in Cannes war und neben Francis Ford Coppola auf der Terrasse saß. Ansonsten ist die Traumfabrik kein Ort für den alten Otto. Dort muss man entweder pralle Muckis wie Mr. Schwarzenegger vorweisen oder sich zum Schönling umoperieren lassen, um überhaupt zu einem Casting eingeladen zu werden. Aber aus einem alten Zirkusgaul lässt sich kein Paradepferd machen.«
    »Gib mir das Telefon zurück, du überdrehter Mime«, höre ich Irma lachen, und dann spricht sie wieder mit mir. »Du solltest ihn sehen. Monsieur strahlt übers ganze Gesicht. Ein paar kreischende Fans und die Schauspielerseele ist versöhnt.«
    »Ich freue mich für Otto und natürlich für dich, Irma. Lasst es euch gutgehen, genießt den Luxus und …«
    »Warum ich übrigens anrufe«, unterbricht sie mich. »Ich würde dir gerne etwas aus Cannes mitbringen. Hast du einen Wunsch?«
    »Ja!«, antworte ich und muss nicht lange überlegen. »Dass Otto die Rolle bekommt.«
    »Typisch Mathilde, immer zuerst an andere denken«, lacht sie und schwärmt von Souvenirs, die sie bereits gehortet hat. »Feinsten Lavendelhonig, Duftsäckchen mit Kräutern der Provence für den Wäscheschrank und pflegende Olivenölseifen von kleinen Seifensiedern aus der Gegend.«
    »Oh, ich liebe Kräuterduftsäckchen. Die sind so herrlich altmodisch und passen zu mir«, antworte ich kichernd und berichte von Danas Besuch und ihren Beziehungsproblemen.
    »Männer!«, schnauft Irma. »Ich bin heilfroh, meinensüßen Otto zu haben. Der interessiert sich nicht für andere Frauen und bleibt mir treu bis in den Tod.«
    »Hahaha!«, erschallt Ottos Lachen.
    Irma und ich lachen lauthals mit. Nachdem wir uns beruhigt haben, deute ich an, dass es außerdem

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